Kann man in Gran Canaria grossartig essen? Ja.

Einwandfrei ist der kulinarische Leumund der Insel ja nicht. Vorgekochte Paella, Tiefkühlpizza und Fisch aus Vietnam, all das gibt es an den Strandpromenaden, dem Massentourismus sei Dank. Doch der Tourismus hat zwei Seiten: eine kleine, doch feine Restaurantszene ist auf Gran Canaria entstanden, sechs davon haben sogar einen Stern im Guide Michelin.

Und so verlasse ich die Strandpromenade von Las Palmas an einem warmen Wintertag, um nur einige Schritte weiter nicht nur gut zu essen, sondern auch so manches über die hiesigen kulinarischen Traditionen zu lernen.

Kaum bin ich beim vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichneten Restaurant Tabaiba angelangt ist die Hektik der Strandpromenade wie verfolgen. Mondän wäre das falsche Wort für diesen Ort, von aussen wecken die an der Hausfassade offen verlegten Kabel leichte Zweifel, doch innen ist es entspannt und lässig, die Klimaanlage surrt (fast zu stark), und in der offenen Küche wird konzentriert gearbeitet.

Freundlich ist die Begrüssung, erfrischend der Cava – Zeit um die Menükarte der Küche von Chef Abraham Ortega zu studieren. „Cocina Canaria Evolutiva“ nennt sich das Konzept, kulinarische Traditionen der Insel werden hier aufgenommen und modernisiert. Offeriert werden das Tabaiba Menü (12 Bites für EUR 110) und das umfassendere Experience Menü (15 Bites für EUR 140), ich entscheide mich für zweiteres.

Flower Cheese – Caviar – Pine Tree
Carapace – Onion – Lemon
Tuna – Tomatoes – Olive
Chicken – Broth – Mint

Zum Einstieg werden mir dann einige Kleinigkeiten gemacht: Käse mit Kaviar und Pinie, ein Tartlette mit einem Aufstrich mit Zwiebel und einer zitronigen Note, ein tolles Tatar vom Thunfisch mit Tomateneis und kleinen (gefriergetrockneten?) Stückchen von der Olive und eine Hühnerbrühe mit Minze. Gelungen!

Mojo Mole – Brioche – 1171

Das darauf folgende süssliche Brioche mit einem Hau von Zimt wird mit einer kanarischen Mojo Mole kombiniert.

Textures – Tomatoes – Garlic

Der „Haussalat“ wird im Tabaiba auf dekonstruierte Art präsentiert: Tomaten-Eiscreme, Avocadocreme, eingelegter Knoblauch, Olivenöl, Essig und Nüsse, das ist rund im Geschmack und hat schöne Temperaturkontraste.

Pella – Gofio – Banana

Pella de Gofio war früher das arme Leute Essen der Hirten und Bauern, eine Art Knödel mit dem lokalen gerösteten Maismehl Gofio. Im Restaurant Tabaiba ist die modernisierte Variante geschmacklich sehr fein und fluffig leicht, einzig das „mit den Fingern Essen“ ist eine kleine Herausforderung, da die filigrane Konstruktion sehr schnell zerfällt.

Chickpeas – Egg Yolk – Pork Belly

Weiter geht es mit einem typisch einheimischem Schmorgericht mit Kichererbsen, Eidotter und Schweinebauch, dazu ein geröstetes Stück Weissbrot mit Olivenöl. Ansprechend der Eintopf, wenn auch weniger sophistiziert als die vorherigen Gänge, etwas überdimensioniert das grosse Stück Brot.

Cuttlefish – White Crab

In einem kleinen Schälchen wird dann ein Tatar von Tintenfisch und weisser Krabbe gebracht, und am Tisch mit einer konzentrierten Brühe angegossen (laut Service wurden hier 100 Liter auf nur drei Liter einreduziert). Die Brühe ist intensiv und wohlschmeckend, das Tatar wird dadurch in den Hintergrund gedrängt.

Vieja – Gazpachuelo – Vinegar

Richtig gut dann der Veija (Papageienfisch) mit einer Art Gazpacho!

Shrimp. Yolkmojo – Gofio

Weiter geht es mit lokalen Shrimps, und Crackern, welche zu gutem Teil aus deren Schale gemacht wurden.

Sheep – Migration

Erdig-fleischig intensiv dann das Schaf in dunkler Sauce.

Lime – Thyme – Chamomile

Grossartig nun das erste Dessert, eine wunderbare Kombination mit Limette, Kamille und Thymian!

Honeys – Green Lemon – Milk

Mit drei lokalen Honigsorten, Tyhmian und Aloe Vera wurden die nun folgenden Kleinigkeiten zubereitet – gut gelungen und keinesfalls zu schwer.

Petit Fours

Zum Abschluss dann noch einige Petit Fours.

Gleich geht es wieder los zur hektischen Strandpromenade, in die gut besuchte Altstadt. Ich habe mich hier wohlgefühlt, den Lunch aus der Küche von Abraham Ortega im Tabaiba genossen und viel über kulinarische Traditionen auf der Insel und die typischen Geschmacksblider von Gran Canaria gelernt!

Das Küchenreise Rating

Eine gelungene moderne Interpretation der kanarischen Küche bietet das Restaurant Tabaiba in Las Palmas. Die vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnete Küche von von Chef Abraham Ortega präsentiert lokale Produkte und schmeckt nicht nur, sondern erzählt über die kulinarischen Traditionen der Insel.

Restaurant Tabaiba in Las Palmas de Gran Canaria (ES)

Bewertung Essen (?): 7 / 10
Küchenreise-Rating (?): 4 – gerne wieder
Guide Michelin:
Gault Millau:
Gusto:
Küchenchef:

Abraham Ortega

Adresse:

ES – 35010 Las Palmas de Gran Canaria,

Telefon: +34 928 02 70 55
Web: tabaibarestaurante.com
Kosten:

Tabaiba Menü: 12 Bites EUR 110, Wine Pairing EUR 80
Experience Menü: 15 Bites EUR 140, Wine Pairing EUR 100

Angekündigter Besuch (?): Nein
Einladung (?): Nein
Extras (?): Nein
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung.

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