Zufällig findet Du Deinen Weg kaum in das Restaurant Léontine inmitten der schönen Altbauten des ruhigen Wiener Botschaftsviertel. Dabei bist Du in ein paar Taxi-Minuten oder einem Spaziergang schnell vom Zentrum aus hier, hast es nicht viel weiter als heimwehkranke Mitarbeiter der nahen französischen Botschaft.
Und wenn Du dann als frankophiler Gast über die Schwelle trittst (oder im Sommer draussen Platz nimmst), findest Du Dich wieder in der Welt eines gehobenen Bistros der Grande Nation. Wahrscheinlich wird Dich Ninon Roux begrüssen, die österreichische Inhaberin und Gastgeberin, welche Jahre ihrer beruflichen Laufbahn in Frankreich und der Schweiz verbracht hat. Ihr Partner. der in Paris geborene Nicolas Scandella ist Chef de Cuisine des im Guide Michelin gelisteten Restaurants und hat unter anderem bei Anne-Sophie Pic gelernt.
Und so tauche auch ich sofort in diese entspannende französische Atmosphäre ein. Die Karte bietet eine kleine, aber feine Anzahl an a la Carte Gerichten, französische Klassik der gehobenen Bistro-Küche. Alternativ wird auch ein 5-gängiges Menü angeboten. Weniger soll heute mehr sein: ich entscheide mich für eine Vorspeise, einen Hauptgang und Dessert, dazu Wein aus der der Karte mit oft kleinen französischen Produzenten.
Nach einem kleinen Amuse-Bouche und etwas Butter und Brot geht es dann schon los:
Ich liebe die Kombination von Morcheln und Erben im Frühling, und werde vom Erbsenflan, auf diesem ein Spiegelei von der Wachtel mit wunderbar flüssigem Dotter und kombiniert mit gefüllten Morcheln, Sot l’y-laisse (Pfaffenstück vom Huhn) und einer wunderbaren Vin Jaune Sauce mehr als angetan! Starke Produkte, klare Aromatik, ein WGoldohlfühlgericht und ein gelungener Start!
Auch beim Hauptgang kann ich mich der Morchel nicht ganz verwehren: das innen cremige, aussen krosse ausgezeichnete Kalbsbries wird am Teller kombiniert mit Topinambur, Chicorée, Karotte, Haselnuss mit einer Morchelsauce. Hier überwiegen die erdigen Aromen, Säure gibt die nötige Lebendigkeit, und das Spiel der Geschmäcker und Texturen überzeugt mich.
Einfacher aufgebaut, doch sehr wohlschmeckend ist dann das Dessert, eine warmer Schokoladentarte mit Kakao-Nibs, welche texturell Abwechslung geben; und dazu einem erfrischenden Eis. Ein schöner Abschluss!
Die Auswahl an ansprechenden französischen Lokalen ist in Wien sehr limitiert und dann sind diese oft sehr „klassisch“. Das Léontine habe ich bisher nicht auf dem Radar gehabt und mehr zufällig für eine sehr kurzfristige Reservation entdeckt. Quelle surprise!
Was mir gefallen hat: die modernisierten Gerichte französischer Bistro-Küche, umgesetzt mit grossem kulinarischem Sachverstand, mit guten Zutaten, klarer und ausbalancierter Aromatik, abwechslungsreicher Textur. Interessant für Liebhaber gehobener Küche, und gleichzeitig zugänglich für jene, welche einfach nur gut Essen gehen wollen. Das ganze eingebettet in schöne Atmosphäre und guten Service!
Das Küchenreise Rating
Quelle surprise: grossartige französische „cuisine bistronomique“ in schöner Atmosphäre gibt es im von Guide Michelin gelisteten Restaurant Léontine, versteckt in einem Wohngebiet nahe am Wiener Zentrum.
Restaurant Léontine in Wien (A)
Bewertung Essen (?): | 6+ / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 5 – gerne wieder |
Guide Michelin: | gelisted |
Gault Millau: | 15 / 20 |
Gusto: | – |
Küchenchef: |
Nicolas Scandella |
Adresse: |
A-1030 Wien, Reisnerstrasse 39 |
Telefon: | +43 650 85 66 999 |
Web: | leontine.at |
Kosten: |
A la Carte: Vorspeisen EUR 26-27.50 Hauptspeisen EUR 28-37, Desserts EUR 14 |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |