Über den Wolken …

… muss die Freiheit grenzenlos sein, so hiess es einst in einem Schlager. Im Restaurant Le Loft im Dachgeschoss des Sofitels in Wien, meint man sich schon fast auf Wolkenhöhe platziert, so grandios ist die Aussicht über Wien. Die Küche nutzt die grenzenlose Freiheit in dieser Höhe jedoch nur beschränkt.

Die Presse jubelte Anfangs 2010 – „Ein französischer Starkoch beehrt Wien: Antoine Westermann eröffnet Gourmetlokal“ schlagzeilte z.B. die Zeitschrift Format. Falstaff schrieb, „der mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Antoine Westermann wird für das Küchenkonzept des Restaurants ‚Le Loft‘ … verantwortlich sein“.

Hängengeblieben ist vor allem „Drei Sterne Koch“ und „Gourmetlokal“ – ganz Wien erwartete endlich einen weiteren Top-Player am damals nicht so verwöhnten Sterne-Restaurant-Himmel. Gut, für das Küchenkonzept verantwortlich sein heisst nicht selber kochen. Das Drei-Sterne Restaurant war auch schon an den Sohn übergeben, doch wer sie einmal hatte, bleibt in manchen Medien für immer ein 3-Sterne-Koch. Und auch wenn 3-Sterne-Köche Restaurants eröffnen (was bedeutet eröffnen genau?), so muss dieses kein 3-Sterne-Lokal werden.

Anfangs war es fast unmöglich, einen Platz zu reservieren; das Restaurant immer bis zum letzen Platz gebucht (auch wenn Argusaugen trotz ‚ausgebucht‘ freie Plätze erspät haben wollen – Knappheit des Angebotes mag ja auch Nachfrage generieren. Können wir nicht überprüfen, haben wir nur in einschlägigen Foren gelesen und auch gehört). Die euphorischen Reaktionen wichen dann aber schnell einer gewissen Ernüchterung. Der Service wurde oft harsch kritisiert; und auch die Küche konnte mit den im Vorfeld aufgebauten Sterne-Erwartungen nicht so ganz mithalten. Immerhin 16 Punkte vergab der Gault Millau in 2012 (2013 15 Punkte, 2014 nur noch 13 Punkte).

Über 2 Jahre ist das mittlerweile her. Genug Zeit, dass sich alles einpendelt und findet, dachten wir; der richtige Zeitpunkt, um das Le Loft für einen sommerlichen Lunch aufzusuchen.

Fahrt in den Himmel

Wer zum Himmel will, muss durch die Hölle gehen. Das könnte der Gedanke des Innendesigners gewesen sein. Nach dem Betreten des Sofitels Wien Stephansdom (gemeint ist der tolle Ausblick zum Stephansdom, nicht unbedingt die Nähe zu diesem) werden wir zum Lift gebracht. Dieser ist innen zwar beleuchtet, doch komplett schwarz. Eintauchen in die optische Hölle sozusagen. Umso eindrucksvoller ist der Kontrast beim Aussteigen im obersten Stockwerk des Hotels: Das Restaurant hell und freundlich dekoriert, die raumhohen Fenster geben einen phänomenalen Rundumblick auf Wien frei.

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Vom netten Serviceteam werden wir an einen Tisch direkt an der Fensterfront geführt. Gegen 11:30 sind wir fast die ersten, doch aus später bleibt das grosse Restaurant fast leer; vielleicht 6-7 Tische sind besetzt. Ein paar Einheimische, ein paar Hotelgäste. Gut, es ist Ferienzeit…

Neben der A la Carte – Karte steht Mittags auch ein Menü mit einer kleinen Anzahl von Wahlmöglichkeiten zur Verfügung. Für eben dieses entschieden wir uns und speisten wie folgt (die Speisenbezeichnungen entsprechen nicht 1:1 jenen auf der Karte, sondern beschreiben die Hauptkomponente):

Unser Lunch im Restaurant Le Loft in Wien

1. Gebeizter Lachs

Wohlschmeckender gebeizter Lachs, dazu Apfelgelee / Apfelkren und Creme Fraiche sowie ein Salat mit Apfel-Honig Dressing. Kein sonderlich aufwändiges Gericht, doch die Kombination aus Fisch, Apfel (Säure) und Honig (Süsse) passt.

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2. Wolfsbarsch

Der Wolfsbarsch für uns schon über den optimalen Garpunkt hinaus (wir sind da aber kritsch, und es gibt auch andere Meinungen), dazu Sommertrüffel (geschmacksarm wie immer) und eine Art Risotto mit Eierschwammerln und Schnittlauch – wenngleich nicht so bissfest wie in Italien, doch sehr wohlschmeckend!

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3. Schokoladen Creme Brulee

Die Creme Brülee mit schöner Karamellkruste, darunter ähnlich einem Schokoladenpudding. Die Kugel Pfirsicheis darauf erfrischend.

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Unser Küchenreise Rating:

Ein PR Hype kann Enttäuschung generieren, und so scheint dies beim Le Loft geschehen zu sein. Die Aussicht grandios, die Architektur des Hotels und des Restaurants toll, die Teller oft bunt / lebendig / mit Kräutern angerichtet und damit auch zu den bunten Farben der Decke des Restaurants passend. Und doch – gut es war Sommerferienzeit – ist das Restaurant fast leer. Und halb-leere Restaurants lassen Atmosphäre vermissen…

Wir empfanden das Mittagsemenü als anständig gekocht, klassisch und nicht auf Innovationen pochend. Wir hoffen, dass die Abendkarte bzw. die A la Carte Gerichte anspruchsvoller und sophistizierter sind, sonst fänden wir die 16 Gault Millau Punkte nicht gerechtfertigt. Ergänzung: Der eben erschienene GM 2013 vergibt nur noch 15 Punkte.  Erneute Ergänzung: Der eben erschienene GM 2014 hat die Wertung wieder deutlich auf nur noch 13 Punkte reduziert.

Aufgrund des „Zusatz-Nutzens“ der spektakulären Aussicht kommen wir, wenn es sich ergibt, wieder mal zum Lunch.

3 – Wenn es sich ergibt wieder (1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Restaurant Le Loft im Hotel Sofitel Vienna Stephansdom Praterstrasse 1 A-1020 Wien

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