Schwäbische Toskana

Wir kennen Geschichten wie diese: Blind dem Navi gefolgt stürzt der Automobilist plötzlich die Motorhaube voraus in eine Schlucht.

Natürlich sind wir daher gerade weitergefahren, als uns unser Navi nach links in diese bessere Garageneinfahrt lotsen wollte! Um uns dann irgendwann bei eben diesem Navi zu entschuldigen. Und umzukehren, die enge Gasse dann doch hochzufahren zum Hotel / Restaurant Villino.

Der schwierige Anfahrtsweg scheint sich doch gelohnt zu haben!  Wie eine toskanische Residenz inmitten der Weinberge wirkt das Gebäude auf uns; auch trotz des von aussen etwas nüchtern wirkenden Entrees.

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Wir treten ein in die grosse, in Braun- und Rottönen gehaltene Halle. Werden dort freundlich empfangen und zu unserem Tisch gebracht.

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Auch hier warme Farben, italienischer Stil und viel Licht durch die grossen Fenster. Die Atmosphäre gefällt uns!

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Bei einem Apero studieren wir die Speisekarte. Zwei Menüs stehen zur Auswahl – das 6-gängige ‚Villino-Klassik-Menü‘ sowie die 7-gängige Reise durch die ‚Cucina dei Sensi‚. Die Gänge können auch einzeln gewählt werden. Wir entschliessen uns für das zweite Menü.

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Der Wein? Die Weinkarte ist sehr umfassend, hat – nicht ganz unerwartet – einen Schwerpunkt bei Gewächsen italienischer Herkunft mit beeindruckender Jahrgangstiefe. Generell fällt auf, dass es viele schon gereiftere Gewächse gibt – das gefällt uns!

Heute soll es der Wein des Heiratsvermittlers sein. Ja, sie haben richtig gehört, des Heiratsvermittlers! Dies war der Erstberuf von Heribert Bayer, dem Produzenten des gewählten In Signio Leonis aus dem österreichischen Burgenland.

Bayer ist ‚Negociant Eleveurs‘, das heisst, er hat keine eigenen Weingärten, sondern kauft die Trauben vom Weingut und übernimmt dann alle weiteren Verarbeitungsschritte. Und kreiert damit vielfach ausgezeichnete Weine. Der von uns gewählte Jahrgang 2003 ist rund und intensiv, elegant doch mit Power, und der Duft dunkler Beeren steigt uns in die Nase.

Unser Dinner im Restaurant Villino in Lindau

Amuse bouche

Zur Begrüssung erhalten wir italienische Häppchen – nicht sonderlich komplex, aber einfach gut. Ein Bruschetta mit Antipasti sowie Parmesan und eine Pflaume mit Ziegenkäse; dazu zweierlei Brotaufstriche.

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Als zweiter Gruss folgt ein Stück Bodensee-Felchen eingehüllt in Kräuter und knusprige Brotwürfelchen – ganz toll! Dazu ein Kartoffel-Meerrettich-Süppchen.

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Scampi-Tempura mit Melone und Mango

Sommerlich ist der erste Gang: Scampi, im Tempurateig herausgebacken, erfreuen unseren Gaumen. Dazu die süsslichen Noten der Mango, Wasser- und Zuckermelonenkugeln, Wassermelonensorbet. Unkompliziert und gut!

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Sommerliche Gazpacho mit Jakobsmuschel

Und sommerlich geht es weiter – diesmal mit einer ausgezeichneten Gazpacho, kühl und mit leichter Schärfe; dazu eine in hauchdünnes Brot gewickelte und dann gebratene Jacobsmuschel sowie am Tellerrand Frischkäse, Paprika und Bohnenkraut.

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Thunfisch-Sashimi mit Karotte und Kreuzkümmel

Ausgezeichnet ist der kurz angebratene Tuna, der Kreuzkümmel aussen gibt ihm eine besondere Note. Fein die Karotte wie auch die bissfesten Perlgraupen – das ganze ist ein sehr stimmiger Gang!

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Atlantik-Steinbutt mit frischen Steinpilzen

Der nun folgende Steinbutt überzeugt uns. Über den Fisch gehobelt ist Brokkoli – optisch wie geschmacklich erfreulich! Und dazu gibt es Pfifferlinge (ach, auf der Karte waren doch gerade noch Steinpilze? Waren die schon aus?) in Rahmsauce. Sehr gut!

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Gänsestopfleber mit Sesam gebraten

Die Idee – eine gebratene Gänseleber mit Erbsenschaum, Erbsenschoten und geröstetem Sesam. In der Umsetzung wirkte die Gänseleber leider wie zu lange / zu heiss gebraten mit übermässig starken Röstaromen und einem für unserem Geschmack viel zu süssen ‚Bratsaft‘, gegen welchen die Erbse wenig Chancen hatte.

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Taubenbrüstchen mit geröstetem Koriander

Sehr gut ist dann dafür die Taube mit geröstetem Koriander, dazu Kartoffelbällchen und ein feiner Fonds.

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Verbene-Tee

Eine Erfrischung muss her – als Zwischengang erhalten wir nun einen belebenden Eisenkraut-Tee zum „Neutralisieren des Magens“.

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Und nun ist auch eine gute Gelegenheit gekommen, noch ein paar Schritte durch das Haus zu gehen. Zurück in die Eingangshalle gehen wir Richtung Innenhof:

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Schade, dass es heute ein wenig gewittrig und regnerisch ist. Hier draussen zu sitzen, gute Gespräche und vorzügliches Essen zu geniessen, das wäre definitiv auch eine gute Idee!

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Bei Zurückgehen entdecken wir dann noch eine gemütliche Sitzgruppe. Hier stellen wir es uns in der kalten Jahreszeit sehr schön vor!

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„Zitroniges“

Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn?„, fragte schon Mignon in Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – vielleicht ein früher Ausdruck der Sehnsucht der Deutschen nach Italien.

Und so freuen wir uns, unsere Italien-Sehnsucht auch mit erfrischendem Zitronigem weiter gestillt zu bekommen. Am Teller findet sich unter anderem Zitronenparfait, ein Zitronen-Marsmallow und ein Zitronengelee. Erfrischend und gut!

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Kirsche und Schokolade

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Der Abschluss – eine Kombination von Kirsche und Schokolade. Mal nicht als „Schwarzwälder Kirsch 2013“ oder „SK 3.0″, sondern ohne manchmal übertriebenem Firlefanz. Dafür die Geschmäcker gut zur Geltung bringend – ein gelungenes Finale!

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Unser Küchenreise Rating:

Im Restaurant Villino in Lindau haben wir italienisch angehauchte Küche mit internationalen Einflüssen und asiatischem Touch genossen. Leicht und beschwingt wirkten die Gerichte am Teller – passend zur sommerlichen Jahreszeit. Durch die Qualität der Produkte und eine so gut wie immer handwerklich präzise Umsetzung bereiteten diese auch am Gaumen eine Menge Freude auf 1-Sterne Niveau.

Die Weinkarte möchten wir auch loben – sowohl hinsichtlich des Italien-Schwerpunktes als auch aufgrund der grossen Auswahl älterer Jahrgänge in allen vertretenen Ländern!

Der Service hat uns gleichfalls überzeugt – wir würden die Stimmung mit „italienischer Lebensfreude“ umschreiben!

Und last but not least die Atmosphäre: Im Hotel in mitten der Weinberge haben wir uns ein wenig wie in der (schwäbischen) Toskana oder an einem Nord-Italiensichen See gefühlt!

4 – Gerne wieder 

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Wie bewerten andere?

Der Guide Michelin bewertet das Restaurant Villino in Lindau mit einem Stern. Der Gault Millau vergibt 16 Punkte, der Gusto 7 Pfannen.

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Das Finanzielle:

EUR 148,- für das 8-gängige Menü finden wir doch eine eher stolze Ansage, welche sich vergeichsweise eher in 2-Stern Regionen bewegt. In Summe haben wir für 2x das Menü (8 bzw. 7 Gang), Aperitiv, Wein, Wasser und Espresso akzeptable EUR 400 bezahlt. Als Alternative zum Flaschenwein wäre auch eine Weinreise zu EUR 68,- erhältlich.

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Die Adresse

Restaurant Villino

Hoyerberg 34

D-8131 Lindau / Bodensee

Wie reservieren?

Per Telefon +49-8382-93450 oder via email info@villino.de

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