Unser Weihnachtsmenü
Weihnachten ist das Fest der Familie. Kann es dennoch schön sein, an einem der Weihnachtsfeiertage zum Dinner in ein Hotel zu gehen? Oder ist das nicht unpersönlich? Und wesentlich unromantischer als bei Selbstgekochtem und Kerzenschein zu Hause zu geniessen?
Nein, meinen wir. So ein Tag auswärts hat seine Vorteile. Mal nicht in der Küche stehen, sondern einfach geniessen. Und den Vor-Weihnachtsstress endgültig abfallen zu lassen.
Wir haben uns für das ‚The Restaurant‘ im eleganten Hotel Dolder in Zürich entschieden. Oder besser über Zürich, mit schönem Blick au die Stadt und den See. Schon bei der Anfahrt ist uns die weihnachtliche Dekoration des Hotels ins Auge gestochen. Und auch in den Räumlichkeiten des 5-Sterne Hauses war überall, doch keinesfalls übertrieben, Weihnachtsschmuck.
Wer unseren Blog regelmässig liest, der weiss, dass wir gutes Essen lieben. Auch deswegen fiel die Auswahl des Restaurants auf jenes von Chefkoch Heiko Nieder. Der 42-jährige Norddeutsche bietet die unserer Meinung nach beste Küche der Stadt. Das hat auch der Guide Michelin mit zwei Sternen honoriert.
Heute ist das Angebot zwar reduziert, es gibt nur ein fixes Weihnachtsmenü mit entweder fünf oder acht Gängen. Doch uns ist das nur recht: Wir wollen uns wie unter dem Weihnachtsbaum einfach nur überraschen lassen und geniessen.
So stossen wir mit einem Glas Champagner auf Weihnachten an und wählen aus der Weinkarten den Pinot Noir von Ganteinbein; ein Tropfen, welcher zu Festtagen wie diesem passt!
Unser Dinner im The Restaurant im Hotel Dolder Grand in Zürich
Grüsse aus der Küche
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row] [row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Und schon grüsst die Küche! Wir starten links mit den feinen Reisrollen, dann mit dem Tomatensandwich mit vollem Tomaten- und Umam-Geschmack.
Gelungen ist auch der gebackene Camembert -eine Art hohle, gebackene Käsekugel – mit einem Tupfen Preiselbeere. Ganz besonders gefällt uns die Rettichkugel mit Cassis und für leichte Schärfe sorgenden Senf.
Nach einer Litschi-Sphäre mit Gewürzgurke und Wasabi schliesst der Reigen der Kleinigkeiten dann mit einem scharfen Nacho-Tütchen.
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Auch das Brot ist wie immer ein Genuss. Zunächst wird der aufgeschnittene Laib mit zweierlei Aufstrichen gebracht; danach eine Auswahl von Gebäckstücken auf einer Platte präsentiert. Unsere Favoriten sind da bei jedem Besuch die Gleichen: Das sündhaft-buttrige Laugen-Plunder sowie die Käse-Kümmel-Stange!
Weiter grüsst die Küche mit Lachs und Gurke: In einer Petrischale angerichtet sind gebeizter Lachs, Lachskaviar, Meerrettichschaum, Dill und Gurke. Das ganze ist hervorragend in Geschmack und abwechslungsreich in der Textur! (8+/10)
Darauf folgt ein letzter Gruss: Ein kleiner Teller mit flüssigem Eigelb, Kartoffelschaum und weissem Alba-Trüffel. Nun ist das wahrlich keine neue Kombination, doch die Küche von Heiko Nieder schaft es, diese in Perfektion und auf den Teller zu bringen. Ein absoluter und sehr filigraner Genuss! (9/10)
Hummer mit Wintermelone, Pata Negra und Senfgurken
Hummer ist ja nie so unser grosser Favorit, auch hier empfinden wir ihn als eher fest und fast schon ein wenig faserig. Sehr schon dazu sind die angenehm süssen Würfelchen von der Wintermelone, dazu jeweils ein kleines Stückchen Pata Negra für den geschmacklichen Extra-Kick; Senfkörner, Geleewürfel, (etwas viel) Gratineé und einen wunderbaren Fonds. (7/10)
Champagnerschaum mit Meeres-Delikatessen, Basilikum und geräuchertem roten Pfeffer
Fein ziseliert ist der nächste Gang: Meeresdelikatessen (das sind ein Königskrabbentatar, Kaviar, Pulpo, eine Jakobsmuschel und Königskrabbe) werden von einem am Tisch angegossenen Champagnerschaum (lebendig mit leichter Säure und intensiv) sowie Basilikum und rotem Pfeffer begleitet. Perfekt in allen feinen Noten abgestimmt, hervorragend! (9/10)
Saibling mit Rotkrautsaft und Mandeln
Saibling mit Rotkraut – kann das passen? Wir sind überrascht – ja, das passt. Und das vielleicht sogar obwohl der lauwarme Fisch so wunderbar zart ist; auch der Saft vom Rotkraut ist fein (und keinesfalls aggressiv) und ergänzt verblüffend gut! Eine weiche weisse Mandel fügt sich harmonisch ein, für texturelle Abwechslung sorgen dann Saiblingskaviar und eine Art geröstete Hohlkugeln (von der Mandel?). (7+/10)
Entenmastleber mit exotischen Früchten, Vanille-Eis und ‚Quatre épices‘
Die nun folgende angebratene Entenleber ist perfekt zubereitet mit schönen Röstaromen. Darauf befindet sich ein Vanille-Eis mit feiner Kaffee-Note, darüber wird eine intensive dunkle Sauce gegossen. Kombiniert wird dies mit exotischen Früchten wie Mango, Papaya, Passionsfrucht und Kiwi, welche geschmacklich und von der Textur für vielerlei Abwechslung sorgen. (8/10)
Kobe-Beef ‚Shabu Shabu‘ mit Frankfurter Grüner Sauce
Die ‚Grie Soß‘ ist, so unsere bescheidene Meinung, nicht zu Unrecht beliebt. Die Küche hat sie für uns ‚dekonstruiert‘; die verschiedenen Kräuter, flüssiges Eigelb, gestocktes Eiweiss und feiner Zwiebelringe befinden sich auf unseren Tellern.
Darin liegen fünf Röllchen von fein aufgeschnittenem, allerfeinstem rohen Kobe-Beef. ‚Shabu Shabu‘, das steht für das japanische Brüh-Fondue. Daher wird am Tisch eine wohlschmeckende Consommé über das Ganze gegossen, welche dann das Fleisch garen soll.
Die Zutaten – alle höchst wohlschmeckend; die Idee zum Gericht ausgezeichnet. Doch die Fleischröllchen sind (zu) kalt, und die Consommé ist nur lauwarm; statt gegartem nur kaltes Fleisch. Hier hat die Consomé die Küche wohl schon zu kalt verlassen. (8/10)
Reh mit ‚Bircher Müesli‘
Dekonstruiert geht es auch beim Bircher Müesli des nächsten Ganges weiter: Selten haben wir ein optisch so anmutiges Müsli gesehen, und Joghurtsphären, Trauben, Getreide, Haferflocken, Sellerie und mehr schecken – nun, wie ein sehr feines Birchermüesli.
Das Reh macht uns – und das sei als Kritik auf sehr hohem Niveau verstanden – nicht ganz glücklich. ist von der Textur zu schwammig und wahrscheinlich Niedertemperatur-gegart. Das am Tisch dazu gereichte Ragout wiederum einen Tick zu trocken. Dennoch in Summe fein und fern jeder Rustikalität. (7+/10)
Marzipan mit Zitrusfrüchten und Christstollengewürz
Gleichfalls leicht und ohne Rustikalität ist dann das Marzipan (als Eis) mit Christstollengewürz und Zitrusfrüchten wie Mandarine, Kumquat, Kiwi und einem Blutorangensorbet mit Säure und leichter angenehmer Bitterkeit. (8/10)
Maroni und Schokolade mit Birne und Süssholz
Sehr gelungen ist auch das finale Dessert: Auf Vermicelles befindet sich ein Schokloadeeis, Birne, Birnenschaum und Süssholz. Wiederum ist das ganze von einer spielerischen Leichtigkeit und überzeugt mit subtil abgestimmten Aromen.
Petit Fours
Als Petit Fours werden nun wieder verschiedene Kleinigkeiten gebracht:
Wir starten bei den ‚43 Grad mit Milch‘ (war das etwas wie Eierlikör in weisser Schokolade?) auf crushed Ice.
Geniessen dann weiter mit eingelegter Gurke mit Ingwer – vielleicht kein typisches Dessert, doch fein und es neutralisiert den Geschmack für weiteres. Im Grapefruit Macaron setzen die Frucht und der Campari einen schönen bitteren Kontrapunkt zur Süsse des Macarons.
Der Apfel mit griechischem Joghurt und Curry schmeckt trotz des winterlichen Wetters lebendig und wie Sommerurlaub. Die Maronischnitte mit Himbeer wirkt vergleichsweise eindimensional.
Ein erdiger Abschluss ist dann die Kartoffel mit Trüffel und Haselnuss.
Zum Finale dürfen wir noch einige von den selbstgemachte Pralinen wählen – vorzüglich! Und ein Schächtelchen davon zum mitnehmen gibt es auch noch bei der Verabschiedung!
[tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise-Rating
Auch im Rahmen eines Weihnachtsmenüs gefällt uns die Küche von Heiko Nieder mit filigranen Kompositionen und fein ziselierten Aromen. Die Qualität der verwendeten Produkte ist vorzüglich, die Zubereitung in den allermeisten Fällen (minimale Ausnahmen an diesem Abend seinen vermutlich der festtäglich-reduzierten Küchenmannschaft geschuldet) technisch perfekt.
Der Service ist kompetent und überzeugend. Die Location ist klassisch mit modernem Touch; sehr gediegen und doch leger-entspannt. Einige Tische haben eine schöne Aussicht über Zürich und den Zürisee. Eindrucksvoll sind die vielfältigen Kunstwerke im Hotel; einige davon können auch am Weg von der Tiefgarage zum Restaurant betrachtet werden.
Wir haben das Weihnachtsmenü sehr genossen!
5 – Unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Der Guide Michelin bewertet die Küchenleistung von Heiko Nieder und Team mit zwei Sternen. Der Gault Millau vergibt für The Restaurant im Hotel Dolder Grand in Zürich 18 Punkte.
[/tab][tab title=“Blogroll“] [/tab][tab title=“Kosten“]Das Finanzielle
Das The Restaurant im Hotel Dolder ist keinesfalls günstig, auch nicht für Schweizer Preisverhältnisse. Für das 8-gängige Menü haben wir CHF 268 (ca. EUR 220) bezahlt, dies scheint uns angesichts des gebotenen angemessen.
Die Preise für an Nespresso erinnernden Espresso (CHF 8.50 / ca. EUR 7) bzw. doppelten Espresso (CHF 11.50 / ca. EUR 9.50) und Mineralwasser (CHF 15 / ca. EUR 12.50) scheinen uns aber doch an der oberen Grenze. In Summe haben wir ca. CHF 820 (ca. EUR 680) bezahlt.
[/tab][tab title=“Adresse“]Die Adresse
im Hotel Dolder Grand
Kurhausstrasse 65
CH-8032 Zürich
[/tab] [/tabs]
Ach, Du schon wieder, bist uns schon wieder zuvor gekommen! Aber wir haben für Freitag in einer Woche auch schon reserviert, und nach Euren Bildern freuen wir uns noch mehr darauf! Lg, Tim