Im Untergeschoss des The H’All Tailor Suite Hotels gelegen befindet sich das Restaurant All‘Oro. Dunkel und mit viel goldenen Dekorationen mag das auf den einen romantisch wirken, auf den anderen fast schon düster. Am Sonntag Abend meines Besuches haben sich an den anderen Tischen vorwiegend Touristen aus Europa und Asien eingefunden, welche meist auf Englisch mit dem Serivce-Personal parlieren.

Doch ich möchte ja heute die italienisch geprägte, doch modernisierte Küche von Chef Riccardo Di Giancinto im vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnetem All’Oro kennenlernen. Riccardo Di Giacinto wahr mehrere Jahre international tätig, unter anderem auch bei Ferran Adria. 

2007 hat er mit seiner Frau Ramona und ihrer Schwester Melina das All‘Oro eröffnet. 2017 ist das Restaurant in das neueröffnete The H‘All Tailor Suite Hotel umgezogen.

Angeboten werden im All‘Oro sowohl a la carte Gerichte wie auch verschiedene Tasting Menus: „All‘Origine“ mit den Klassikern des Chefs (EUR 120), „Il vostro All‘Oro“ mit einer vom Gast gewählten Selektion aus a la carte Gerichten (EUR 98), „L‘Oro di All‘Oro“ in neun Gängen (EUR 150), „All‘erbiv‘Oro“ mit vier veganen Gerichten und zum Zeitpunkt des Besuches ein Menü mit weissen Trüffeln um EUR 280. Ich entscheide mich für „L‘Oro di All‘Oro“.

Die Weinkarte ist haptisch zwar schlecht zu handhaben, doch gut bestückt, wenn auch generell auf der preislich sehr hohen Seite. Vielleicht bleiben die Touristen rundherum deshalb meist bei einem Drink oder einem offenen Glas Wein hängen. Der Bricco Rocce 2004 von Ceretto ist trotz seiner EUR 300 preislich wahrscheinlich im unteren Mittelfeld des Angebote angesiedelt, doch er ist ein wunderbar gereifter, grossartiger Barolo und bietet daher zumindest eine grosse Leistung.

Nun werden in zwei Runden eine Vielzahl von kleinen Grüssen aus der Küche gebracht; etwa ein flüssiger Panzanello, Cutanello von einem lokalen Produzenten, Auster mit Oyster Leave, Salami mit Brot und einem flüssigen Shot mit Salami-Geschmack: Alles gut abgestimmt, vieles mit molekularem Touch, fein. (7+/10)

Danach dann Bruscetta: Eine Hauchdünne, geröstete Brotscheibe mit Olivenöl, Tomate, Büffelmozzarella, Olivenpulver und geräucherte Sardellenstückchen. Klassische Geschmäcker, modern und texturell interessant präsentiert. (7+/10)

Weiter dann mit Mezzalune: Wundebar die Süsse und der intensive Geschmack der Tomate, welcher mit dem dezenten Burrata und den Anchovis gut harmoniert. Erneut ein sehr klassich-italienisches Geschmacksbild, welches entschlackt auf moderne Art perfekt umgesetzt präsentiert wird. (8/10)

Anspreched, wenn auch nicht so herausragend dann die Pasta mit Tintenfisch und Zitronenzesten. (6+/10)

Dominant der Geschmack des laut Service mit Rosmarin aromatisierten Kartffel-„Millefeuiles“ (ein Türmchen angebratener Kartoffelscheiben), welches beim nächsten Gang die Jakobsmuschel mit Speckschaum doch recht in den Hintergrund treten lässt. (6+/10)

Nun wird in einer Eierschale ein Carbonara-Reduktion serviert: Eine Art Englische Creme mit Pecorino, knuspriger Speck, darauf Parmesanmousse, das hat Power und intensive, doch gut abgestimmte Carbonara-Armen! (8/10)

Im nächsten Gang dann Raviolini, gefüllt mit einer flüssigen Mascarpone-Füllung, Entenragout und einer Rotweinreduktion. Was der Service as den „most iconic signature dish“ anpreist, gefällt durchaus, aber ist von den besten Gängen an diesem Abend schon noch ein Stück entfernt. (7/10)

Erneut verspielt dann die Cappellettini-Pasta, gefüllt mit Brühe, dazu einem Parmesanschaum und Zitronenzesten. Traditionell werden Cappellettini oft als Suppeneinlage verwendet, hier wird das ganze verändert und der Teig umschliesst die Brühe. Doch weder die Brühe noch der dezente Parmesanschaum wirken mehr als „nett“; beim gehobenen Italiener wäre das mehr als perfekt, doch auf Guide Michelin Stern Level würde ich mir noch mehr wünschen. (6+/10)

Pollo Cacciatore ist ein traditionell-italienisches Geflügelgericht, in welchem das Huhn nach kurzem Anbraten gemeinsam mit Tomatensauce, Wein, Kräutern und Knoblauch geschmort wird. Die Küche des im Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichneten All’Orro hat auf dieser Basis wieder ein wunderbar-modernisiertes Gericht entwickelt, diesmal ohne „molekulare Spielereien“, dafür aber mit einer menge Geschmack. (7+/10)

Als Pre-Dessert dann ein (eher grobes) Brioche-ähnliches „süsses“ Bruscetta mit Tomaten, Erdbeere und Basilikum. (6+/10)

Nun folgt ein „Tiramiu“ – Mascarbone-Creme und Kaffee-Bisquit in einer Meringue-Sphäre mit Schokolade. Eine tolle Neukonstruktion des klassischen Desserts, welche vielleicht bemüht klingen mag, doch wunderbar rund wirkt und am Gaumen grossartig schmeckt. (7/10)

Zum Abschluss dann noch einige Petit Fours.

Das Küchenreise-Rating

Traditionelle italienische Geschmacksbilder, auf kreative und leichte Art modern neu interpretiert: So lässt sich die Essenz der Küche von Chef Riccardo Di Giancinto im vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichneten All’Oro beschreiben.

Vielleicht auch daher der hohe Anteil an Touristen: Man fährt schliesslich nicht nach Rom, um japanisch oder koreanisch zu essen (anders als vielleicht in Paris). Doch da könnte man das Restaurant All’Oro unterschätzen: Die Gerichte sind kreativ, die Geschmäcker fein abgestimmt, die Kompositionen gut gelungen; und sie heben sich – mit kleinen Ausnahmen – von normalen touristischen Gaststätten weit ab.

Der Service ist freundlich, die Räumlichkeiten etwas dunkel. Die Preise sind gehoben, nicht nur bei den Menüs sondern gerade auch bei der Weinkarte.

Restaurant All’Oro *, Rom (Italien)

Bewertung Essen (?): / 10
Küchenreise-Rating (?): 4 –  gerne wieder
Guide Michelin: *
Gault Millau:
Gusto:
Küchenchef: Riccardo Di Giancinto
Adresse: The H’all Hotel, Via Guiseppe Pisanelli, 23/25
IT – 00196 Rom
Telefon: +39-06-9799 6907
Web: ristorantealloro.it
Kosten:

Unterschiedliche Menüs und a la Carte Gerichte; das beschriebene „L’Oro di All’Oro“ kostet EUR 150

Angekündigter Besuch (?): Nein
Einladung (?): Nein
Extras (?): Nein
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung.
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