Alles anders als man denkt
Ein Leuchtturm trotzt jedem Sturm und der Brandung. Er weist uns in der Dunkelheit den Weg, er gibt uns Orientierung und Sicherheit.
Doch was, wenn der Leuchtturm in einem Vergnügungspark steht? Und seine Hauptattraktion ein Restaurant ist? Burger und Wiener Würstchen statt Brandung?
Doch erstens ist alles anders und zweitens als man denkt. Und der Himmel ist gar nicht wolkenverhangen, sondern zwei Sterne des Guide Michelins leuchten da oben am Firmament!
Dem Funkeln dieser beiden Sterne sind wir gefolgt, ihr Glanz hat uns in den Europapark nach Rust getragen. Die Hotels im Park: Alle ausgebucht; und das Tipi-Zelt für 12 Personen war uns dann doch zu grossräumig. So haben wir uns heute in einer nahen Pension einquartiert und spazieren nun die wenigen Schritte in Richtung Leuchtturm.
Vorbei an Wasserspielen und kitschigen Südstaatenvillen laufen wir und grübeln, was uns wohl erwarten wird. Auch Popcorn, Zuckerwatte und Achterbahn-Fahren, das kennen wir in Vergnügungsparks. Aber Gourmet-Küche?
Doch was bringt es, skeptisch zu sein? Vorbei am Fass, vielleicht von Captain Iglu. und schon sind wir beim Eingang des Restaurants.
Und treten ein in eine gediegene, bezaubernde und entspannte Welt! So, im Inneren ist ein Leuchtturm also ein Pol der Ruhe, denken wir. „Wie schön!“, seufzen wir, und lassen uns in die bequemen Sessel fallen.
Unser Dinner im Restaurant Ammolite in Rust
Neben einigen À-la-Carte-Gerichten bietet die Küche von Peter Hagen auch ein Menü mit drei oder sechs Gängen an. Letzteres, so beschliessen wir bei einem Glas Rose-Sekt, soll heute kulinarische Orientierung geben.
Grüsse aus der Küche
Sehr gefällt uns schon der erste Gruss: Spargeltatar mit Ei und Tomate, darüber Spargelsud – das spielt mit dem traditionellen Geschmacksbild eines Spargelgerichtes, ist jedoch modern und ansprechend komponiert; ist knackig, mit schöner Säure, überraschend perfekt! (8/10)
Gleich darauf folgt ein Raviolo mit Sellerie, Morcheln und Sellerieschaum; dazu mit Pata Negra umwickeltes Gebäck – wir sind glücklich! (7+/10)
Schottischer Wildlachs, bunte Bete, Meerrettich, Apfel
Mit schottischem Wildlachs startet dann das eigentliche Menü: Eine Rolle aus Lachs ist mit Lachstatar gefüllt, dazu gibt es Beete in verschiedenen Farben und Zubereitungsarten – etwa rote Beete mit rohen Aromen oder ein Eis von der gelben Beete und eine Meerrettich-Creme. Gelungen! (7+/10)
Langoustine, Bohnen, Iberico Schwein, schwarzer Knoblauch
Eine schöne Kombination ist dann die Langoustine und der Bauch vom Ibericoschwein. Bohnensud und eine Bohnencreme ergänzen die beiden Komponenten gut, die süsslichen Aromen des fermentierter Knoblauch geben dem Gericht eine feine Würze. (7+/10)
Wir schauen uns im Restaurant um. Eine wirklich bunte Gästemischung ist das hier! Wir haben selten so viele Kinder gesehen in einem Sternerestaurant. Und wir erfreuen uns am Anblick des einen oder anderen Pärchens, welches wohl aufgrund eines Gutscheines den ersten Kontakt zur Sternegastronomie knüpfen. Das finden wir sympathisch!
Seeteufel, Artischocke, Tomate, Aubergine
Bauchlappen und Filet vom Seeteufel paaren sich auf dem nächste Teller mit einem vorzüglichen Sud von der Artischoke und dem inneren der Artischocke und Tomaten. Eine sehr harmonische Kombination mit klaren Geschmäckern! (8/10)
Lamm, Paprika, Ziegenkäse, Graupenrisotto
Zeit für einen Fleischgang: Das geschmorte Lamm wie auch das Filet in Kräuterfarce mit Speck gefallen uns in der Kombination mit dem Graupenrisotto, welches einen Hauch Schärfe vom Paprika aufweist. Gleichfalls einen Tick Schärfe bringt der intensive Fonds mit sich. (7+/10)
Crème brûlée vom Epoisses
Nicht zu komplex, doch sehr gut dann der Käsegang: Eine Crème brûlée vom Epoisses, schön karamellisiert. Wir hätten durchaus noch Lust auf mehr! (7+/10)
Pré Dessert
Das Pre-Dessert ist dann eine Gerstencreme – angenehm zurückhaltend in der Süsse – mit Buchweizeneis und Physalis, welche eine leichte Bitternote beisteuert. (7/10)
Karotte, Joghurt, Mango
Schon optisch ein Knaller ist dann das eigentliche Dessert: Ein Karottenmousse, welches mit dünnen, orangen „Fäden“ umwickelt ist und so optisch einer Karotte ähnelt, dazu süssliche Mango (Mousse, Gelee) und kühles Joghurt. (8/10)
Petit Fours
Einige leckere Petit Fours versüssen uns dann den Abschluss des Abends!
Unser Küchenreise-Rating
Ein Restaurant beim Vergnügungspark, und noch dazu in einem Leuchtturm – schnell ist man da versucht, einen weiten Bogen um die Location zu machen.
Mittlerweile zwei Michelin-Sterne und auch das Lob des wohl in der Nähe wohnenden Alt-Meisters Wolfram Siebeck haben uns veranlasst, den (wohlverdienten) Umweg zum Restaurant in Angriff zu nehmen. Und ja, alles ist anders als man denkt. Die Küche unter der Leitung von Peter Hagen basiert auf gekonnten klassischen Tugenden, ist jedoch modern und ansprechend umgesetzt. Gute Produkte, klare Aromen und präzise Umsetzung bei der Zubereitung der Speisen haben uns am Teller viel Spass gemacht! Die Atmosphäre des Restaurants wie auch der Umgebung ist eigen, doch letztlich gemütlich. Der Gästemix ist erfreulich bunt! Und der Service ist freundlich und kompetent – nicht nur bei Speisen und Wein im Haus, sondern auch bei Tipps und Empfehlungen für die weitere Reise. |
Restaurant ammolite – The Lighthouse Restaurant, Rust (D)
Bewertung Essen (?): | 7+ / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 4 – gerne wieder |
Guide Michelin: | ** |
Gault Millau: | 16 / 20 |
Gusto: | 8 Pfannen |
Küchenchef: | Peter Hagen |
Adresse: | Peter-Thumb Strasse 6 D-77977 Rust |
Telefon: | +49-7822-77 66 99 |
Web: | http://www.ammolite-restaurant.de |
Kosten (Rechnung): | 402 EUR (2 Personen) |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |