Stern über dem Rheingau

Kommentar: Nils Henkel wird Anfang 2017 die Küche im Restaurant Schwarzenstein übernehmen.

Ein Stern funkelt über dem Rheingau – das Gourmet Restaurant Schwarzenstein auf der gleichnamigen Burg wird diesem kulinarischen Anspruch (1 Stern im Guide Michelin) voll gerecht. Wir genossen ein Menü in stylischer Atmosphäre mit Blick auf das winterliche Rheingau.

Kalt ist es. Bitterkalt.

Nachmittags sind wir von Frankfurt gekommen, über Wiesbaden, dann den Rhein entlang. Karg ist die Natur um diese Jahreszeit. Grau und braun.  Die Weinstöcke – blätterlos um diese Jahreszeit – schmiegen sich an die Hügel. Hoch sind wir, zur Burg Schwarzenstein, haben dort Quartier bezogen.

Nur wenige Schritte. Doch ohne dicken Mantel, es ist ja nicht weit vom Hotel zum Restaurant. Doch der Himmel klar, die Wärme der paar Sonnenstrahlen untertags längst entwichen. Wir zittern. Und schreiten voran.

Sterne. Jede Menge Sterne am Himmel. „Keine Sterne in Athen“ sang Stephan Remmler, dafür umso mehr in Schwarzenstein. Am Firmament – und einer direkt vor uns.

Ein futuristischer Glaskubus ist unser Ziel. Gut geheizt. Und auch die Freundlichkeit, mit welcher wir empfangen werden, strahlt Wärme aus. „Schnaps in St. Kathrein“ – danke, nein, das Menü im Gourmet Restaurant (1 Michelin Stern, 17 Gault Millau Punkte) soll es heute sein.

Unser Dinner im Gourmet Restaurant Schwarzenstein

0. Grüsse aus der Küche:

Ein Glas Champagner wärmt uns auch innerlich auf. Louis Roederer wird uns offeriert – wir mögen den Duft nach Brioche, nach Äpfeln immer wieder. Eine gute Wahl unter den „Standard-Champagnern“, mit EUR 18 je Glas hier allerdings  nicht auf der günstigen Seite. Im Gegensatz zur Weinkarte, diese bietet attraktive Preise.

Und schon grüsst uns die Küche. Ungewöhnlich die Präsentation – eine grüne, halbierte Flasche, welche auf einem nur lose hängend aussehenden Seil balanciert. Einem in Wirklichkeit sehr stabilen Seil, welches für die Statik von nicht unwesentlicher Bedeutung ist.

Darin einige ‚Kleinigkeiten‘ zum Knabbern. Oben an Flammkuchen erinnernd, in der Mitte Himbeeren & Hering – eine spannende Kombination. Zuunterst sehr süsse Zuckercanneloni mit Spundkäs.

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Der zweite Gruss – wiederum optisch ansprechend, doch diesmal weniger extravagant. Ein Glas mit feinem Lachs, Ananas (diese gab Süsse und Säure) sowie Pumpernickel (die ‚erdige‘ Komponente) – gut!

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Danach bekamen wir Butter (mit Oliven und gesalzen) sowie eine kleine, doch feine Brotauswahl an unseren Tisch gebracht.

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Und nochmals ein Gruss aus der Küche! Ein Glas mit warmen Camembert, Preiselbeeren, Romanosalat und oben drauf Preiselbeeren-Eis. Wir sind mit dem Löffel so richtig durch – genau die richtige Strategie. Das Spiel der Temperaturen, der Konsistenzen und der Geschmäcker hat sich so richtig entfaltet, hat uns sehr gefallen!

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1.Makrele „lauwarm“, Tomate & wilder Brokkoli

Das Highlight! Unser Lieblingsgang! Am Nachthimmel haben wir bei diesem Gang einen zweiten Stern aufblitzen gesehen.

Da war die Makrele – butterzart und lauwarm. In einer Glasschale, und wunderschön angerichtet. Mit wildem Brokkoli (ausgezeichnet!) in verschiedenen Konsistenzen. Mit Radieschen, Tomaten und Tomatengehäuse und noch mehr. Ein Vergnügen, sich hier durchzuessen!

Separat dazu bekamen wir ein Brezel mit Kräutern.

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2.Kaisergranat, Kürbis & Gewürzbrot

Die Idee des Gerichtes: Ein Kaisergranat wird kombiniert mit Kürbis (als creme, sautiert, in Kürbiskernstückchen gewälzt) und mit den Geschmäckern von Gewürzbrot aromatisiert.

Wie haben wir es empfunden: Der Kaisergranat, zweifelsohne von guter Qualität ging völlig unter – für uns war das ein zu viel der Schärfe, ein zu viel der Süsse. War da nicht gar noch Schokolade oder Nougat im Gericht?

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3. Schwarzer Kabeljau vom Holzkohlegrill, breite Bohnen & Escabechesud

Unser Kompliment – aufwendig und ansprechend sind sie, die Präsentationen der Speisen!

Der Kabeljau hat schöne Grillaromen, geht geschmacklich fast eher in die süssliche Richtung. Er liegt auf einem molekular angehauchten (mit kleinen ‚Bläschen‘) Escabechesud, dazu gibt es breite Bohnensalat (und ein recht süsses Stück Gebäck darauf) und ein wenig Hering als spannender Kontrast.

Ein ansprechendes Gericht, wenn auch für unseren Geschmack wiederum einen Tick zu sehr ins süssliche / scharfe tendierend.

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4. Entenbrust, Mais in Texturen & Orangenjus

Der erste Fleischgang ist hier! Die Entenbrust – sehr fein. Der Fonds tiefgründig, schön nach Orange schmeckend und mit Kaffeeöl aromatisiert.

Dazu gibt es dann Mais in verschiedensten Texturen: Etwa Maiscreme, Popcorn, Maiskörner. Und ‚falsche Kaffeebohnen‘ aus der molekularen Zauberkiste.

Die Kombination aus Ente – Kaffee – Popkorn fanden wir ausgezeichnet. Wenn auch der Teller aromatisch wiederum deutlich ins süssliche tendiert.

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5. Rehrücken aus dem Taunus, Rotkohl & Holunder

Der Rehrücken aus dem Taunus ist gelungen! Dazu gab es eine Pfefferrahmsauce, einen am Tisch angegossenen, intensiven Fonds sowie ein Johannisbeergelee, welches geschmacklich einen fruchtigen Kontrast setzt und gleichzeitig am Gaumen eine kühlende Wirkung entfaltet. Und diverse texturell abwechslungsreiche ‚Kleinteile‘ am Teller. Sehr gut.

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6. Rohmilch-Käseauswahl von Maitre Affineur G. Waltmann

Aus circa 15-20 ansprechenden Rohmilch-Käsesorten treffen wir unsere Auswahl. Sympathisch – hier wird nicht in der Portionsgrösse gegeizt, sondern wir werden nach dem Verzehren gefragt, ob wir noch mehr haben wollen. Vielleicht sehen wir aber auch nur so besonders verfressen aus…

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7.a Pre-Dessert

Zeit für Süsses – als Pre-Dessert bekommen wir einen Kartoffelknödel mit Mirabelle, Zimt und Mohnparfait.

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7.b Zwetschge, Nougat & Walnuss

An dieser Stelle etwas persönliches – der Schreiber dieser Zeilen outet sich hiermit, kein Zwetschken-Fan zu sein. Als Kind waren sie ihm gar verhasst.

Doch man wird älter, manchmal auch klüger. Auf einem Walnussbett erblicken wir auf unserem Teller Stücke von der Zwetschke, Zwetschkeneis, Nougateis, karamellisierte Walnüsse und mehr. Sehr überzeugend! Und auch geeignet, Zwetschkenhasser zu bekehren.

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8. Petit Fours

Den Abschluss machen dann zwei Petit Fours, einmal Mandarine in dunkler Schokolade mit Mandel, einmal Waldmeister in heller Schokolade.

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Unser Küchenreise-Rating:

Ein Stern leuchtet über dem Rheingau!  Alles in allem verbrachten wir einen sehr gelungen Abend in der stylishen Atmosphäre des Gourmet Restaurant Scharzenstein. Das kulinarische Angebot entsprach dem Michelin 1 Sterne Niveau; mit einem klaren Ausreisser nach oben, andererseits für uns bei manchen Gerichten ein etwas zu süsslich / scharfes Geschmacksbild.

Einzig schade, dass es zu dieser Jahreszeit schon so früh dunkel wird und wir den Blick auf Rhein und Weinberge vor den Fenstern des Restaurants nicht geniessen konnten. Dafür haben wir den Stern über dem Rheingau umso stärker funkeln gesehen.

4 – Gerne wieder (1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Was schreiben andere:

Der Guide Michelin zeichnet das Gourmet Restaurant Schwarzenstein mit 1 Stern aus.

Der Gault Millau bewertet mit 17 Punkten.

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Blogroll – was schreiben andere:

  • Sternefresser (2009)
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Das Finanzielle:

Die Kosten für Champagner, Wein, Wasser, Kaffee und das 7 Gang Menü für 2 Personen betrugen angemessene ca. EUR 400,-

restaurant schwarzenstein geisenheim

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Gourmet Restaurant Schwarzenstein in der Burg Schwarzenstein

Rosengasse 32 D-65366 Schwarzenstein

Tel. +49 6722 99500

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