Im Westend hört man sein Fauchen…

Bald drei Jahre hat sich der Tiger in seinen Palast zurückgezogen. Hat dort im Keller aufgekocht, seinen Gästen Feste mit zwei Sternen bereitet. Um sie dann in das hauseigene Palast-Varietee oder in die dunkle Nacht zu entlassen.

Doch dann war alles anders.

In der Palastküche war der Tiger plötzlich nicht mehr gesehen. Im nahen Westend, so sagt man, hört man jetzt sein Fauchen. Und in ganz Frankfurt heisst es: „Achtung, im Palmengarten ist der Tiger los!“.

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So habe wir uns unerschrocken auf eine Expedition in den Frankfurter Stadtjungel gemacht. Der Herr im schwarzen Tarnanzug und mit Fotoapparat bewaffnet. Die Dame in wiesengrün mit hohen Absätzen als schlagkräftiger Waffe.

Schon von weitem haben wir seine Höhle gesehen. Die Einheimischen nennen sie die Blume, „Lafleur“, was wahrscheinlich von den dortigen Grauen ablenken soll. Auch in den Augen unseres Fahrers die blanke Angst – auch ein Bündel bunter Scheine konnte ihn nicht bewegen, uns näher zu bringen.

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So mussten wir uns die letzten Meter zu Fuss anprischen. Nur durch die Deckung von Alleebäumen geschützt und die vielen Kampf-Enten aus dem nahen Sumpf immer im Blick behaltend.

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Es gelang uns das vermeintlich unmögliche: Wir betraten den Bau des Tigers, und schon strömten verführerische Düfte an unsere Nasen. Eine Tigerhöhle hatten wir uns anders vorgestellt. Bauhaus-Stil statt einem Strohlager fanden wir vor.

Und so wurden wir etwas leichtfertig, gaben Mäntel und Regenschirme ab. Nun schutzlos ausgeliefert half nur noch Alkohol in Form eines rosa perlenden Getränkes aus der Champagne.

Wir studierten den uns gereichten Speisezettel. Das dort viele vegetarische und gar vegane Gerichte zu finden waren nahm uns die Angst, gar selbst im Kochtopf des Tigers zu langen. Und wir lieben ja Veganes – etwa als Beilage zu einem schönen Steak.

Unser Dinner im Restaurant Lafleur in Frankfurt

Grüsse aus der Küche

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Der Gruss des Tigers erreicht unseren Tisch. Will er seine Opfer mit lokalem einlullen, unvorsichtig machen? Egal – das fein abgestimmte Paprika-Apfelweinsüppchen mit einem Frankfurter Grüne-Kräuter-Schaum und kleinen Stückchen herzhafter Ahle-Wurst mundet uns; und vom mit Handkäscreme gefüllten Pizzakissen hätten wir gerne noch eine zweite Portion. (7/10)

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Grandios dann der zweite Gruss, die Variationen vom Island Saibling. Gebeizt und als Tatar kombiniert die Küche den Fisch mit einem Apfel-Gurken-Salat, Wasabicreme, Senfgurke und einem Kräuter-Joghurt-Eis. Fein abgestimmt, die lebendige Säure spielt mit der leichten Schärfe des Tatars, das Spiel von Temperaturen und Texturen ist abwechslungsreich – toll! (8+/10)

Bio Gänseleber

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Gänseleber ist immer ein guter Einstieg in ein Menü von Andreas Krolik. Die marinierte Bio-Gänseleber hat einen wunderbaren Schmelz, grüner Spargel, eine Gänseleber-Praline und erfrischendes Gänselebereis wie auch Schinkenpulver und Champignons sind tolle Begleiter. (7+/10)

Hamachi

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Die Heimat der Gattung der Tiger ist Asien. Wenig verwundert sind wir  daher, dann der nächste Gang asiatisch inspiriert ist: Lackierter Hamachi wird in vollem, Umami-reichen Dashi-Sud mit leichter Schärfe gebracht. Pakchoi, japanische Zitrusfrüchte, Enkoi und eine Reiscreme runden das ganze zu einem schönen Gericht ab. (7/10)

Zwiebel

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Aus dem vegetarisch/veganen Menü haben wir dann noch einmal die Zwiebel gewählt – Zwiebelgewächse in braunem Zwiebejus, Zwiebelschaum, Röstzwiebel-Crunch und schwarze Schalotte. Eine ansprechende Präsentation dieses Gewächses! (7/10)

Jakobsmuschel

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Auf den Punkt gebraten die nun folgende getauchte Jakobsmuschel aus Schottland. Uns gefällt die Kombination mit den erdigen Aromen der Morcheltapenade, der leichten Bitternote des Zitornenconfits, den Erbsen und der Haselnuss. (7+/10)

Kalbsbries

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Ein intensiver Périgord-Trüffeljus umschmeichelt das nun folgende Kalbsbries. Selleriepüree, Röstzwiebelcrund und Cipollini runden das Gericht ab. (7+/10)

Wagyu Rind

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Seit kurzem findet orignial-japanisches Kobe-Beef auch seinen Weg nach Detuschland. Das hat einen Wagyu/Kobe Boom auf den Speisekarten der Republik ausgelöst. Wenn’s gut schmeckt, warum auch nicht…

Und die gegrillte Tranche vom Wagyu-Beef überzeugt uns mit intensivem Fleischgeschmack; und Aubergine, Frühlingslauch, die gebackene Wagyu-Praline wie auch die leichte Schärfe des Jus mit geräuchertem Paprika gefällt uns sehr gut! Überzeugend auch die separat gereichte Wagyu-Bouillon mit einem Gänseleber-Raviolo und Buchepilz. (8/10)

Pre-Dessert

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Und schon grüsst die Patisserie. Ein Glas voll verführerischer Süsse gelber Melone in Kombination mit den Bitternoten eines Zitronengratinees erfreut unser Herz! (7+/10)

Rhabarber

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Das eigentliche Dessert, ein Delice vom Rhabarber, kombiniert mit Bio-Topfen und einem Basilikum-Pistazieneis war eine „sauber Sache“, aber konnte nicht so richtig die ganz grosse Begeisterung wecken. (6+/10)

Petit Fours

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Einige Petit Fours versüssen uns dann noch den Abschluss des Abends in der „Höhle des Tigers“.

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Unser Küchenreise-Rating

Der Tiger hat sein neues Zuhause gefunden: Das Restaurant im schnörkellosen Bauhaus-Stil im Gesellschaftshaus des Palmengartens ist ein würdiger Rahmen für die klaren und ebenso nicht verschnörkelten Geschmäcker am Teller.

Ende 2012 war der Start des Restaurants holprig: Zu abgehoben sei das luxuriös renovierte Gesellschaftshaus, zu exklusiv das Restaurant, monierte die Presse. Bei unserem Besuch waren wir damals mit der Küchenleistung nicht zufrieden und das Restaurant war fast leer.

Doch der Neustart mit Chef Andreas Krolik ist gelungen! Auch an einem Feiertag ist das Restaurant voll. Die Küche schickt kreative, technisch tadellose und geschmacklich sehr überzeugende Gerichte, welche nach nur zwei Monaten an die Leistung im Tigerpalast fast nahtlos anknöpfen. Und da gibt es mit Sicherheit noch Potential für mehr! (7+/10)

Und der Service unter der Leitung des charmanten Miguel Martin überzeugt gleichfalls. Ach ja, eine Frage liegt uns noch auf der Zunge: Weshalb klingt die Karte von Lafleur und Tigerpalast so ähnlich?

In jedem Fall – wir kommen gerne wieder und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen!

4 – Gerne wieder 

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Wie bewerten andere?

Die Bewertungen im Guide Michelin, Gault Millau und Gusto beziehen sich noch auf die vorherige Küchenmanschaft.

Die Küche von Andreas Krolik im Tigerpalast wurde vom Guide Michelin mit zwei Sternen, vom Gault Millau mit 17 Punkten und vom Gusto mit neun Pfannen ausgezeichnet.2020

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Das Finanzielle

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Die Kosten für unser Dinner mit zwei mal Menü (einmal 7-Gang, einmal 6-Gang) mit Weinbegleitung, Champagner vorab, Wasser und Espresso betrugen knapp über EUR 500,-

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Die Adresse

Restaurant Lafleur

Palmengartenstrasse 11

D-60325 Frankfurt

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