Dissonanzen
Kommentar: Mittlerweile hat das Restaurant einen neuen Küchenchef.
Wow – was für ein toller erster Eindruck!
Mit dem Taxi fahren wir beim Palmengarten vor, schreiten die letzten Meter zu Fuss unter Alleebäumen zur grossen Stiege, welche uns in das Gesellschaftshaus Palmgarten bringt. Sehen schon den hell-erleuchteten, klassisch und doch futuristisch wirkenden Anbau (wir lieben Bauhaus!) mit dem Restaurant.
Freundlich werden wir dann an diesem Freitag Abend vom Restaurantleiter Miguel Martin in Empfang genommen und zu unserem schönen Tisch geführt.
Noch sind nur wenige Tische besetzt, viele bleiben auch den ganzen Abend über leer. Wir ahnen noch nicht, dass dies nicht die letzte „Dissonanz“ ist an diesem Abend.
Unser Dinner im Restaurant Lafleur in Frankfurt
Bei einem Glas Champagner studieren wir die Karte. Drei Menüs werden aus der Küche von Alfred Friedrich angeboten: Ein Gourmet-Menü, ein Österreich-Menü (Alfred Friedrich ist österreichischer Herkunft) und ein Menü Vegetarisch (jeweils in 4-6 Gängen). Natürlich können Gänge ausgetauscht, die Menüs kombiniert werden. Wir entscheiden uns (mit minimalen Variationen) für das Gourmet-Menü.
Grüsse aus der Küche
Zum Start grüsst die Küche. Ein Löffel mit gut abgeschmecktem Tatar vom Rind und ‚Pommes Amulettes‘. Eine Tasse mit Kartoffelsuppe (gleichfalls gut abgeschmeckt, doch lauwarm). Bällchen mit Fisch (oder Meeres…), auf uns sehr uninspiriert wirkend. (6/10)
Der zweite Gruss ist dann Wolfsbarsch auf einer Vinaigrette von Tomaten und Kräutern sowie einer Terrine mit Grillgemüse. Der Fisch ist ok, doch ohne jeden „wow Effekt“. Die Aromatik des Gerichtes wirkt sehr zurückhaltend auf uns (-/10)
Marinierte Entenleber, Pumpernickel, Wildfeigen, Hagebutte, Earl Grey Tee
Doch nun der Start in das Menü: Marinierte Entenleber, innen Pumpernickel, aussen ein Earl-Grey-Tee-Gelee; dazu Hagebutte (die dünnen roten Streifen am Teller und Salat mit Wildfeigen. Schon ganz gut, doch wir erhoffen uns mehr Spannung auf 1-Sterne-Niveau. (6/10)
Der Service in der Person von Miguel Martin (nur unterstützt durch eine zweite Dame) brilliert weiter. Was soll’s, wir fühlen uns wohl!
Gillardeau Austern, Rote Bete, Wasabi, grüner Apfel
Sehr ansprechend angerichtet wird nun die Gillardeau-Auster an unseren Tisch gebracht. IN der Schale befindet sich eine Creme mit Wasabi, die Auster, ein Gelee von der roten Beete, rote Beete, Apfelschnitze und Kaviar.
Geschmacklich eine schöne Kombination! Die Mächtigkeit der Wasabicreme (nicht deren Schärfe) wirkt auf uns jedoch zu dominant. (6+/10)
Bretonische Seezunge, Sot l‘y laisse von der Pute, grüner Spargel, Périgord Trüffel
Wir geniessen den Charme des Gastgebers. Am Teller nun eine Seezunge (wir bedauern, dass uns zu Produkt und Zubereitung wiederum nur „uninspiriert“ in den Sinn kommt), ein Pfaffenstück von der Pute (das grösste, welches wir jemals vom Geflügel verspeist haben), dazu schöne erdige Noten vom Trüffel. Und Spargel – dieser ist wässrig und extrem heiss; das war wohl nicht so gewollt. (-/10)
Rücken vom Husumer Salzwiesenlamm, Artischocke, Aubergine, Taggiasca Oliven
Der nun folgende Rücken vom Husumer Salzwiesenlamm ist ok, die Artischocke verblüffend dominant. Der Fonds mit Thymian und Taggiasca-Oliven ist dafür ein absolutes Gedicht! (6-/10)
Auswahl an Rohmilchkäse von Maître Fromager Affineur Bernard Antony
Guter Käse spricht für sich selbst. Auch in diesem Fall, die wenigen, vorausgewählten Stücke (Wünsche können geäussert werden) sind ansprechend, dazu wurde Feigensenf annonciert – dieser war ein Vorbild für seine Kategorie. (6/10)
Marinierte Feigen und Feigencrème mit Cassis, Joghurt und Haselnüssen
Zunächst erhalten wir ein Pre-Dessert im Glas. Ein Ragout von der Mango, Schoko-Keks, Passionsfruchtsorbet und Kokosschaum. Vielleicht nicht unglaublich komplex, doch einfach perfekt von der Umsetzung! Wunderbar harmonisch der Geschmack, schön das Spiel der Konsistenzen. (7/10)
Auch das eigentliche Dessert gefällt uns: Wir erhalten Variationen von der Feige (marinierte Feige, Feigencreme mit Cassis, Feigensorbet) sowie Haselnüsse/Cassis, ein Cassissorbet und Joghurt. Geschmacklich gut, das Spiel der Texturen sehr schön. (6+/10)
Zum Kaffee erhalten wir dann noch einige feine Petit Fours.
[tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise-Rating
Unser Abend war von Dissonanzen geprägt.
Sehr ansprechend ist die Location und das Interieur des Restaurants. Hervorragend ist der empathische Service in Person von Miguel Martin (an diesem Freitag Abend einzig von einer weiteren Dame unterstützt).
Kulinarisch scheint uns, als hätten wir einen schlechten Tag erwischt – unsere Erwartungen aufgrund der Bewertung mit 1 Michelin Stern wurden nicht erfüllt. Wir weisen darauf hin, dass es sich um unsere Eindrücke eines einmaligen Besuches handelt.
Die Küchenlinie ist französisch-inspiriert, baut oft auf traditionellem Fundament und setzt auch „Luxusprodukte“ regelmässig ein (beim Österreich-Menü wird die Ausrichtung natürlich österreichisch sein).
Die Speisen haben uns jedoch ein wenig an Gourmet-Festivals oder Nobel-Caterer erinnert: Reduzierte Komplexität, leicht vorbereitbar und die eine oder andere Panne in der Hektik. Vielleicht aber auch an übermässige Sparbemühungen in der Küche.
Durchgängige Kreativität, Spannung und Komplexität im positiven Sinn haben wir an diesem Abend zu oft vermisst. Im Moment ist ein erneuter Besuch für uns daher keine Priorität.
2 – Kaum wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Der Guide Michelin bewertet die Küche mit Chefkoch Alfred Friedrich mit 1 Stern. Der Gault Millau vergibt für das Restaurant Lafleur 15 Punkte. Im Gusto wird das Restaurant in Frankfurt mit 7+ Pfannen ausgezeichnet.
[/tab][tab title=“Kosten“]Das Finanzielle
Die Kosten für das 6-Gang Menü für 2 Personen mit Weinbegleitung, Champagner vorab, Wasser und Espresso betrugen doch knapp EUR 480,-
[/tab][tab title=“Adresse“]Die Adresse
Palmgartenstrasse 11
D-60325 Frankfurt
[/tab] [/tabs]