Partnersuche – Jahrmarkt der Eitelkeiten

Das Interesse ist geweckt. Das erste Date steht an. Das Gegenüber erscheint in Jogginghose und mit ungewaschenem Haar. Tippt die ganze Zeit SMS anstatt zuzuhören. Dennoch Küssen? Vielleicht wird der Frosch dann ja zum Prinzen? Lieber Nein.

Wenn Restaurants Partner, ähm Gäste suchen, ist das erste Date der Reservierungsvorgang. Hier kann man der Restaurateur den Kunden erfolgreich umwerben – oder aber gleich wieder verjagen.

Nun beklagen sich Restaurants zu recht über nicht erscheinende Gäste und mehr. Doch auch uns als regelmässig reservierenden Gästen begegnen ganz schön viele Restaurant-Frösche!

Ansprüche – gar nicht so hoch

Dabei sind unsere Ansprüche beim Reservieren ausnahmsweise gar nicht so hoch.

  1. Übersicht: Wir wollen uns auf elektronischem Wege schnell einen Überblick verschaffen, in welchem Restaurant wann noch ein Tisch zu haben ist. Das hilft, auf einer Reise mehrere Besuche zu koordinieren.
  2. Transparenz: Wir möchten vor der Reservierung die Bedingungen klar kennen. „No show“ Gebühr – ok, aber bitte von Anfang an mit offenen Karten spielen.
  3. Einfachheit: Wir möchten nach dem Reservieren nicht mit widersprüchlichen Aussagen und weiterer Bürokratie belästigt werden. Ein Deal ist schliesslich ein Deal.
  4. Verlässlichkeit: Und wir möchten keinen „umgekehrten No Show“.  Das Restaurant erscheint nicht zum Date bzw. hat die Reservierung ‚verschusselt‘

Das alles gibt es in der Sternegastronomie nicht? Oh doch, immer wieder. Ständig begegnen uns Frösche. Und statt heisser Affären erleben wir dann nur eine Menge Frust.

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Beispiele? Aber gerne doch:

Rendezvous mit Mademoiselle

Mademoiselle haben wir in Köln entdeckt, in einer Seitenstrasse nahe dem Bahnhof. Auf den ersten Blick unscheinbar, so hat uns ihr französischer Charme (und der Akzent, mit welchem sie spricht) sofort begeistert. Ein Date bei Sterneküche in Bistroatmosphäre – schnell haben wir im Le Moissonnier in Köln reserviert!

Und sehen am Bildschirm unsere „Reservierungsbestätigung“ – diese war „erfolgreich“! Doch halt, will Mademoiselle uns veräppeln? Nur eine Sekunde später trifft ein Email ein: „Wir werden sobald wie möglich Ihren Reservierungswunsch bearbeiten und Ihnen eine verbindliche Bestätigung zusenden im Rahmen der verfügbaren Plätze“. Also wie jetzt? Und gibt es vielleicht gar keine Plätze mehr?

Ein paar Stunden später dann – nicht etwa die verbindliche Bestätigung. Sondern ein Mail mit dem Link zum Reservierungsformular. Dieses verspricht zumindest „Nach Erhalt des Formulars wird die Reservierung verbindlich bestätigt und gebucht.“. Juchu!

Doch halt – Mademoiselle verlangt plötzlich Sicherheiten. 110 EUR bei Nicht-Erscheinen und eine Kreditkartennummer. Das hätte sie uns schon vorher sagen können.

Und Madmoiselle steht auf handeschriebene Liebesbriefe. Wir drucken das steinzeitlich anmutende Formular also aus, kritzeln die Kreditkartennummer darauf, unterschreiben, scannen das ganze ein und mailen das ganze an die angegebene Email-Adresse.

Doch letztlich erbarmt sie sich unser. Wir erhalten gleich 3 Mails: Ein Danke unser Mail, eine Bestätigung und ein Mail mit der Bitte, die nicht bestellte Aufnahme in den Mail-Verteiler zu bestätigen.

Date im Palast

Wie schön, wenn unser Bericht schon ein paar Tage nach der Veröffentlichung veraltet ist! Der Tigerpalast (und das Lafleur) haben uns mitgeteilt, dass das Reservationssystem seit ein paar Wochen ganz neu ist:

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Und erfreut nehmen wir zur Kenntnis: Klarer Hinweis auf Kreditkarte, diese wird schon bei der Buchung selbst abgefragt, die AGB erläutern die (geringen) No-Show Kosten. Vorbildlich!

Dem Tiger im Palast konnten wir nicht widerstehen, wir mussten ein Date mit ihm haben. Also schnell im Tigerpalast in Frankfurt reserviert. Alles easy, auf Opentable ist das ja immer unkompliziert.

Und schon erhalten wir die „Bestätigung Ihrer Reservierung“ am Bildschirm und per email. Klasse. Bis wir zufällig noch ganz nach unten ans Ende des Mails scrollen, an den Opentable-Werbeeinblendungen vorbei.

Eine Nachricht! Der Angebetete schickt uns schon eine Nachricht! Doch halt: „Bitte beachten Sie, daß wir Sie um eine telefonische Bestätigung oder erneute Emailbestätigung an das Tigerpalastgourmetrestaurant bis 48 Stunden vor Ihrem Buchungstermin bitten, da wir anderenfalls die Reservierung aufheben.“.

Also das war ja nicht vereinbart. Und dann steht da im in nicht ganz fehlerfreiem Deutsch formulierten Mail, dass der Tiger eine „Stornierungs- bzw. No-Show Gebühr von EUR 25,00 pro reservierter Person zu berücksichtigen“ hat. Gut, soll er sie berücksichtigen, was kümmert es uns. Äh, der meint ja, wir sollen diesen bezahlen. Auch das war nicht vereinbart.

Also das gewünschte Mail geschrieben. Schön, dass wir ein paar Tage nochmals ein Mail bekommen, welches uns um eine „telefonische Bestätigung oder erneute Emailbestätigung“ bittet, da „wir andernfalls die Reservierung aufheben“.

Nochmal??? Nun bleibt uns nur noch anzunehmen, dass unser Date unser liebevollen Briefe gar nicht gelesen hat. Mit fast gebrochenem Herzenbeschliessen wir, nun nicht mehr zu antworten.

Konnichiwa! Das japanische Date

Über 8’000 Meilen fliegen wir zu unserem japanischen Date. Wir haben uns in Hong Kong verabredet.

Schon früh haben wir das Rendezvous abgemacht. Per email um 2 der 8 Plätze im Sushi Shikon, einem japanischen 3-Sterne Restaurant in Hong Kong geworben. Brav das Formular mit den Kreditkarten-Daten ausgefüllt und gemailt.

Und treten nun voller Erwartung vor der Türe. Der Restaurant-Manager fragt nach dem Grund unseres Kommens. Wird blass. Verschwindet kurz. Kommt noch blasser zurück.

Alle 8 Plätze sind besetzt. Unsere Reservierung ist verloren gegangen. Man hat letzten Monat ja das Kassen- und Reservierungssystem ausgetauscht. Da muss das wohl passiert sein.

Gut, er macht zumindest das unmögliche möglich und organisiert uns Freitag Abends noch einen Tisch in einem anderen guten Restaurant. Doch unser Date hätten wir uns anders vorgestellt!

Sei kein Frosch!

Drei Beispiele – ähnliches erleben wir jedoch in vielerlei Varianten regelmässig. Und vor allem in Sterne-Restaurants. Je mehr Sterne, umso komplizierter das Reservieren, so scheint uns.

Klar, nicht erscheinende Gäste & Co sind eine Mühe für jedes Restaurant. Doch dann gestaltet doch bitte den Ablauf einer Reservierung auch kundenfreudlich!

In Liebesdingen hätten wir schon längst „Arrivederci, auf Nimmer-Wiedersehen“ geflüstert. Es scheint, bei guten Essen haben wir ein klein wenig mehr Geduld.

Und rufen Euch, liebe Restaurants, daher zu „Seit kein Frosch! Zeigt euch schon beim ersten Kundenkontakt von Eurer allerbesten Seite!“. Sonst werden wir Euch nicht mehr küssen.

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4 Kommentare

  1. Vielen Dank für dieses Statement. Hinsichtlich Reservierung habe ich schon alle möglichen wilden Dinge erlebt und kann sie nicht verstehen. Wir machen regelmäßig kulinarische Reisen, bei denen wir mehrere Sterne-Restaurants besuchen. Wenn ich im Urlaub bin, dann nervt es mich immer, wenn jeden Tag ein Mitarbeiter anruft und fragt, ob wir morgen wirklich kommen. Ja, wir kommen und wir sagen rechtzeitig ab, wenn wir wegen unglücklicher Umstände plötzlich den Kopf unter dem Arm tragen. Es ärgert mich, dass wir es ausbaden müssen, weil andere sich nicht an die Regeln halten. Ich denke schon länger ernsthaft über eine E-Mail nach, die ich an die Restaurants nach erfolgter Reservierung verschicke, um auf meine „Regeln“ hinzuweisen.

    • Danke auch für Deinen Kommentar! Besonders erfreulich sind auch die Anrufe mit verzweifelter Stimme „Bitte rufen Sie uns dringend zurück wegen ihrer Reservierung…“. Natürlich geht dann mal niemand ran. Und wenn dann endlich, dann „Wir wollten nur noch mal fragen, ob sie eh kommen“…

  2. Liebe Food Blogger,

    wir haben Euren Blog aufmerksam verfolgt und möchten für eine Differenzierung, aber auch informationshalber weiter auf dem derzeitigen Stand halten.

    Aufgrund der leider immer weiter ansteigenden No-Shows in unseren Sternerestaurants, hatten wir uns dazu entschlossen, seit Jahresbeginn eine andere Geschäftspraxis in Form einer Stornierungsgebühr zu pflegen. Die alten Reservierungsregeln, die bei uns galten, orientierten sich an Restaurants in Frankreich oder den Staaten. Wir waren nie so recht glücklich damit, jedoch war es schwierig mit einem amerikanischen Unternehmen eine von beiden Seiten akzeptable Vereinbarung bezüglich der Kreditkartendatensicherheit zu treffen und die Datenschutzlinien zu beachten.

    Seit April 2015 verfahren wir nun folgendermaßen:
    Mit der Reservierung ist eine kostenfreie Stornierung der Buchung bis zu 24 Stunden vorher möglich, danach oder bei Nicht-Erscheinen berechnen wir dem Gast € 30,00 pro Person, maximal € 60,00 pro Tisch. Mit der Übermittlung der Kreditkartennummer akzeptiert der Gast unsere AGB‘s für eine Buchung im Tiger-Gourmetrestaurant. Gleichermaßen verfahren wir so im Restaurant Lafleur.

    Wir hoffen wir konnten mit dieser Antwort ein wenig mehr Transparenz schaffen und verbleiben mit besten Grüßen aus dem Tigerpalast und dem Lafleur.

    • Danke für den Kommentar!

      Vorweg auch: Das Essen in Tigerpalast ist hervorragend (unser Kommentar bezog sich einzig auf die Reservation)! Und persönlich haben wir jedes Verständnis für Kosten bei No-Shows – wenn man ein Theaterticket kauft, so zahlt man auch schon vorab…

      Bei der Reservierung – wir haben Ende April reserviert und Anfang Mai noch die erwähnten Mails erhalten – haben wir dann wohl knapp die neue Welt verpasst.

      Und was wir da jetzt sehen, sagt uns sehr zu! Die Kreditkarte wird gleich bei der Buchung abgefragt, die AGB’s werden akzeptiert – und diese sind auch kurz und klar. (einen Tick noch schöner wäre es, die – sehr akzeptablen – no Show Kosten direkt auf die Seite zu schreiben; sonst kann mal jemand versuchen, mit Verweis auf ‚unerwartete Klauseln‘ in den AGB doch nicht zu zahlen).

      Tolle Sache! Danke für den Update!

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