Ein Plädoyer für mehr Spass am guten Essen

Manche halten uns für Aliens. Oder für Essverrückte, wie uns auch die Schweizer Zeitschrift marmitemal bezeichnet hat.

Wie kann man nur so viel Geld für Essen ausgeben? Für so kleine Portionen? Weshalb wegen eines Restaurants so weit fahren? Warum in stocksteifer Atmosphäre langweilen? Und dann auch noch intellektuell „verstehen“ müssen, was da am Teller ist?

Kann denn dass Spass machen?

Eine Frage, die auch Dich beschäftigt. Du liebst gutes Essen. Kochst vielleicht gar gut und gerne. Kannst eine Glashaustomate von einer intensiven, sonnengereiften unterscheiden. Gehst gerne in gute Restaurants. Und hast doch Respekt vor sogenannten „Sternerestaurants“. Bist zwar kein Chef der Next Generation, doch vielleicht ein Gast der nächsten Generation?

In diesem Artikel werden wir Dir zeigen, dass viele der Kommentare oben Vorurteile sind. Und möchten Dich für Ausflüge in die kulinarischen Wunderwelten der Sterneküche leichter machen, möchten Dich dafür begeistern!

Der Sterne-Knigge

Warum in stocksteifer Atmosphäre langweilen?

DSC00228 DxODSC00659 dxo  Arbeitskopie 2 3-Sterne-Küche in unkonventionellem  (Amador) oder konventioneller (Schwarzwaldstube) Rahmen

Irgendwann in den 90er Jahren war ich so frech, im Wiener Restaurant Korso – damals eines der besten in Wien – das Sakko abzulegen. Jung und unerfahren halt. In sonst nicht gesehener Geschwindigkeit sprintete ein Herr aus dem Service auf mich zu und wies mich freundlich, aber bestimmt an, dieses wieder anzulegen.

Es gibt sie noch immer, die von konservativer Etikette geprägten Restaurants. Doch so wie das Korso mittlerweile Geschichte ist, sind auch sie am Aussterben. Kravattenpflicht und Co sind Vergangenheit!

Wie sollst Du Dich nun in einem Sternerestaurant kleiden? So wie Du Dich wohl fühlst!

Klar, es sollte zum Rahmen passen. Und es macht ja auch Spass, sich für einen besonderen Anlass schick zu machen!

IMG 6131IMG 6136 Die Kravatte kann gerne zu Hause bleiben. Und auch kein Grund, die eigene Persönlichkeit hinter einer Maske zu verstecken!

Du wirst an den anderen Tischen auch Anzüge, Krawatten sehen. Viel öfter geöffnete Hemdkragen ohne Krawatte. Und auch in Jeans wirst Du nicht des Restaurants verwiesen werden. Bitte aber nicht das ärmelfreie Ruderleibchen..

Und die Atmosphäre – gedämpfte Gespräche, stocksteifer Service, möglichst kein Lachen? Unsere Erfahrung: Je besser das Restaurant, um so souveräner, unterhaltsamer und kompetenter wird der Service agieren. Gute Servicemitarbeiter kosten Geld  – aber sie sorgen dann dafür, dass Du Dich willkommen und wohl fühlst!

Und dann – hab keine Scheu vor dem Lachen am Tisch! Angeregte, unterhaltsame Gespräche gehören zu einem guten Essen. Gerade auch im Sternerestaurant!

Geschmack und Intellekt

Und dann auch noch intellektuell „verstehen“ müssen, was da am Teller ist?

DSC01033 DxODSC00418 dxo 3-Sterne Klassik (Waldhotel Sonnora – Suprême von der Etouffé Taube) und Avantgarde (Vendome – Tofu)

Erst 1970 wurde Latein als offizielle Gottesdienst-Sprache in der katholischen Kirche abgeschafft. In der jeweiligen Landessprache sollte die Messe verständlicher werden und näher beim Gläubigen. Bis dahin sollte der katholische Gottesdienst in erster Linie dem Geistlichen gehören (Siehe auch: Der Spiegel).

Auch in der Welt der Sternerestaurants gibt es die „Lateiner„. Mit eigener, für Aussenstehende oft unverständlicher – Sprache. Mit eigenen Riten. Manchmal mit viel Ernsthaftigkeit, gar Verbissenheit.

Das sind der eine oder andere Kritiker. So spricht ein Verfechter des gastronomischen Avantgardismus gerne von „kulinarischer Intelligenz„, von Akkorden und ‚Mouthfeeling‚ und sieht Gäste schon mal als „Redundanzesser„.

Da ist der eine oder andere Koch. Welcher die Komplexität liebt, damit aber manchmal am Gast vorbeiarbeitet. Diesem gar vorwirft, er habe seine Küche ’nicht verstanden‘.

Und da ist der eine oder andere Gast. Welcher klassische Küche als jene für das Herz, moderne Küche als jene für den Intellekt sieht. Und sich auf Zweitere vielleicht gar nicht einlässt.

Wir meinen: Essen muss in erster Linie schmecken! Auf spannende Weise überraschen! Spass machen! Und empfehlen Dir, ohne Scheu auch unbekannteres auszuprobieren.

Und umso mehr man an Kulinarischem erleben durfte, umso mehr wird man selber zum ‚Lateiner‘. Um das erlebte präzise zu Beschreiben…

Die Finanzen

Wie kann man nur für Essen so viel Geld ausgeben?

IMG 3211  Arbeitskopie 2DSC02272 DxO  Arbeitskopie 2 Mittags günstig bei Tim Raue, abends exklusiv mit Kaviar im Esszimmer

Das fragt uns der Freund, welcher uns gerade noch von seiner Teilnahme an der ‚Transalp‘ (einer Alpenüberquerung der extremeren Art) auf seinem neuen High Tech Mountainbike berichtet hat. Kommentiert die Freundin, welche gerade von ihrer 8-wöchigen Weltreise zurückgekehrt ist.

Wir zitieren mal frei die Bedürfnispyramide von Maslow. Da gehören Essen, Trinken, Schlafen und die Fortpflanzung zu den Grundbedürfnissen. Weltreisen und Mountain-Biken nicht.

Nichts gegen Abenteuer mit dem Mountain Bike oder auf fremden Kontinenten. Schätzen wir gleichfalls. Doch mit eintönigem Essen, säuerlichem Wein, zu wenig Schlaf und schlechtem Sex als Basis macht dies nur halb soviel Spass!

Also, es gilt zu priorisieren. Und Geld in Spass umzuwandeln, nicht es bei enttäuschenden Restaurant-Besuchen zu Fenster rauszuschmeissen. Folgende Strategien bieten sich an:

  • Mittags geniessen: Mittagsmenüs sind oft deutlich günstiger. Vorausgesetzt bei der Küche werden mittags keine grossen Kompromisse gemacht (auch das gibt es), ist das eine tolle Sache. Und z.B. Samstag Mittags ist die Atmosphäre auch wesentlich relaxer als unter der Woche
  • Besondere Anlässe: Lieber einmal wirklich gut essen gehen als fünf mal mit Kompromissen enttäuscht werden.
  • Die Nebenkosten: Behalte die Kosten für Apero, Weine, Digestiv & Co im Auge. Das hält die Rechnung akzeptabel. Und erlaubt Dir, es von Zeit zu Zeit dann so richtig krachen zu lassen!

Doch wie viel wird das Ganze in etwa kosten?

Wahrscheinlich einzigartig ist, dass wir Dir auf kuechenreise.com am Ende jedes Artikels die Rechnung unseres Besuches zeigen. Einfach auf den Tab „Kosten“ klicken. Das gibt einen ersten Eindruck – inklusive aller Nebenkosten.

Restaurantführer wie der Gault Millau und der Michelin geben auch grobe Preisspannen für einen Besuch an. Und natürlich haben immer mehr Restaurants die aktuellen Karten mit Preisen auf ihrem Website.

Und ach ja: Essen in guten Restaurants ist eigentlich zu billig. Verglichen mit dem Riesen-Aufwand und den Produktkosten. Gewinne macht der Gastronom normalerweise einzig bei den Getränken.

Augen auf, Ohren auf

Wie soll ich mich informieren?

FiletElizabethonfoodBildschirmfoto 2013 08 25 um 16 59 55Highendfood

KuechenreiseSternefresserTopfunddeckelTroisetoiles Verschiedene Blogs berichten ausführlich und bebildert über kulinarische Erlebnisse. Das macht Vorfreude!

Stöbere in den diversen Blogs zum Thema Sternerestaurants. Was alle auszeichnet, sind ausführliche und bebilderte Berichte, welche Dir vielerlei Eindrücke geben können. Und so helfen, eine gute Auswahl zu treffen.

Ein paar unserer Lieblingsseiten in alphabetischer Reihenfolge:

Das Filet (Schweiz / International), ElizabethOnFood (International; auf Englisch), Gourmör (Schweiz / International), highendFOOD (International), Küchenreise (Deutschsprachiger Raum), Sternefresser (Deutsch / International), Topf und Deckel (Österreich / International), Trois Etoiles (International).

 

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Deine Email-Adresse:

 

Wir recherchieren auch regelmässig und ausführlich. Das hilft uns, teure Fehler zu vermeiden. Und das Schöne ist – es bereitet Vorfreude!

Spass an der Sterneküche

Wir haben tolles Essen in unserer Nähe gegessen. Wir sind aber auch schon weit gereist, um gut zu Essen.

Wir sind fast immer satt geworden – ob mit 3 (entsprechend grossen) Gängen oder 21 (sehr kleinen) Gerichten.

Nicht nur das – wir haben fast immer eine Menge Spass daran gehabt!

Girl 102829Girl 102829  Arbeitskopie 2 Sterneküche ist dann gut, wenn sie ein Lächeln ins Gesicht zaubert!

Spass durch überraschende, ungewöhnliche, beeindruckende Gerichte. Spass durch perfekte Produkte.

Spass aufgrund der erholsamen Atmosphäre, dem Relaxen, dem Eintauchen in eine andere Welt. Spass mit dem charmanten und schlagfertigen Service.

Spass wegen der tollen Gespräche am Tisch.

Wir haben wieder mal Lust auf Sterneküche!

 

Und Du? Was bereitet Dir Spass an einem Besuch eines Sternerestaurants? Oder was hält Dich ab davon, in ein solches zu gehen? Schreibe uns einen Kommentar!

 

P.S. In Teil 2 dieses Artikels werden wir unsere Wünsche an die Gastronomie für mehr Spass am Essen niederschreiben. Stay tuned! 

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