Frischer Wind in historischem Gemäuer

Jugendstil-Ambiente prägt den Werneck-Hof im Münchner Altschwabing. Die Geschichte des Restaurants scheit lang zu sein.

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So schrieb der Spiegel schon 1957, Lous Ferdinand, Prinz von Preussen und Chef des Hauses von Hohenzollern hätte am Heimweg von einer Privataudienz bei Papst Pius XII im Werneckhof gespeist. Und den Besitzern danach als Dank für die gute Bewirtung ein Lichtbild seiner Familie geschickt.

Wir sind nicht Chef eines Adelsgeschlechtes. Auch der Papst gewährt uns wohl kaum eine Privataudienz. Dennoch kehrten auch wir auf der Heimreise im Werneckhof ein. Und schreiben diesen Bericht, anstatt ein Lichtbild zu übersenden.

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Frischer Wind sei hier eingekehrt, trug man uns zu. Das wollten wir ausprobieren. Der neue, 29-jährige Küchenchef heisst Tohru Nakamura.

Beeindruckend seine Vita: Nach der Ausbildung im Münchner Königshof folgten 2 Jahre bei Joachim Wissler im Vendôme, dann eine Zeit – zuletzt als Sous Chef – bei Sergio Herman im Old Sluis. Nach einigen Traineeships in Tokio ist er nun wieder in die Geisel Gruppe zurückgekehrt. Mitte April 2013 hat er die Küche des Werneckhofes übernommen. Maître ist weiterhin Ireneo Tucci.

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Das Ambiente? Noch immer eigen. Doch vielleicht liegt es daran, dass der Dresscode stilvoll, doch ein wenig legerer als an anderen Orten ist. Dass das Lachen an den Tischen ein wenig fröhlicher ist.

Doch wir kommen ja auch, um uns schon ganz kurz nach der Eröffnung ein Bild vom Essen zu machen. Die kleine Auswahl der a la Carte heisst im Werneckhof „Soli“, das 5-gängige Menü „Gaudi“. Doch wir rufen „Omni“ – der Name des 8-Gängers.

Unser Dinner in Geisel’s Werneckhof in München

0. Grüsse aus der Küche

Wenn die Produktqualität stimmt, mundet auch Einfaches vorzüglich! Wie bei der ausgezeichneten Datteltomate, welche uns mit Quionasalat als erdigem Gegengewicht und ein wenig Avocadocreme auf einem Löffel gebracht wird – ein schöner Einstieg!

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Zweiter Gruss dann ein warmer Miso-Flan mit einem Ponzo-Gratiné, hauchdünnem geröstetem Brot und Kräutern – eine schöne Kombi, erfrischende Säure und angenehmes Spiel der Temperaturen!

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1. Wilde Dorade Royale, angegrillt, Sepia Spaghetti, Apfel-Hijkisalat, Créme Cru, Gurke und Ceviche Vinaigrette

Ausgezeichnet ist nun die Dorade, noch fast roh, ein wenig mariniert (Ceviche – Peru lässt grüssen) und nur ganz kurz angegrillt. Ein Hauch von Rostaromen verbindet sich mit der Frische des Fisches. Der Apfel und die Vinaigrette tragen ein schönes Säurespiel bei, die Algen leicht jodige Aromen. Die Gurke intensiv, die Sepia Spaghetti ansprechend. Ein asiatisch inspiriertes, voll überzeugendes Gericht!

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2. Felchen – junger Blumenkohl, Kapern und Brunnenkresse

Die Felchen am nächsten Teller sind schön auf den Punkt zubereitet. Auf diesem eine Brösel-Kräuter Kruste sowie eine Art mit Kapern aromatisierter Krabbenchip. Dazu geniessen wir Blumenkohl in unterschiedlichen Varianten – mal als Creme, mal angebraten mit Röstaromen, mal mariniert mit schöner Säure, sowie eine Brunnenkresse-Creme. Gelungen!

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3. Langoustine – geschmolzene Gänseleber und schwarzer Knoblauch, Tofu und Soja

Es bleibt spannend – die Langoustine von guter Qualität geht eine verblüffend harmonische Kombination mit der schmelzigen Gänseleber ein. Zurückhaltender schwarzer Knoblauch, Tofu und Soja sind weitere Mitspieler. Ansprechend, doch nicht so fesselnd wie die beiden vorherigen Gänge.

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4. Stör – ziseliert und gedämpft, Estragonspinat und Nussbutter

Ein kleines Missgeschick erlaubt uns ein spannendes Experiment. Auf einem der beiden Teller ist der Stör zu trocken, am anderen wunderbar glasig. Trockener Stör und Nussbutter – da vereint sich wenig. Doch wenn der Fisch noch diese Glasigkeit hat, entsteht eine wunderbare Kombination!

Dazu noch Estragonspinat – ein weniger komplexes, aber ansprechendes Gericht.

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5. Bresse Taube – Spargel, Zedernholz Risotto, Charlottenjus

Das Fleisch der Taube perfekt, der Risotto darunter sehr fein. Der Spargel knackig, das Charlottenjus dünnflüssiger, doch geschmacksintensiv. Und nicht nur die einzelnen Bestandteile überzeugten, sondern auch die Kombination bereitete uns viel Vergnügen!

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6. Müritz Lamm – Rücken BBQ, Bauch geschmort als Curry, Erdnuss, Chinakohlherzen, Jus von Tamarinde und Koriander

Nun verspeisen wir Lamm mit einem guten Tamarinden/Koriandersud, mit Erdnussgelee und geschmorten Herzen vom Chinakohl – fein. Das Highlight für uns jedoch in einem kleinen Extra-Töpfchen  – ein geschmorter Lammbauch als belebend-intensives Curry zubereitet.

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Pre-Dessert

Als Vor-Dessert wird uns nun eine Creme mit Eisenkraut und Vanille gebracht; darauf ein schön Säure gebenderZitronenchip sowie ein ein wenig am Tisch angegossenes Olivenöl. Erfrischend!

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7.b Kirschblüten – eingelegt, Ingwer, Sauerampfer, Eis von Sesam und Zitrusmerengue

Eine spannende Kreation, das erste Dessert! Weisses Sesameis, Kirschblüten als Gelee, eingelegt und auf Zitrosmerengue – ansprechend! Die bunte und verspielte Präsentation lässt unsere Gedanken irgendwie zum japansichen Kirschblütenfest schweifen.

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8. Fenchel- und Zitronen Babas

Baba au rhum ist ein Küchlein aus süssem Hefeteig, welches nach Fertigstellung in einer Mischung aus Rum und Läuterzucker getränkt wird.

Auf unserem abschliessenden Teller werden Babas mit Fenchel– und Zitronenaromen kombiniert. Für uns dominiert jedoch die Süsse der Babas, dieses Gericht wirkt durch eindimensional auf uns und lässt Filigranität vermissen.

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9. Petit Fours

Zum Kaffe geniessen wir dann noch zwei kleine, mit Waldmeister gefüllte Windbeutel.

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Unser Küchenreise-Rating

Schon kurz nach der Eröffnung ist die Küche im Restaurant Geisel’s Werneckhof überzeugend. Modern und lebendig ist die Küchenlinie, die Gerichte zeigen eine Menge Kreativität und immer wieder mal asiatische Einflüsse. Die Qualität der Produkte ist vorzüglich, die technische Umsetzung sehr gelungen.

Die Räumlichkeiten sind ein wenig eigen. Sympathisch, doch ein wenig verstaubt. Doch das nimmt dem Restaurant jede Strenge. Die Gäste im voll besetzten Restaurant geniessen, lachen, gestikulieren. Sie haben sich in Schale geworfen – doch diese kann von Jeans bis zum Anzug vielerlei umfassen.

Und auch der Service steuert seinen Teil bei – aufmerksam, kompetent und mit Charme!

Ein beeindruckender Start – hier spürt man den frischen Wind in historischem Gemäuer! Und wir sind überzeugt, dass die Reise „nach oben“ weitergehen wird.

5 – Unbedingt wieder 

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Wie bewerten andere?

Der Werneckhof wurde im April 2013 mit dem neuen Küchenchef Tohru Nakamura wiedereröffnet. Der Gault Millau Online hat kurz nach der Eröffnung die frühere Bewertung des Restaurants (15 Punkte) auf jetzt 16 Punkte erhöht.

Auch der Gusto hat online schon seine erste Bewertung veröffentlicht und vergibt 8 Pfannen.

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Das Finanzielle

Für das 8-gängige Omni Menü, Apero, Weiss- und Rotwein, Wasser und Espresso betrugen die Kosten ca. EUR 430,-

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Die Adresse

Geisels Werneckhof

Werneckstrasse 11

D-80802 München

Wie reservieren?

Reservationen können Online via Opentable, via email info@geisels-werneckhof.de oder via Tel.  +49-89-388 795 68 erfolgen.

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1 Kommentar

  1. Tohru Nakamura ist ein hervorragender Nachwuchskoch, von dem man noch einiges erwarten darf, Wenn man bedenkt, dass er gerade mal einen Monat am Herd steht und schon jetzt solche Leistung abrufen kann, dürfen wir alle gespannt sein, was sich dort in den kommenden 1-2 Jahren noch ändern wird. Definitiv eine Bereicherung für München.

    Deshalb haben wir ihn auch zur NextGeneration eingeladen
    http://www.highendfood.org/de/2013/05/12/chefs-nextgeneration-cologne-2013/

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