Brüder an den Herd!

Zwei Brüder.  Ein Restaurant. 19 Gault Millau Punkte.

So könnte man das Restaurant Obauer in Werfen zusammenfassen. Und bringt es auf den Punkt, lässt aber gleichzeitig doch vieles an Details vermissen. Auf unserer Reise durch Salzburger Küchen machten wir auch beim Restaurant Obauer Station und erlebten einen tollen Abend.

(Bericht publiziert im Jnu 2011. Die Brüder Obauer wurden im Nov. 2012 vom Gault Millau zu den „Köchen des Jahrzehns“ ausgezeichnet.)

Unser Menü im Restaurant Obauer in Werfen

0. Gruss aus der Küche

Bei den Notizen zu den Grüssen aus der Küche waren wir leider nachlässig, zu gut waren diese. Der Erste Gruss – vier Kleinigkeiten:

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Das ausgezeichnete Brot wurde in „Hozlschaufeln“ serviert, diese kommen uns doch bekannt vor aus dem Silk vom Mario Lohniger in Frankfurt; vielleicht liegt’s daran, dass dieser auch aus Sazlburg stammt?

Der zweite Gruss – eine Gazpacho:

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Und schliesslich der dritte Gruss, eine gar köstliche Leber vom Hasen mit marinierter Karotte:

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1. Gänseleber

Wir starten zum ersten Gang. Das in der Karte angefürte Gänselebergericht war als Alternative zum ersten Gang gewählt; gefrässig wie wir sind haben wir es als zusätzlichen Gang eingeschoben. Einfach und perfekt, Gänseleber in verschiedenen Variationen. Keine übertriebenen Show Effekte, keine zu exotischen Aromen, sondern perfekte Produktqualität und perfekte Zubereitung, das ist schwer zu übertreffen. Dazu einen Süsswein von Graf Hardegg aus dem Jahr 2005.

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2. Wolfsbarsch mit Fenchel-Octopusssugo, Blaukrautsauce und Spargel

Anschliessend eine interessante, ungewöhnliche und doch klassich anmutende Kombination: Ein Stück Wolfsbarsch, auf weissem Spargel und Fenchel-Octopus-Sugo (ganz kleine Oktopus-Stücke) mit einer Blaukraut-Sauce. Der Spargel eine Spur holzig, doch sonst war das ein Gericht, welches sehr positiv in Erinnerung bleibt. Und schön, Blaukraut mal nicht als oft triviale herbstliche Wld-Beilage, sondern auf höchst elegante Weise in einem Fischgericht integriert zu sehen!

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3. Paprikamustomate mit Rheinanke, Wallerbrot und Krebsen

Weiter ging es mit einer Paprikamoussetomate; die Tomate mit rohen, nicht gekochten Aromen, herrlich erfrischend und mit Paprikamousse gefüllt. Der Fisch gut, die Flusskrebse wow. Salzburg verwöhnt uns mit Flusskrebsen, und hier in ausgezeichneter Zubereitung!

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4. Gesottener Milchferkelrücken mit Knusperschart’l und Morcheln

Wir schreiten zum ersten Fleischgang, mit einer Spur gemischten Eindrücken. Der gesottene Michferkelrücken – gute Fleischqualität, doch in der Zubereitung nicht so 100%ig butterzart, da waren wir an anderer Stelle schon mehr begeistert. Die Schwarte schon einen Hauch von verbrannten Aromen. Doch dann die Sauce, unglaublich gut und zum versinken. Die Morcheln, so fein. Das Erdäpfelpüree, gebt mir mehr!

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5. Sauerampfer Gratinee mit Wildrosenschaum

Als Zwischengang dann ein Gratinee vom Sauerampfer mit Wildrosenschaum. Gut, doch Rosen (schaum, wasser etc.) im Essen ist nun mal nicht meine persönliche Vorliebe.

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6. Wachtel mit Spargelpudding und Sherrysauce

Wachteln sind kleine Vögel. Sie haben viele Knochen und wenig Fleisch. Dieses ruft aufgrund Dicke und Konsistenz nach unterschiedlichen Zubereitungszeiten. Das illustriert ein paar wenige der Schwierigkeiten bei der Zubereitung der perfekten Wachtel.

Das Exemplar, welches wir auf dem Teller hatten, entsprach in etwa der perfekten Wachtel. Einfach köstlich! Die Sherrysauce dazu tiefgründig und intensiv; das ganze abgerundet mit einem feinen Spargelkuchen.

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7. Käse mit Junglauchjoghurtsauce und Bachkresse

Danach ein Käsegang mit einer Junglauch-Schafsjoghurt Sauce sowie Bachkresse. Passt wunderbar zum dargebotenen Käse, welcher ebenfalls fein war.

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8. Weisse Bohnen-Zitronenpfeffercreme, Rhabarber und Chicoreewurzeneis

Das süsse Finale – eine Creme von Weissen Bohnen, dazu Rahbarber sowie – links im Schälchen – ein optisch na sagen wir mal ungewöhnliches, geschmacklich jedoch sehr spannendes Chicorreewurzeneis.

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9. Kaffee

Somit war’s Zeit für den Kaffee und noch ein wenig aus der Patisserie:

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Als Weine tranken wir (nach oben erwähntem Süsswein) einen vom Sommelier emfpohlenen Tagelsteiner Rotgipfler vom Stadlmann (Rotgipfler ist eine alte österreichische Rebsorte, welche meist in der Gegend von Gumpoldskirchen angebaut wird), eine ausgezeichnete Empfehlung, ein beeindruckender Wein und mit EUR 45 überraschend günstig; sowie einen sehr feinen Pinot Noir von Paul Achs aus dem Burgenland.

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Alles in allem ein höchst gelungener Abend mit lange in Erinnerung bleibendem Essen, toller Küche mit regionalem Einschlag, allen Vorzügen grosser französischer Küche und gleichzeitig auch exotischen Aromen; klassisch (ohne vielerlei Show-Effekte), doch voll Kreativität!

Das Finanzielle:

Das finanzielle: Das Menü (ohne den Gänselebergang, der kostet EUR 30 extra als zusätzlicher Gang) ist mit EUR 98 attraktiv gepreist. Alles in allem mit Champagner, Süsswein zur Gänseleber, den erwähnten Weinen, Wasser und Kaffee in Summe für 2 Personenum die EUR 450.

Wer z.B. keine Gänseleber als Zusatzgang ordert (und damit auch keinen Süsswein dazu) sowie nur einen Wein wählt, geniesst den Abend um wohlfeile EUR 330 – ein ausgezeichnetes Preis-Leisungsverhältnis für ein 19-Punkte Restaurant!

Obauer Werfen

Unser Küchenreise-Rating:

Die französische inspirierte Küche mit österreichischem Einschlag der Brüder Obauer haben wir genossen! Hier wird noch ‚traditionell‘ gekocht, doch das auf höchstem Niveau. Kein Stickstoff, keine Spähren & Co, sondern ausgezeichnete Produktqualität und erstklassiges Handwerk sind der Schlüssel zum Erfolg. Wir werden wiederkommen!

5 – Unbedingt wieder
(1 – nie wieder, 2 – wenn’s die Umstände erfordern, 3 – wenn es sich ergibt, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Wie bewerten andere?

Der Gault Millau bewertet das Restaurant Obauer mit 18 Punkten. Der Guide Michelin bewertet in Österreich nur Restaurants in den ‚grossen‘ Städten (Wien, Salzburg), das ländlich gelegene Restaurant Obauer wird daher nicht berücksichtigt.

Restaurant Obauer
Markt 46
A-5450 Werfen

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