Lost in Translation

Nach guter, moderner japanischer Küche suchen wir. Das Restaurant Ula scheint genau dieses zu bieten. Doch in der Übersetzung von Marketing-Text zu den Speisen am Teller geht aus unserer Sicht manches in der Übersetzung verloren.

Tokio. Bob Harris, alternder US-amerikanischer Filmstar, reist in die japanische Hauptstadt. Ein Whisky-Werbespot soll seine Popularität wieder auffrischen. Ausführlichst sind beim Dreh die Anweisungen des  japanischen Regisseurs. Die Dolmetscherin verkürzt diese jeweils auf einen einzigen, kurzen Satz. Die meisten Inhalte gehen in der Übersetzung verloren.

Aus ‚Lost in Translation‘, 2003, Regie Sofia Coppola

Japanisch (angehauchte) Küche schätzen wir. Jeden Tag nach der Carte Blanche bei Christian Bau speisen wäre zu viel des Guten und würde uns glücklich, aber arm machen. Nur die eine oder andere Perle unter den Sushi Bars zu besuchen liesse uns auch manches vermissen. Etwas fehlt da dazischen…

Vielleicht ein „Upscale japanese modern Restaurant, Bar and Gallery„? So sind wir auf das Restaurant Ula in Berlin gestossen.

Das Restaurant beschreibt sich wie folgt: „Unsere Inspiration ist die kreative moderne japanische Küche. Unser Fachpersonal, das auf langjährige Erfahrung in bekannten Feinschmecker-Restaurants zurückblicken kann, bewirtet unsere Gäste im Sinne des OMOTENASHI – der japanischen Gastfreundschaft„.

Der Küchenchef war nach Medienberichten nicht nur für das kulnarische Wohl des japansichen Botschafters verantwortlich, sondern hat auch die Lizenz zum Kugelfischzubereiten (Quelle). Und auch der eine oder andere euphorische Kommentar findet sich im Netz.

Wir sind neugierig. Haben das Ula besucht. Lost in translation – wir haben das Gefühl, dass in der Übersetzung zwischen der Beschreibung des Restaurants – kreative japanische Küche – und den servierten Gerichten einiges verloren gegangen ist.

Doch lesen Sie mehr…

Unser Abendessen im Restaurant Ula in Berlin

0. Gruss aus der Küche

Zum Einstieg grüsste die Küche mit einem Stück von leichter Sommerrolle mit Gurkendressing und Tomate. Geschmacklich für uns zu wenig Lebendigkeit (Wo ist die Säure? Nicht in der Tomate…), zu flach, zu unaufgeregt.

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Für heute Abend wählen wir mal keines der Menü, sondern ordern a la Carte.  Und lassen auch Wagyu & Co beiseite und speisen wie folgt:

1. Drei verschiedene Ula Vorspeisen

– Eismeergarnele und Gemüse mit angedicktem Ponzu (japanische Zitrusosse) – Gemüserolle mit konfiertem Thunfisch – Hähnchen mit Klettenwurzelfüllung und frittierten Frühlingszwiebel

Der Salat mit Gemüse und einer (diesmal wunderbar intensiven) gehäuteten Cocktail-Tomate und dem Ponzu-Dressing lebendig und sehr fein, auch die Eismeer-Garnelen waren ansprechend. Die Gemüserolle schien uns unaufgeregt, das Hähnchen wiederum wunderbar zart, knusprig und wohlschmeckend.

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2.a Seealgensalat mit Sesamgeschmack und frittierten Garnelen

Vielleicht hätten wir uns bei einem Seealgensalat auch optisch etwas anders erwartet. An den Tisch gebracht wurden auf einer (Schiefer?)tafel 6 (?) Röllchen gefüllt mit dem Seealgensalat, wiederum für unseren Geschmack sehr eindimensional. Die frittierten Garnelen wirkten recht trocken auf uns.

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2.b Japanischer Rettichsalat mit drei Sorten Sashimi

Gelungenes Gericht – die feine Schärfe des Rettichsalates mit ansprechendem Dressing begleiteten die vorzüglichen Shasimi auf schöne Art und Weise!

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3.a Fein geschnittenes Entrecote mit gegrilltem Knoblauch

Das kleingeschnetzelte Entrecote für unseren Geschmack klar zu trocken. Den gegrillten Knoblauch haben wir wohl übersehen angesichts des Bettes aus rohen Zwiebeln, auf welchem das Entrecote platziert war. Hier gilt – entweder alle am Tisch essen den Zwiebel oder keiner; sonst können Freundschaften zerbrechen.

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3.b Maishähnchenkeule mit Ponzu (japanische Zitrussauce) Risotto

Das Hähnchen durchaus ok und wahrscheinlich vor der Zubereitung in Teriakysauce mariniert. Der Ponzo gab dem Risotto einen ungewöhnlichen, leicht säuerlichen Touch. Risotto – in Italien würde ein solches deutlich bissfester zubereitet, doch Japan mag da anders sein.

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Das Finanzielle:

Für zwei Personen jeweils Vorspeise, Zwischengang und Hauptgang, dazu Wasser und je ein Glas Wein summieren sich auf EUR 110,-

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Unser Küchenreise Rating:

Wir haben uns keine Sterne, keine hochdekorierte Küche erwartet. Doch irgendetwas ist da aus unserer subjektiven Sicht in der Übersetzung von selbstgesetztem Anspruch und manchen Gerichten verloren gegangen. Oft zu eindimensional, zu flach haben sie auf uns gewirkt.

Für uns zu trockenes Fleisch ist bei Entrecote um EUR 17 unangenehm, wäre uns das beim Wagyu Entrecote um EUR 57 passiert, wäre es so richtig ärgerlich gewesen. Lost in translation – vielleicht nur an diesem Abend, vielleicht generell?

Wir verlassen mal den Ort des Geschehens, weiter auf der Suche nach einem guten japanischen Restaurant.

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2 – Kaum wieder

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Adresse

Restaurant Ula

Anklamer Strasse 8

D-10115 Berlin

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3 Kommentare

  1. Hallo,
    vielen Dank für diese interessante Einsicht.
    Wir waren zu mehrt letzten Freitag da und haben zwei Menüs sowie à la carte geordert.
    Unser Fazit ist ähnlich. Für japanische Verhältnisse waren die Mengen viel zu groß und die Speisen viel zu stark gewürzt. Die Würzung war sehr kreativ und wenig klassisch japanisch.
    Interessant, aber die Speisen boten kein „wow“-Erlebnis. „Ganz nett“ war unser Urteil. Einzig die Optik, die Art und Weise, wie die Speisen kredenzt wurden, entlockten uns ein „Schön!“.
    Abends müssen wir nicht noch einmal hingehen, aber den Sonntagsbrunch, den wir zuvor ebenfalls getestet hatten, werden wir uns sicher wieder genehmigen.
    Viele Grüße, Mari

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