LIfe ist Grand – und Kameha Grand ist geklont!
Update Dezember 2015: Achtung – das Restaurantkonzept wurde mittlerweile geändert (wie nun auch auf der Homepage vermerkt). Die Sushi-Bar ist Vergangenheit, die japanisch inspirierte Küche ist nun gemäss Homepage eine „Französische Küche basierend auf regionalen Produkten mit fernöstlichen Einflüssen“ und wirkt weniger japanisch als regional. Das muss nicht schlecht sein, wir würden uns aber klarere Informationen wünschen!
Kann man ein Hotel, so einzigartig wie das Kameha Grand in Bonn, einfach klonen?
Nicht ganz, aber vor kurzem hat ein Schwesterhotel mit vielen Ähnlichkeiten in Zürich eröffnet. Gleichfalls opulentes Design, aussergewöhnliche Räumlichkeiten. Und gleichfalls ein japanisch/asiatisch geprägtes Restaurant.
Unser Abend im Yu Sushi Club (Lesen Sie mehr: Ferner Osten trifft auf Westen), mittlerweile umbenannt in Yunico, hat uns ja ganz vorzüglich gefallen. Und so stehen wir schon in der ‚Soft Opening Phase‘ des Hotels bereits vor dem Eingang des Züricher Pendants, des Yu Nijyo (einzig der Tagesanzeiger ist uns zuvorgekommen: Hohe Kunst in Acht Akten):
Norman Fischer, der „New Chef in Town“, hat zuletzt im La Terrasse in Bremen einen Michelin-Stern und 17 Gault Millau Punkte erkocht. Davor war er unter anderem bei Christian Bau wie auch in der Meierei Dirk Luther tätig. Grossartige Voraussetzungen; und ein herzliches Willkommen!
Unser Dinner im Restaurant Yu Nijyo (Kameha Grand), Zürich
Bei einem Glas Champagner studieren wir die Karte. „Yu Nijyo“ steht übrigens für „heisses Wasser hoch zwei“ und bezieht sich auf die grosse Bedeutung dieses Elementes in Japan, haben wir zuvor auf der Homepage gelesen.
Wir wählen (mit kleinen Anpassungen) das 7-gängige Menü und schauen uns neugierig im Restaurant um. Rot und schwarz sind die dominierenden Farben, die Räume sind eher dunkel, wirken fast schon ein wenig beengt. Hinter dem Tresen werden Sushi zubereitet.
Grüsse aus der Küche
Die ersten Grüsse der Küche werden an den Tisch gebracht: Ein erfrischendes Gartenkresse-Mousse auf Toast, ein wunderbar aromatisches Tandoori-Chicken sowie Vitello Tonnato en miniature. (7+/10)
Danach eine perfekt umgesetzte Wohlfühl-Kombination: Wunderbar flüssig der Dotter des Stundeneis, welcher sich mit dem Blattspinat und der Mayonnaise-Espuma zu einem tollen Genuss verbindet! (8/10)
Dreimal Sellerie
Vegetarisch dann der erste Gang, in welchem Norman Fischer die Sellerie in den Mittelpunkt stellt: Unter anderem bäckt er sie bei 250 Grad im Ofen, um sie dann in Magermilch zu panieren. Mit Gemüsekaviar, Tofu und Rock Chives (eine Art Kresse mit einen Hauch von Knoblauchgeschmack) ergibt sich eine wunderbare Komposition, welche den erdigen Geschmack der Sellerie wunderbar inszeniert. (7+/10)
Taschenkrebs
Beim Auslösen von Taschenkrebs gilt es zu beachten, dass alle Schalenstückchen entfernt werden. Leider hatten wir auf beiden Tellern den einen oder anderen Schalenrest im guten, doch etwas salzig abgeschmeckt wirkenden Tatar.
Der eher festere und intensive Saiblingskaviar auf dem Taschenkrebs bewegt sich auf Augenhöhe mit den Mandarinenfilets, welche Säure und einen Hauch von Bitterkeit einbringen. Das Algeneis gibt von Temperatur und Geschmack einen schönen Kontrast. Diese Kombination hat Potential für mehr, war bei unserem Besuch aber leider technisch nicht sauber umgesetzt. (6/10)
Urumaki
Hinter dem Tresen werden einige grosse Sushi-Platten für andere Tische zubereitet, unser nächster Gang dauert daher etwas länger. Der Service erwähnt dies pro-aktiv, charmant und entschuldigend, somit kein Problem. Aber es scheint, als ist Küche und Service konstant unter hohem Stress stehen – die Abläufe können sich hier sicher noch weiter einspielen.
Die Urumaki werden mit Kobe-Beef zubereitet, sind jenseits dieser Luxus-Zutat aber in keiner Weise auffällig. Der Spargel ist knackig mit eigener, ansprechender Konsistenz, darauf ein wenig des Schaumes einer ‚japanischen Sauce‚.
Das Leistungsversprechen der Homepage bezüglich der „ausgefallenen Kreationen der japanischen Sushi-Meister“ können wir noch nicht ganz nachvollziehen. Offen gestanden haben wir auch keinen japanischen Sushi-Meister erkennen können. (5+/10)
Seezunge
Sehr ansprechend dann die vorzügliche, noch glasige Seezunge von schöner, fester Konsistent, welche mit ‚gepopptem Schwein‘ und einem am Tisch angegossenen, intensiven Schweinejus eine schöne Harmonie eingeht – hervorragend!
Wie separat und wenig eingebunden wirken der Pak Choy sowie die grüne, geschmacklich an Zitronengras erinnernde Creme; gerade letztere trägt für uns kulinarisch wenig zum Gericht bei. Bei welcher Zutat es sich nun um das japanische Curry gehandelt hat, sind wir uns auch nicht sicher. (6+/10)
Étouffée Taume Jean Claude Miral
Gourmets reisen tausende Kilometer, um lebende Ameisen zu verzehren, doch die Taube ist für viele das letzte Tabu der gehobenen Küche. Was schade ist.
Und auch im Yu Nijyo wird der Gang mit der Taube fast schon eine Spur entschuldigend präsentiert. Was sich im inneren des Sim Sum befindet, woraus der Schwamm ist, wird gar erst nach dem Verzehren verraten – sicher ist sicher.
Daher lüften wir hier das Geheimnis. Die Miral-Taube ist von bester Qualität und vorzüglich zubereitet. Der Dim Sum enthält die Innereien des Vogels und mundet köstlich. Der Schwamm ist aus dem Taubenblut (keine Panik, das erinnert einfach an Blutwurst). Ergänzt wird das ganze unter anderem mit einem feinen Jus sowie mit Brokkoli (als Creme und Röschem). (7/10)
Geschmorter Aal
Köstlich geht es weiter: Der Herr hat als Extra-Gang noch den geschmorten, mit Teriyaki-Sauce marinierten Aal bestellt. Dazu gibt es einen Spinat-Salat, rote Beete süss und sauer sowie eine Meerrettich-Sphäre. Intensiv und saftig ist der fettreiche (und sehr heisse) Fisch, die Säurenoten der roten Beete gleichen dessen Schwere wieder aus. Gelungen! (7/10)
Wagyu
Die kurze Rippe vom Wagyu wurde geschmort und ist wunderbar zart, fast an Bäckchen erinnernd. Gut gefällt dazu die Ume-Pflaume (fast unterrepräsentiert am Teller), ansprechend auch der Zwiebel in verschiedenen Texturen wie auch das Topinambur-Pürree. (6+/10)
Vordessert
Kopfsalat hat es in den letten Jahren in die Pattisserie geschaft. Das Team von Norman Fischer kombiniert ihn mit einem Milcheis sowie etwas süsslichem (wie Kekse) vom schön bröckeliger Konsistenz. Am Tisch wird eine Kofpsalat-Sauce angegossen.
Das Resultat gefällt uns sehr gut! Schöne milichige Aromen, die salatigen Noten fliessen dezent ein, das ganze ist ein tolles Spiel aus Texturen und Temperaturen! (7+/10)
Rote Beete
Im eigentlichen Dessert werden dann Schokolade (und Kakao?) in verschiedenen Variationen mit frischen und getrockneten Himbeeren sowie Soja, roter Beete und einem Rote-Beete Sorbet kombiniert; Yuzu gibt ein wenig erfrischender Säure. (7/10)
Dazu trinken wir ein Glas Fukuju Yuzu Sake – die „japanische Antwort auf Limoncello“ – welcher das Gericht gut begleitet.
Petit Fours
Beim Espresso geniessen wir dann noch einige sehr ansprechende Petit Fours!
[tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise-Rating
Zürich ist um ein spannendes Hotel- und Restaurant-Konzept reicher! Das Yu Nijyo hat viele Voraussetzungen, um in die Kategorie der guten Restaurants der Limmat-Stadt aufsteigen zu können.
Das Menü ist asiatisch-japanisch geprägt mit vielen westlichen Einflüssen – in solcher Form gibt es das in Zürich noch nicht. Die Gerichte sind kreativ und zeigen das Potential der Küche auf.
Doch in den ersten Wochen läuft alles, so scheint uns noch ein wenig un-runZ. Die Präzision in der Umsetzung ist noch nicht überall gegeben. Auch die „Sushi & Co“ können noch nicht mit Angebot und Zubereitung im Bonner Schwestern-Restaurant mithalten. Und Küche und Service wirken immer wieder unter Stress, noch unterbesetzt oder noch nicht so ganz eingespielt.
Doch die Voraussetzungen sind gegeben, und so manches ist schon jetzt vorzüglich! Wir sind gespannt darauf, wie sich der „New Chef in Town“ und seine Crew entwickeln werden und werden dem Yu Nijyo in ein paar Monaten sicher wieder mal einen Besuch abstatten.
Der Service ist freundlich und sehr um den Gast bemüht. Atmosphärisch wirkt das Restaurant etwas dunkel und eher beengt, wenn auch stilvoll.
4 – Gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Das Restaurant Yu Nijyo im Kameha Grand Hotel in Zürich hat gerade erst eröffnet und ist noch von keinem der Führer bewertet.
Die Küche von Norman Karrer wurde an seiner vorherigen Wirkungsstätte, dem La Terasse in Bremen, vom Gault Millau mit 17 Punkten und vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichent.
[/tab][tab title=“Kosten“]Das Finanzielle
Für das Menü für zwei Personen (einmal mit einem Extra-Gang, Champagner, Wein, Wasser und Sake haben wir knapp über CHF 600,- bezahlt.
[/tab][tab title=“Adresse“]Restaurant Yu Nijyo
im Hotel Kameha Grand Zürich
Dufauxstrasse 1 / Ecke Thurgauerstrasse
CH-8152 Glattbrugg
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Schaut nach einem tollen neuen Hotel in Zürich aus. Ob es auch so gut ist wie andere günstige Hotels und mithalten kann mit dem Markt in Zürich wird sich wohl noch zeigen müssen.
LG