Gehobene asiatische Küche

Das erste Mal hat die chinesische Küche in den 70er Jahren die Welt erobert. Damals ein Inbegriff für aussergewöhnliche Exotik, hat sie in europäisierter Version in den Städten und später auch in den Dörfern breit gemacht. Die Grundzutaten wie Huhn, Ente, Schwein und mehr in vielfältigen Zubereitungsarten (süss-sauer, scharf, wirklich scharf, ..) ergaben lange Speisekarten; jedes Gericht mit einer Nummer versehen. Weltverschwörungstheoretiker orteten ein international genormtes Nummerierungssytem oder versuchten, aus den Nummern gewisser Speisefolgen Aussagen über den Lauf der Welt abzuleiten.

Später kamen dann japanisch, thailändisch, koreanisch, Fusion Style, vietnamesich und noch vieles mehr. Doch jetzt ist es Zeit für die chinesische Hochküche – nein, ‚die‘ chinesische Küche gibt es nicht; sagen wir lieber, es ist Zeit dass die chinesische Küche auch die Top Restaurants dieser Welt erobert.

An manchen Plätzen hat dies schon begonnen. Keine Überraschung in geographischer Sicht z.B. im Bo Innovation in Hong Kong, wo ein tätowierter australischer Tontechniker sich zwei Michelin Sterne erkocht hat. In kleinerem Rahmen in Wien, mit Plätzen wie dem …. In der Schweiz jedoch und in Deutschland herrscht diesbezüglich noch eher Leere.

So entstand bei einem Aufenthalt in München nach kurzem Recherchieren in den einschlägigen Gourmet-Führern die spontane Idee, das Restaurant Jin aufzusuchen. Zwar nicht ‚chinesisch‘, sondern ‚asiatisch‘, aber doch betrieben von einem Chinesen; und im Gault Milau zunächst mit 15, dann mit eindrucksvollen 16 Punkten bewertet.

Unser Menü im Restaurant Jin in Müchen

Wir wählten Jin’s Klassiker Menü:

0. Gruss aus der Küche: Kalbfleisch mit Staudenselerie

 Als kleiner Start in das Menü eine Scheibe von deiner Art Rolle mit Kalbfleisch, angenehm kontrastiert von einigen Stücken Staudenselerie.

Restaurant Jin München

 

1. Capriccio vom Loup de Mer mit Soja-Limettenvinaigrette

So schmeckt Japan in Europa; und genauso erfreut es unseren Gaumen. Scheiben vom Coup de Mär, mit Algen, japanischem Rettich und einer Soja-Sauce.

Restaurant Jin München

2. Tatar vom Blue Fin Thunfisch mit Chili und Kaviar vom fliegenden Fisch

Ein Tatar vom Thunfisch, darunter die kleinen, festeren Körner des Kaviars vom fliegenden Fisch; texturell eine bereichernde Ergänzung. Das ganze mit Chili – für unseren Geschmack ging die Qualität des Thunfisches in der Schärfe des Chilis unter.

Restaurant Jin München

3. Geschmorte Pralinen vom Schweinebauch

Schweinebauch – oft unterschätzt oder der möglichst fettarmen Küche zum Opfer gefallen; in manchen Varianten der chinesischen Küche jedoch ein wichtiges Element. Die (sehr heissen) Pralinen vom Schweinebauch gut gelungene Abwechslung aus ‚kross‘ und ‚weich‘; serviert in einem intensiven Fonds; garniert mit süsslichen und perfekt knackigen Kaiserschoten. Gut, auch wenn es noch bewegendere Schweinebauch-Rezepte gibt.

Restaurant Jin München

4. Gebratene Jakobsmuscheln mit Reiswein und Kaiserschoten

 De Jakobsmuscheln wirken in einer Sauce mit Reiswein; und erneut treffen wir die Kaiserschoten am Teller an.

Restaurant Jin München

5. Entrecote vom Charolais Rind mit Chili und Wokgemüse

Scharf angebratene Stücke vom Rind ‚Wok Style‘ (und vermutlich auch in einem solchen zubereitet) mit Wokgemüse (Sprossen und mehr). Das Fleisch von guter Konsistenz, das Gemüse absolut knackig auf den Punkt.

(leider kein Bild…)

6. Variationen vom grünen Tee

Das Dessert – europäische Desserts sind in der asiatischen Küche eh immer eine schwierige Sache, doch der europäische Esser verlangt nun mal danach. Manchmal entstehen daraus faule Kompromisse; im Jin eine gut gelungene Variation vom grünen Tee. Eine Kugel Eis vom grünen Tee – ’staubig‘ und ‚trocken‘ schmeckend wie grünes Tee Pulver (klingt jetzt seltsam, aber das waren die Assoziationen), ausgezeichnet. Dazu eine Küchlein mit Schichten vom grünen Tee und mehr…

Restaurant Jin München

Das Finanzielle:

Restaurant Jin München

 

Unser Küchenreise-Rating:

Die Küche im Jin zeichnet sich durch die Konzentration auf das wesentliche aus.

Das Hauptelement der Speise wird in den Mittelpunkt gestellt, Beilagen sind nicht vorhanden oder nur (ausgezeichnetes) Gemüse. Alles in allem ein sehr guter ‚Asiate‘ (japanische und chinesische Elemente); unserer Einschätzung nach im Gault Milan Ranking sichere 13-14 Punkte und sehr empfehlenswert; die vom GM vergebenen16 Punkte erscheinen uns im Quervergleich aber übertrieben.

Kein Restaurant, für welches wir extra hunderte Kilometer fahren würden, doch eines, welches bei einem München Aufenthalt durchaus interessant sein kann.

3 – Wenn es sich ergibt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Restaurant Jin
Kanalstrasse 14
D-80538 München

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