Der fensterlose Raum im Untergeschoss ist eigenwillig dekoriert: am Boden Bilder von Wäldern aus der Vogelperspektive, an der Wand zur offenen Küche Fotos von Holzscheiten. Hier sitze ich nun, im ungarischen Tata, gerade 150 km Luftlinie von Wien entfernt, und harre der Dinge, die da kommen mögen.. Weder vom Ort noch vom Restaurant habe ich zuvor gehört.

Doch in einigen Stunden, obgleich zwischenzeitlich von einer Trüffelkanone bedroht, werde ich froh sein, dass ich diesen Umweg genommen habe!

Snack
Snack
Snack

Bei einem Glas Champagner und einigen ‚Snacks‘ rekapituliere ich, was ich über diesen Ort weiss: Tata liegt an einem idyllischen See, gleich an der Autobahn M1 von Wien nach Budapest; und auch der Railjet hält nur einen Ort weiter. Die grösste Sehenswürdigkeit des Ortes ist das dortige Schloss Esterházy.

Über das Restaurant Platán Gourmet habe ich im deutsch- und englisch-sprachigen Internet nur wenig gefunden, doch ich folge der Empfehlung des Guide Michelin: zwei Sterne, „einen Umweg wert“, und so nehme ich auf meiner Reise von Budapest nach Wien die Abzweigung nach Tata.

Und die Kleinigkeiten, welche da an meinem Tisch gebracht werden, sie machten mich neugierig auf die Küche von Chef István Pesti.

Doch dann würde eines der für mich skurrilsten Utensilien der Gourmet-Küche an den Tisch gebracht: ich nenne das Ungetüm es mal die Trüffelkanone. Eine Art mobile Kanone, mit welcher, so erklärte es mir die Mitarbeiterin, sie nun mit Trüffelduft aromatisierten Rauch auf mich schiessen werde.

Nach kurzer WhatsApp-Konsultation adeliger Bekannter ist mir gewiss: davonlaufen ist bei einem solchem Duell nicht ehrenhaft. So stellte ich mich der Herausforderung, die Mitarbeiterin repetierte immer wieder den Mechanismus der Kanone und schiesst Rauchringe direkt in mein Gesicht.

Gar köstlich riecht dies bei einem Treffer, daher sehe ich davon ab, meinen Degen zu ziehen und eine Revanche zu fordern. Doch der tiefere Sinn dieser lokalen Usancen bleibt mir auch bei köstlichem Brot mit Butter im Verborgenen. Hat Napoleon etwa die Österreicher mit Trüffelkanonen in die Flucht geschlagen, so dass Kaiser Franz I. 1809 gleich nebendran im Schloss Esterházy den ‚Frieden von Schönbrunn‘ unterzeichnete?

Amouse bouche
Amouse Bouche

Es folgen weitere wohlschmeckende Amouse Bouche, und dann started das eigentliche Menü:

Hamachi, tomato, caviar
Duck foie gras torchon, pearl, rhubarb

Wunderbar entspannt bin ich mittlerweile, der Schrecken des einseitigen Trüffelkanonen-Duelles ist fast vergessen. Und ich geniesse die filigranen und handwerklich hervorragenden Gerichte wie etwa einen klassisch-perfekten Entenleber-Torchon mit Rhabarber.

Beef consommé

Bei der Rinderconsommé ist dann wieder Showtime, diese wird am Tisch finalvisiert. Irgendwo habe ich dieses Gerät doch schon mal erlebt, wo bloss? Nicht so wichtig, die Consommé schmeckt vorzüglich. auch

Sterlet, scallop, white asparagus

Potato, pasta, smoked buttermilk,

Venison, celery, truffle
Ispahan, rasberry, lychee, rose
Sea thorn, caramel, orange

Und weiter spannt sich der Bogen der Gerichte auf hohem Niveau. Zum Abschluss werde ich dann für Kaffee und Petit Fours in ein weiteres Zimmer, gebeten, ich werde es „das grüne Separee“ nennen. Grüne Wände, Spiegel, Geweihe an der Wand, einzig kein röhrender Hirsch im Hintergrund. Doch ich habe Gefallen gefunden an den kleinen Skurrilitäten dieses Restaurants wie auch die Trüffelkanone, sie ergänzen die grossartige Küche auf liebenswerte Art und Weise!

Petit four

Das Küchenreise Rating

Filigrane und handwerklich perfekt ist die Küche von István Pesti im Platán Gourmet (Guide Michelin: 2 Sterne) in Tatar zwischen Budapest und Wien. Die Geschmacksbilder sind französisch-klassisch, die Umsetzung ist leichtfüssig, kreativ und aromatisch klar mit Referenzen zur ungarischen Küche.

Restaurant Platán Gourmet in Tata (HU)

Bewertung Essen (?): 8 / 10
Küchenreise-Rating (?): 5 – gerne wieder
Guide Michelin: **
Gault Millau:
Gusto:
Küchenchef:

István Pesti

Adresse:

H-2890 Tata, Kastély square 6

Telefon: +36 20 548 68 76
Web: platangourmet.com
Kosten:

Tasting Menü 79’000 HUF im ‚Flavours and Seasons‘ Raum, 87’000 im ‚Chef’s Table‘ Raum
Weinbegleitung: 45’000 HUF, alkoholfreie Begleitung 19’000 HUF

Alle Preise zuzüglich 14% service charge  

Angekündigter Besuch (?): Nein
Einladung (?): Nein
Extras (?): Nein
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung.

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