Die einen lieben das Ernst (Gault Millau – Koch des Jahres Dylan Watson-Braw), die anderen finden es total überschätzt (Berliner Zeitung). Und wieder andere scheinen uninteressiert (Guide Miichelin – 1 Stern).
Ich hatte grossen Spass mit Ernst, oder besser gesagt im Restaurant Ernst. Und auch die Vorwarnung der BZ, dass der Kanadier Watson-Braw nie lacht, war halb so schlimm: das ganze Team arbeitet konzentriert und widmete sich danach dem (vorwiegend englischen) Small-Talk mit den Gästen.
Somit gehöre ich nun wohl zum Kreise jener, welche von der Küchenleistung im Restaurants von Dylan Watson-Braw und Spencer Christenson stark beeindruckt sind. Und auch die Atmosphäre und die Interaktion mit dem Team empfinde ich sehr angenehm.
Das Ticket über Tock erstanden(EUR 250 je Person + 13% Service Charge; letzteres sollte am Anfang des Buchungsprozesses erwähnt werden, nicht eine Überraschung am Ende sein) klingle ich – nach einem Drink im Garten des ‚Silent Green‘ (ehemaliges Krematorium) kurz vor 21:15 (zweites Seating) an der Metalltüre am Nettelbeckplatz in Berlin-Wedding.
Das Ambiente ist puristisch-japanisch, die Gäste (nur vier von maximal acht bei meinem Seating) sitzen an der Theke, hinter welcher die Mannschaft eine Serie an kleinen Gerichten, über dreissig in Summe, vor dem Gast zubereitet. Japanisch – ja, vieles ist hier japanisch inspiriert (ich starte mit einer Schale Kobu-Dashi mit Zitronenzeste, diese wird auch für die Zubereitung verschiedener Gerichte später verwendet werden), gegessen wrid meist mit Stäbchen. Wer jedoch Sushi erwartet, ist hier falsch; und auch viele der Zutaten sind lokal.
Und die Gerichte sind puristisch und mit klarer Aromatik, sie sind filigran und doch kraftvoll, bauen auf Zutaten erstklassiger Qualität auf. Die Handschrift des Ernst ist im ganzen Menü sichtbar. Immer wieder wird ein Produkt in Variationen über mehrere Gänge präsentiert; wie etwa die Makrele oder der am Konro-Grill zubereitete Fisch. Die Dramaturgie der Speisenfolge, bei den ersten Häppchen ist sie mir noch unklar, gefällt mir im Laufe des Abend immer besser – Ernst nimmt mich an der Hand und führt mich durch eine Art japanisch inspiriertes Schlaraffenland mitten in Berlin-Wedding -das macht Spass!
Das Küchenreise Rating
Zwei Kanadier kochen in Berlin puristische, japanisch inspirierte Menüs mit mehr als 30 Gängen – das Resultat ist eine beeindruckende Reise durch ein Schlaraffenland perfekter Produktqualitäten, klarer Aromatik und minimalistischen Arrangements. Sehr empfehlenswert!
Restaurant Ernst in Berlin (D)
Bewertung Essen (?): | 8+ / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 5 – unbedingt wieder |
Guide Michelin: | * |
Gault Millau: | 4 von 5 Torques |
Gusto: | 9 / 10 |
Küchenchef: | Dylan Watson-Braw und Spencer Christenson |
Adresse: |
Gerichtsstrasse 54, D-13347 Berlin |
Telefon: | +49-355-676 111 600 |
Web: | ernstberlin.de |
Kosten: |
Menü EUR 282.50, Weinbegleitung EUR 141.25, alkoholfreie Getränkebegleitung EUR 107.35 (jeweils inkl. 13% Service Charge) |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |