Skifahren, kalte Winterluft und Schnee machen hungrig. Nicht nur auf der Piste, welche ja zugegebenermassen der beste Platz (oder die beste Ausrede) ist, um Mittags wunderbar deftig-rustikale Kost zu verspeisen und dabei die wärmende Wintersonne im Gesicht zu geniessen.

Doch auch Abends müssen die geleerten Kalorinspeicher aufgefüllt werden, man hat ja schliesslich was getan. Und hat man das Hotel mit Halbpension gebucht, so endet das leider meistens – auch in gehobenen Häusern – in der Tristesse von grossen Buffets oder in einer Abfolge von ambitioniert dekorierten, doch weniger ambitionierten Speisen. Oder?

Nicht so im Lenkerhof im Schweizerischen Simmental im Berner Oberland. Das im Jahr 2002 nach umfassender Renovation als „jüngstes 5-Sterne Hotel“ wiedereröffnete Haus bietet auch ein Dinner-Format, welches sich vom üblichen klar abhebt: 16 Gänge stehen auf der abendlichen Halbpension-Menükarte, und diese werden für oft 120 Hotelgäste wie auch externe Gäste in hoher Qualität zubereitet. Das sagt auch der Gault Millau und vergibt 16 Punkte.

Der Gast kann daraus frei auswählen, deren 6-7 Gänge werden dem normalen Esser empfohlen (und das ist nicht zu viel, die Portionen sind entsprechend angepasst). Unkompliziert wird der Gast immer wieder mal nach einem Supplement gefragt; und wer mag, kann auch problemlos nach zwei oder drei Hauptgängen wieder die eine oder andere Vorspeise zu sich nehmen, um dann zum Dessert zu gehen. Beziehungsweise vorab das ausgezeichnete Käsebuffet mit über 30 Sorten ins Visier nehmen. Man hat ja schliesslich viele Kalorien verbrannt den ganzen Tag – ob beim durch die Winterlandschaft wandern oder im Lenk-Adelboden Skigebiet die Pisten runterzusausen..

Ob der Rekord wirklich bei 31 konsumierten Gängen an einem Abend liegt oder dies nur ein modernes Märchen ist; oder ob er gar zwischenzeitlich noch höher geschraubt wurde, wage ich nicht zu beurteilen.

Dafür kann ich noch vom Weinkeller berichten, der eine gute Auswahl (wenn auch meist jüngerer Jahrgänge) etwa bei Schweizer, französischen und italienischen Weinen bereit hält; welche nicht mit einem fixen Multiplikator, sondern mit Aufschlägen kalkuliert zu sein scheinen. Weshalb das wichtig ist? Weil es bedeutet, dass die guten Tropfen zu relativ vernünftigen Preisen auf den Tisch kommen. Wie z.B. auch die ganze Gantenbein-Palette (Pinot Noir, Chardonnay und Riesling).

Alles in allem ein schöner Platz, um kulinarisch in den Bergen ausgiebig zu geniessen. Einige Gerichte eines Abends als Beispiel:

Lenker Kalbstatar, Wurzelgemüse, Thymian
Atlantic Hummer, Brioche, Pak Choi
Schweizer Zander, Bohnen, Miso
Matteren Wachtelei, Bergkartoffel, Meerrettich
Thai Curry, Erdnuss, Schweizer Bio Tofu
Schweizer Saibling, BBQ, Mais
Rheintales Dry Aged Poulet, Radiccio, Orange
(Ein Ausschnitt des) Käsebüffets
Käsespezialitäten vom Buffet
Felchlin Schokolade, Himbeere, Tonkabohne

Das Küchenreise-Rating

Die Speisen aus der vom Gault Millau mit 16 Punkten prämierten Küche von Stefan Linse sind vielfältig, fein abgestimmt und präzise zubereitet (auch wenn in Einzelfällen Verzögerungen beim Service den Fisch dann zu sehr nachgaren lassen können, aber das sind Einzelfälle). Sie gefallen mit abwechslungsreichen Texturen und abgerundeten Geschmack (oft mit gutem, lebendigen Säurespiel) und grossartigen Saucen.

Der Service ist unter der Leitung von Christian Müller ist kompetent und freundlich und um das Wohlergehen des Gastes sehr bemüht.

Restaurant Spettacolo im Lenkerhof in Lenk

Bewertung Essen (?): 6+ / 10
Küchenreise-Rating (?): 5 –  unbedingt wieder
Guide Michelin:
Gault Millau: 16 / 20
Gusto:
Küchenchef: Stefan Lünse
Adresse: Grinzinger Str. 86
A-1190 Wien
Telefon: +43 660 90 70 500
Web: lenkerhof.ch
Kosten: Halpension im Hotelarrangement
Angekündigter Besuch (?): Nein
Einladung (?): Nein
Extras (?): Nein
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung.
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2 Kommentare

  1. Sehr schöne Bilder, erinnert mich an unseren Besuch im Lenkerhof, der inzwischen auch schon wieder ein paar Jahre her ist. Auch uns hatte es sehr gut gefallen im Lenkerhof. Und gut geschmeckt!

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