Mit St. Anton sind die Briten schon lange eng verbunden. 1928 organisierten der Londoner Arnold Nunn vom Kandahar Ski Club und Hannes Schneider aus St. Anton vom Ski Club Arlberg das erste Arlberg-Kandahar-Rennen, auch die erste Alpine Kombination in der langen Geschichte des Skisports.
Doch bevor wir klären, weshalb das Rennen – welches heute noch etwa in Garmisch Patenkirchen als Kandahar-Abfahrt ausgetragen wird – nach der früheren Taliban-Hochburg in Afganistan benannt ist, weiter zu einem anderen Briten.
Zu James Baron, einem britischen Gentleman, der in einem der einzigartigsten Hotels (auch dazu mehr später) im grossen Umkreis des Arlberg gross aufkocht. Nach Stationen in London, Kanda und der Schweiz (bei Didier de Courten und auf Schloss Schauenstein) steht er seit 2015 im Hotel mit nur 7 Zimmern am Herd. 18 Punkten vom Gault Millau positionieren ihn in der Gruppe der besten Köche Österreichs.
Mein Dinner im Restaurant Tannenhof in St. Anton am Arlberg
Nun sind zumindest die Gäste des Hotels selten so richtig hungrig, wenn sie Abends das Restaurant besuchen. Schliesslicht gibt es bei Ankunft am Nachmittag noch ein paar Kleinigkeiten, nein sagen wir lieber eine grosse Anzahl von vorzüglichen Snacks am Zimmer.
Und die Minibar, gleichzeitig Schrecken wie auch letzte Hoffnung des Hotelgastes, ist hier auch noch gefüllt nicht nur mit Getränken, sondern auch einer Vielzahl an delikaten Bissen, an welchen sich der Gast kostenfrei vergehen kann.
Auch oenologisch ist bereits für eine ausreichende Basis gesorgt, hat der Gast bei Begrüssungsapero und der Flasche Begrüssungschampagner am Zimmer freudig Ja gerufen. Gut so, und das hilft auch ein wenig über den schon vollen Magen hinweg.
Und so kommt es, dass der Gast bereits bei einem Glas Champagner und den Grüssen aus der Küche wieder spontan-Hungeranfälle erleidet, welche die Küche durch Darbietung des Menüs zu bekämpfen hilft.
Grüsse aus der Küche
Zum Einstieg einige Grüsse aus der Küche, unter anderem Rehtatar oder Tafelspitz mit Kren. (8+/10)
Unter einer Glocke mit Rauch serviert und auf handgeschnittenem Heu dann in einer Eierschale Eicreme mit Schinkenstückchen. Das ist dezent, rund mit mit einem Tick von Raucharomen. (8/10)
Als dritter Gruss dann ein Hühnerleberparfait mit Variationen vom Hollunder. Das fein geraspelte Parfait harmoniert toll mit dem Hollunder, dessen Kühle die Süsse auf gute Weise zurückhaltender macht. Toll! (8+/10)
Brot und Butter
Am Tisch fertiggestellt wird die Sauerrahmbutter, darauf dann Wiesenkräuter, Salzflocken und Wiesenkräuter.
Saibling – Gurke, Sanddorn
Auf einem auf 200 Grad erhitzten Hot Stone wird der Saibling zwei Minuten am Tisch gegart, dann mit Sanddorn-Honig bestrichen und abgeflämt / karamellisiert. Kombiniert wurde das mit einer Gurken/Joghurt-Sauce und kühlen Gurkenstücken, welche die recht starke Süsse des Sandorn-Honigs einigermassen gut abfederten. (7+/10)
Kalbsbries – Vetterhof Salat, Kirsche
Sehr ansprechend dann auch das angebratene Bries mit schönen Röstaromen, welche mit einem Salat vom Vetterhof aus Vorarlberg und Kirsche kombiniert wurde; dazu ein Chip mit Kalbskopf und kühl geraspeltem Knochenmark. (8/10)
Flusskrebs – Kohlrabi, Sauerampfer
Die Flusskrebstäschchen im nächsten Gang werden mit Kohlrabi, Eierschwammerl und Sauerampfer kombiniert, ein dezenter und filigran ausbalancierter Gang mit einem Tick von lebendiger Säure. (8/10)
Zander – Sellerie, Zwetschke
Grossartig dann der Zander mit krosser Haut, dazu Sellerie, Lardo und wie powidelmässig eingekochte Zwetschke. (8+/10)
Huhn – Aubergine, Minze
Das Huhn wird dann in zwei Gängen serviert: Zunächst mit Aubergine, Tomaten (von mehr süsslich bis mit angenehmer Säure) undbelebend-erfrischender Minze, ..
.. dann auf einem zweite, kleinem Teller die Keule mit Zucchini. Ein starker Gang! (8+/10)
Schaf-Frischkäse – rote Beete, Minze
Zum nächsten Gang dann in der Wein-/Getränkebegleitung ein Gin-Tonic mit eingelegter (und sehr präsenter) roter Beete, …
.. und Ziegenfrischkäse mit roter Beete, Himbeeren, Minze und (karamellisierten?) Haselnüssen. (8/10)
Marille – Malz, Waldmeister
Leider ohne Bild die Marille mit eisigem Malzschnee und Waldmeister – eine erfrischende und überzeugende Kombination. (8/10)
Verschiedene Petit Fours runden dann das Menü ab, unter anderem Apfelgel, welches mit Rochelt Schnaps vom Gravensteiner Apfel besprüht wurde.
Der richtige Zeitpunkt, um nun (oder später im Hotel-eigenen Billiardzimmer) das Rätsel um Kandahar zu lösen. Der Mitorgansiator des Arlberg-Kandahar Rennens, der in der Schweiz beheimatete, britische Kandahar Ski Club trägt ist benannt nach dem englischen Heerführer und grossen Ski-Fan Frederick Roberts, welchem aufgrund seiner Verdienste im zweiten Anglo-Afganischen Krieg um 1878 der Titel Earl of Kandahar verliehen wurde und der auch ein Sponsor des Ski Clubs war.
Das Hotel Tannehof in St. Anton am Arlberg
Und weil es so toll ist, sei hier auch noch kurz das Hotel Tannenhof erwähnt. 6 grosszügige Suiten und eine Mastersuite hat das Hotel nur, der Service ist von wunderbarer Herzlichkeit, und schon bei Ankunft wird der Gast mit kleinen Köstlichkeiten und einer Flasche Champagner verwöhnt.
Das Küchenreise-Rating
Mit dem Tannenhof ist der Arlberg um ein grossartiges Restaurant und ein wunderbares Hotel reicher.
Die Küche des ‚britischen Gentleman‘ James Baron ist kreativ, manchmal ein klein wenig verspielt. Die Qualität der verwendeten Produkten überzeugt, die Zutaten kombinieren lokal und international auf charmante Weise. Die Aromen sind klar, die Umsetzung der Gerichte ist präzise. |
Restaurant Tannenhof in St. Anton
Bewertung Essen (?): | 8 / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 5 – unbedingt wieder |
Guide Michelin: | Keine Bewertung in Ö |
Gault Millau: | 18 / 20 |
Gusto: | – |
Küchenchef: | James Baron |
Adresse: | Nassreinerstrasse 98 A-6580 St. Anton |
Telefon: | +43-5446-30 311 |
Web: | hoteltannenhof.net |
Kosten (Rechnung): | EUR (2 Personen) |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |