Mit angezogener Handbremse
Was nutzt der schönste Ferrari, wenn man ihn nicht fährt? Fragen wir uns angesichts der Diskussion am Nachbartisch. Das Service ist ja jedes Mal so teuer und aufwändig, da fährt man das Auto mit dem springenden Pferd aus Maranello lieber nur alle heiligen Zeiten.
Das ist unseres nicht. Wir wollen Vollgas oder gar nichts, Ferrari oder Wanderschuhe, aber doch keine halben Sachen! Ob die Küche im Olivo heute Abend Vollgas geben wird? Oder steht und eine ‚halbe Sache‘, eine Fahrt mit angezogener Handbremse bevor?
Unser Dinner im Restaurant Olivo in Stuttgart
Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist sicherlich kein zu den architektonischen Meisterwerken. Während wir das Menü studieren, fällt unser Blick durch das Fenster auf diesen und auf das Verkehrsgewühl vor diesem. Auch die Räumlichkeiten des Restaurants würden wir nicht in die Kategorie „Wow-Design“ einstufen, doch durch den freundlichen Service fühlen wir uns sehr wohl.
Zwei Menüs mit je vier bis sechs Gängen stehen zur Wahl: Einerseits das Empfehlungsmenü von Küchenchef Nico Burkhardt, andererseits das Olivio Menü, jeweils in vier bis sechs Gängen. Bei einem Glas Champagner entscheiden wir entscheiden uns für das Zweite.
Grüsse aus der Küche
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Als Einstieg erhalten wir nun ein Gläschen mit Zuckermais, Maispulver, Sud, Maiscreme und Popcorn. Die verschiedenen Geschmäcker und Konsistenzen des Maises vermischen sich schnell; wir empfinden den Gruss als recht süsslich und eher eindimensional.
Danach werden uns einige weitere Kleinigkeiten gebracht: Eine Krabbenbällchen mit Dill, ein erneut recht süsslicher Oliven-Marshmallow, eine geschmacklich dezente Olivensphäre und eine Art Küchlein mit Erdnussbutter und Brombeere. (6/10)
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Sehr ansprechend finden wir die nun folgende Auswahl an Broten und Grissini. Dazu wird neben der Butter auch ein – wie uns der Service erläutert – mit Algin leicht gebundenes und gekühltes Olivenöl gereicht.
Im Reigen der Grüsse erhalten wir noch einen weiteren: Eine Wildwasser-Garnele wird ansprechend mit Tomate in Texturen, Yuzu und – wohl erneut dem Namen des Restaurant geschuldet – einem Olivenöl-Sud kombiniert. (6/10)
Hummer: Auster / Melone / Wildkräuter / Alge / Karotte
Im ersten Menügang wird Hummer mit einer Maldon Auster, Karotte, Algencreme, süsslicher Melone und Wildkräutern kombiniert. Uns gefallen die Aromen des Meeres in Verbindung mit der frische und Süsse der Melone; einzig die Blätter der Kräuter wirken zum Teil sehr trocken. (6+/10)
Kabeljau: Quinoa / Blumenkohl / Weisskohlsud
Am Nachbartisch – ja jener mit dem „Ferrari-Serviceproblem“ kann man sich auch beim Wein nicht so recht zwischen opulentem Genuss und zurückhaltender Sparsamkeit entscheiden. Der Wunsch nach einer tollen Empfehlung geht an den Sommelier, verbunden mit einem klaren Preislimit. Die Handbremse bleibt angezogen.
Da erfreuen wir uns doch lieber über den nun gereichten confierten Kabeljau. In guter Produktqualität und auf den Punkt zubereitet wird er uns an den Tisch gebracht. Blumenkohl in verschiedenen Texturen und Quinoa bereichert das Gericht; verbunden werden die Komponenten durch einem dezent-runden Weisskohl-Sud. Gelungen! (7/10)
Gebratene Entenleber: Rote Beete / Crue de Cacao / Estragon
Ansprechend ist die Idee des nächsten Ganges: Eine hervorragend zubereitete gebratene Gänseleber wird mit Roter Beete (erneut in verschiedenen Texturen), Estragon und Kakao kombiniert. Einzig die starke Vanillenote gerade auch in der Nase gefällt uns hier nicht so und lenkt von der perfekten Basis ab. (7/10)
Kalbsfilet: Zwiebel / Artischocke / Mahón Käse / Barbecue Sauce
Zum nun folgenden Kalbsfilet gibt es fein-aromatische Käsebällchen (mit spanischem Mahón-Käse), Artischocke und eine schön intensive BBQ-Sauce (eine Sauciere mit Nachschub steht bereit; angeblich nimmt man im Süden Deutschlands gerne mehr davon als in nördlicheren Regionen). Ein ansprechendes Gericht ohne Extreme! (7/10)
Französischer Rohmilchkäse vom Wagen: Affineur Waltmann
Schön, dass im Olivo die Kultur des Käsewagens gepflegt wird! Wir nehmen gerne einige Stücke der von Affineur Waltmann aus Erlangen bei Nürnberg gelieferten Sorten.
Nougat: Banane / Sesam / Eierlikör / Marmorkuchen
Texturell abwechslungsreich und geschmacklich wohlschmeckend ist das nun folgende Dessert; der Hauptdarsteller Nougat wird mit intensiv-wohlschmeckender Banane, mit Eierlikör, Marmorkuchen und Sesam kombiniert. (7+/10)
Petit Fours
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Zum Espresso dürfen wir dann noch einige Petit Fours wählen, köstlich!
Unser „Ferrari-Nachbartisch“ hat schon vor einiger Zeit das Menü beendet und ist vielleicht mit dem Taxi, kaum aber mit dem Ferrari (die Service-Kosten…) heim gefahren. Wir haben das Glück, dass uns nur einige Schritte von unserem Bett trennen. Das Restaurant befindet sich im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin, in welchem wir uns auch einquartiert haben.
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row] [row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Wegen der Aussicht hätten wir unser Zimmer nicht gewählt: Diese ist vorwiegend auf Baustellen und Verkehrsgewühl. Was uns jedoch zusagt ist die perfekte Schallisolierung, der grosszügigeSchnitt des Zimmers und das durchaus ansprechende Design.
[tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise Rating
Küchenchef Nico Burkhardt ist jung, zweifelsohne ein grosses Talent und hat sich in den letzten Jahren an die Stuttgarter Spitze gekocht. Die Gerichte sind kreativ, die Crew setzt moderne Küchentechniken gekonnt ein und spielt gerne mit unterschiedlichen Texturen.
Angesichts der hohen Ratings der einschlägigen Restaurantführer und des jüngsten Punktezuwachses im Gault Millau und im Gusto waren unsere Erwartungen hoch gesetzt. Ganz wurden sie an diesem Abend nicht erfüllt.
Die Basis, das Können ist zweifelsohne vorhanden. Doch die Feinabstimmung schien uns an diesem Abend nicht immer ganz perfekt, die Akzente nicht immer ganz präzise gesetzt. Die oft süsslichen Noten mancher Gerichte sind Geschmackssache. Die Küche, so wirkte das auf uns, fuhr an diesem Abend eher vorsichtig mit angezogener Handbremse.
Der Service im Restaurant Olivo ist freundlich und kompetent. Das Ambiente des Hotels wie auch des Restaurants ist ok.
Wir werden bei anderer Gelegenheit sicher wieder einmal im Olivo für einen zweiten Eindruck zurückkehren.
4 – Gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Der Guide Michelin bewertet die Küche von Nico Burkhardt mit einem Stern. Der Gault Millau vergibt für das Restaurant Olivo in Stuttgart 17 Punkte. Der Gusto vergibt 8 Pfannen.
[/tab][tab title=“Blogroll“]Blogroll – was schreiben andere?
- Mittags mal mediterran (Sternefresser, 2014)
- Grosses Talent (Das Filet, 2014)
- Olivo (erkocht, 2013)
Das Finanzielle
Die Kosten für das Menü (einmal sechs, einmal 4 Gänge), Champagner vorab, Weine, Wasser und Kaffee betrug ca. EUR 440,-.
[/tab][tab title=“Adresse“]Die Adresse
Arnulf-Klett Platz 7
D-70173 Stuttgart
[/tab] [/tabs]