Best-in-Class Pre-Flight Drinks & Snacks
Statt Dinner mußten wir an dem Tag ins Taxi steigen um zurück nach Europa zu fliegen, aber für den Apéritif schafften wir es noch in den Bar Room vom weltberühmten Museum of Modern Art, Midtown Manhatten, New York. Das The Modern hat zwei Michelin-Sterne und der Bar geben wir gerne drei Bar-Sterne, wenn das denn möglich wäre. Ein schöner Raum, angenehme Musik, wunderbare Bedienung und am wichtigsten, frische Drinks und Umami-Häppchen, so wie es sein muss.
In New York läuft man sich gewöhnlich die Füße wund. Auch wenn wir geschäftlich da waren, am letzten Abend, die Koffer schon gepackt, das Uber schon bestellt, waren wir müde. Aber im Modern waren wir noch gar nicht gewesen, und die letzten Stunden dann schlenderten wir durch dieses sagenhafte Museum mit dem grandiosen Shop und genossen die Räume, die Menschen, die Kunst.
Das hochgelobte Restaurant befindet sich im Gebäude nebenan, und an diesem Tag war es selber geschlossen. Der nicht weniger berühmte Bar Room aber war offen, und die Küche auch. Als ich beim Fotografieren erwischt wurde, eilte sogleich ein Koch daher: ob er mir helfen könne, er zeige mir gerne die Küche, und klar, posieren tut er auch.
In dieser Freundlichkeit und Professionalität ging es dann weiter, und am Ende des Abends erfuhren wir, daß es, anders als in den USA so sehr üblich, kein Trinkgeld gebe für die Angestellten. Das sei schon im Preis mit dabei, sie wollten es anders machen als die anderen, und sie seien alle ein Teil des Ganzen. Diese Einstellung spürt man hier überall und ist auch beim Essen und Trinken Wohltuend: „Hospitality included“.
Die Drinks heißen ganz simpel Gin und Wodka. Aber was drin ist hat eine wunderbare Komplexität, und ist doch frisch. Den Alkohol spürt man aber trotzdem, und das ist auch gut so. ‚Vodka’ ist zusammengesetzt aus Spring44, Aquavit, Ingwer, Zitrone und Honig. Was hier vielleicht fast anti-grippal medizinisch wirkt ist ganz und gar sommerlich leicht, und im Gegensatz zu fast allen anderen Gelegenheiten, bei denen er zum Zuge kommt: hier paßt der Rosmarin.
Im ‚Gin’ sind Barr Hill, Grüne Chartreuse, Limetten und Tonic, und weißer Pfeffer. Weniger süß aber nicht weniger leicht und trotzdem substantiell, trinkt sich fein weg und macht nicht betrunken, nur glücklich. Wir kriegen Hunger auf Häppchen – mehr Zeit haben wir leider nicht.
Wir bekommen Gänseleber auf Brioche-Toast, mit Trauben und Thymian, in einer Façon die visuell der Kunst im Nebengebäude entspricht. Die Kombination schmeckt umwerfend, die Leber(-Mousse) leicht und schmeichelnd, die Süße der Trauben gleichzeitig bereichernd und mit ganz leichter Säure trotzdem bereichernd, der Thymian würzig als Zugabe. Nun ist ja die Frucht zur Foie eine bekannte Ergänzung, hier aber ist die Feinheit so leicht, daß uns nichts schmalzig schwer wird. Kleine feine Portion, als Häppchen nahezu perfekt.
Das nächste Häppchen sieht dafür wirklich gar nicht schön aus. Gebackene Hummerküchlein an Zitronensauce, garniert mir Koriander. Ich mag es immer, wenn sich Sterneküche an einfache Dinge traut, nicht nur was die Zutaten betrifft (momentan ist es bei den Fischen ja die hippe Makrele, die wir überall treffen), sondern auch in der Technik. Frittieren ist keine edle Kunst, doch leider schmeckt uns Menschen praktisch alles, was wir so zubereiten. Da ist dieses Meergetier heute keine Ausnahme, und trotzdem sind wir überrascht von der Leichtigkeit des Teigs und den klaren Noten von Meer, Zitrone und Cilantro (wie die Blätter des Korianders in Amerika oft genannt werden). Lecker und wieder hätten wir auch gerne mehr davon gehabt… (wie schön, wenn es einen Grund gibt, zurückzukehren).
Als alte Europäer haben wir fast hämisch den Flammechueche bestellt, oder wie er hier genannt wird, Tarte Flambée, mit Zwiebel und Speck. Wir werden enttäuscht, oder eben nicht, aber auch das kann das Modern, etwas ganz Gewöhnliches wunderbar zart und doch kräftig zubereiten. Und endlich ist auch genug davon da, und wir essen so viel wir können, und schlecken uns die Finger ab.Der Teig ist dünn und knusprig, der Belag salzig und leicht, der Schnittlauch würzt das Ganze.
Zum Kaffee bestellen wir die ‚Cookie Plate’, wie praktisch, wir entscheiden uns nicht zwischen einer Reihe von Süßspeisen, sondern schauen mal, wie die hier Kekse backen. Und dann bin ich nicht schnell genug mit der Kamera, und alles ist weg, bevor ich an die Verewigung gedacht habe. Es waren vier oder fünf Sorten, von knusprig über buttrig zu schokoladen, und offensichtlich leider zu gut für die Kuechenreise. Ich bitte um Verzeihung, und werde wohl oder übel zurückkehren müssen an den Tatort und das nächste Mal das Restaurant besuchen. Das ist dann zwar ein langes Vorspiel zwischen Apéritif und Mahlzeit aber wir sind sicher, daß wir es genießen werden.