Weinbar mit Michelin-Stern
In das Weinsinn im Frankfurter Westend-Nord kommen wir gerne ein wenig zu früh.
Noch leer sind die Tische, sonnig hell ist das Restaurant. Entspannte Ruhe im Gastraum, einzig im Hintergrund herrscht schon Hochbetrieb in der kleinen Küche.
Unsere Blicke wandern dann durch die Räume. Unkompliziert, Bistro-Style, das eine oder andere Stück im Stil der 50er-Jahre kommt vielleicht von gar einem Flohmarkt. Doch wunderbar zusammengestellt und sympathisch. Und jedes Mal entdecken wir ein neues bezauberndes Detail.
Wir bestellen dann gerne ein Glas Jaquesson 736 Champagner (wunderbar knochentrocken) und genniessen die Ruhe vor dem Sturm. Denn bald werden die rund 35 Plätze gefüllt sein, werden Gesprächsfetzen und Lachen von den anderen Tischen zu uns dringen. Das ist die zweite Seite dieses Ortes, welche uns atmosphärisch genauso gefällt!
2009 haben Milica Trajkovska und Matthias Schreiber das Weinsinn eröffnet. Anfänglich eine unkomplizierter Weinbar mit kleinen Häppchen, so hat das kulinarische Angebot dann spätestens Anfang 2011 mit der Verpflichtung von André Rickert (vorher u.a. bei Thomas Bührer und bei Amador) als Küchenchef einen Quantensprung gemacht.
Und seit 2013 zeichnet der Guide Michelin das Restaurant mit einem Stern aus! Eine Weinbar mit Michelin-Stern also.
„Bistronomics“ nennt man Restaurants wie das Weinsinn oft; und in anderen Ländern gibt es die Kombination von toller Küche in entspannter Atmosphäre vielleicht auch schon länger.
Uns gefällt diese Kombination, und gutes Essen braucht nicht zwingend Hering Teller und Christofle Besteck! Und unsere Beziehung zum Weinsinn in diesem Blog ist auch eine Besondere: Der allererste Küchenreise-Artikel aus dem April 2011 hat vom Weinsinn berichtet!
Unser Dinner im Restaurant Weinsinn in Frankfurt
3 Vorspeisen, 3 Hauptspeisen und 3 Desserts finden bietet das Weinsinn à la Carte an; sowie ein tagesaktuelles Weinsinn-Menü in 3-5 Gängen.
Wir wählen das 5-Gang-Menü, erhalten einen Gruss und danach das Amuse Gueule: Karotte mit Tandorischmand und Lachs. Der Tandorischmand mit leichter Schärfe verbindet die Komponenten zu einem sehr gelungenem ganzen! (7/10)
Und studieren dabei die Weinkarte: Grosse und klug ausgesucht ist die Auswahl an deutschen und europäischen Tropfen, ansprechend die Jahrgangstiefe, attraktiv die Preise.
Unsere Entscheidung fällt auf einen Hochheimer Hölle Erstes Gewächs 2008 von Künstler, einem kraftvollen Riesling aus dem nahen Hochheim. Sowie einen Finca Dofi 2008 von Alvaro Palacios, einem wunderbar runden, intensiven und doch filigranen Rotwein aus dem Priorat in Spanien.
Fast jedes Mal, wenn es gute Tomaten gibt, ist einer der Gänge im Weinsinn sehr „tomatig“; so auch dieses Mal.
Wir geniessen wohlschmeckende Tomaten mit Thunfisch, Avocadocreme und dünnen Scheiben gekochter Kalbsschale.
In einem separatem Glas bekommen wir dazu ein Thunfischtatar mit Avocadocreme und weissem Tomatenschaum: Lebendig abgeschmeckt und mit intensivem Tomatengeschmack ist auch das ein Genuss! (8/10)
Als zweiten Gang erhalten wir dann einen Raviolo, gefüllt mit Perlhuhn. Was uns sofort gefällt, ist wie saftig und mit intensivem Geschmack die Füllung der Teigware ist. Spinat und Spinatcreme ergänzen das ganze gut, die Nussbutter verbindet die Komponenten zu einem harmonischen Ganzen. Gelungen! (7/10)
Der Fisch des Tages ist heute ein Seeteufel – ein kleines, doch auf den Punkt zubereitetes Stück. Uns gefällt die Kombination mit Sellerie, der Fonds, das leichte Säurespiel; Kirschen geben dazu noch eine – allerdings recht eindimensionale – Süsse. (6+/10)
Rosa gebratenes ist das geschmacksintensive Rinderfilet zum Hauptgang, vollendet wird der Teller Pfifferlinge, Erbsen und der Curryjus. Separat gereicht wird ein Glas mit allerköstlichstem Ochsenschwanzragout mit Kartoffelschaum – für uns schwer zu entscheiden, was der eigentliche Star dieses Ganges ist! (7/10)
Es ist Zeit für Käse: Drei gut gewählte Sorten, uns bleibt wenig mehr zu sagen als fein!
Nach einem feinen Pre-Dessert – ein geschmacksintensives Kirschsorbet mit schöner Textur gebenden Keksbröseln und einem einnehmenden Holunderblütenschaum – geht es nun weiter mit Süssem:
Beim Dessert treffen dann Nougat und Himbeere aufeinander; und auch hier variiert André Rickert lässig die Grundprodukte und kombiniert sie abwechslungsreich zu einem verführerischen Ganzen.
Himbeeren, Himbeersorbet, gefriergetrocknete Himbeeren, ein Ring aus einer Art Nougatsorbet, Mandeln, Karamellbrösel und mehr: Ein abwechslungsreiches Spiel von Temperaturen und Texturen, welche den Geschmack der beiden Hauptdarsteller kraftvoll zur Geltung bringt. (8/10)
Einst war Julius Meinl der grösste Kaffeeröster der K. u. K. Monarchie. Vieles hat sich seither in der Meinl Dynastie geändert und würde Anlass geben zu einer Familiensaga mit allen Höhepunkten und Dramen.
Unser Espresso wird nicht aus diesem Haus gewesen sein, auch wenn Meinl weiterhin Kaffee röstet und exportiert. Doch die Tassen (angeblich auf einem Flohmarkt erstanden) mit dem Julius Meinl-Schriftzug erinnern uns an ein Stück österreichischer Kaffee-Geschichte!
[row][column size=“1/2″]Ein Stück halbgefrorener weisser Schokolade mit Ananas-Kokos-Geschmack dazu erleichtert uns den Abschiedsschmerz![/column] [column size=“1/2″][/column][/row] [tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise-Rating:
Zu allererst schätzen wir das Restaurant Weinsinn aufgrund der Kombination von unkomplizierter Atmosphäre und ausgezeichnetem Essen. Solche Restaurantkonzepte würden wir uns im deutschsprachigen Raum noch viel öfter wünschen!
Die Küche von André Rickert ist produktfokussiert, stellt bei einem Gericht wenige Komponenten in den Mittelpunkt und variiert diese gekonnt in Zubereitung und Textur. Das ergibt kreative, abwechslungsreiche Teller mit oft intensiven Geschmäckern; wozu auch die vorzüglichen Saucen ihren Teil beitragen.
Die Weinkarte des Restaurants hat eine Vielzahl vorzüglicher deutscher und europäischer Weine – darunter auch gereiftere Jahrgänge – zu attraktiven Preisen. Sommelier Jens Gabelmann berät mit viel Engagement.
Die Atmosphäre des Restaurants ist einem Bistro ähnlich: Keine Tischdecken, oft eher kleine Tische, liebevolle Einrichtung, ’normales’ Geschirr und der sympathische und kompetente Service reicht eine Speise auch mal von rechts, wenn dies die Sache einfacher macht.
Das Weinsinn ist zurecht eine Weinbar mit Michelin Stern. Und fest auf der Liste der Plätze, welche wir in Frankfurt sehr gerne besuchen!
5 – Unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Der Guide Michelin bewertet die Küche von André Rickert & Team mit einem Stern. Der Gault Millau vergibt 15 Punkte für das Restaurant in Frankfurt. Der Gusto honoriert die Küchenleistung des Weinsinn mit 7+ Pfannen.
[/tab][tab title=“Blogroll“]Blogroll – was schreiben andere?
- Das macht Sinn! (Sternefresser, 2013)
- Gernany’s Culinary Stars (New York Times, 2013, Englisch)
Das Finanzielle
Der Preis für das grosse 5-Gang Weinsinn-Menü beträgt attraktive EUR 75. Für zwei Personen haben wir inklusive Champagner vorab, zwei vorzüglichen Flaschen Wein, Wasser und Kaffee knapp über EUR 350 bezahlt.
[/tab][tab title=“Adresse“]Die Adresse:
Fürstenbergerstrasse 179 (Ecke Leerbachstrasse)
D-60322 Frankfurt
Tel. +49-69-56 99 80 80
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