Peking und Retour in Berlin
Ein Samstag Mittag im Sommer in Berlin. Die Luft flirrt vor Hitze. Trotzdem knurrt der Magen, es wird am fehlenden Frühstück liegen.
Opentable.de checken. Was kann uns abkühlen, wo wird auch unser Gaumen erfrischt? Raue, Tim Raue steht da am Display. 10 Minuten entfernt, freie Plätze vorhanden. Also auf den Weg gemacht, die Strassen jeweils die Schattenseite entlanglaufend.
Das Ziel in einer lebendigen Ecke in Kreuzberg. Durch den Innenhof treten wir ein in eine puristisch-elegante Retaurantwelt; ein Mac beschallt via iTunes die Räumlichkeiten mit Lounge Musik (positiv gemeint), der Empfang ist freundlcih und herzlich. Wir werden zu unserem Tisch begleitet.
Das Lunch-Menü wird zum fairen Preis von EUR 28 (2 Gänge) bis EUR 58 (5 Gänge) angeboten, mit Aufpreisen für einzelne Speisen wie die Peking Ente. Angesichts der sommerlichen Temperaturen draussen entscheiden wir uns für einen „leichten“ Lunch mit nur 4 anstatt 5 Gängen.
Unser Lunch im Restaurant Tim Raue in Berlin
0. Grüsse aus der Küche
Als erster Gruss aus der Küche drei Schälchen mit a) gelbem Rettich mariniert (kühl, etwas Süsse), b) Cashewnüssen mit Curry (angenehm scharf) und c) einem Salat mit Radieschen, marinierten Karotten und asiatischem Dressing (klingt einfach, war aber verblüffend gut!). Genau der richtige Einstieg an einem Sommertag wie diesem!
Als zweiter Gruss folgte dann in einem Schlächen ein Dashi Fonds (Fischsud) mit Shiso Blatt (eine in Asien heimische Pflanze, welche lt. Wikipedia auch Sesamblatt oder Schwarznessel genannt wird. Im Geschmack ein wenig an Minze erinnernt). Bedienungsanleitung: Blatt zuerst kauen, dann Fonds drinken. In zweiterem ein Eiswürfen, auch daher sehr erfrischend!
1. Ikarimi Lachs Sashimi & Mandarine
Ein Shasimi vom Ikarimi Lachs (tolle Qualität= auf einer dünnen Scheibe von gefrorenem Mandarinensaft (leichte Bitternote) mit Tupfern von scharfer Majonese; sowie Kumquat Scheiben und ein Stück marinierter Karotte. Sehr fein, und erneut wunderbar für den heissen Sommertag!
2. Kabeljau, Jadesauce & Wasabikraut
Als Kaptain Iglo noch Kabeljau fing, kannten wir diesen Fisch fast nur in tiefgefrorener und panierter Form. Die Meere sind halb leergefischt, und auch Kabeljau ist eine Spezialität geworden – und wenn er wie im Raue saftig und auf den Punkt gegart auf den Tisch kommt eine gar köstliche. Dazu Jade-Sauce, Gurke, Staudensellerie und Senfkörner – ein sehr gelungener Gang!
3. Peking Ente Interpretation TR
Die Peking Ente in der Interpretation TR ist ein „Signature Dish“ im Raue. Links hinten im weissen Gefäss die Entenbrühe mit in Mitteleuropa nicht so üblichen Inkredenzien wie Entenzunge und Entenleber (?) sowie viel Geschmack gebender Staudensellerie – köstlich!
Am Teller rechts vorne die Ente: Ein Stück Entenbrust auf einer Buchweizenwaffel (nicht mehr ganz sicher, mit was gefüllt), eine Keule – butterzart das Fleisch, wunderbar kross die Haut, tiefgründig der fonds.
Am Teller links dann noch Entenleberparfait und weitere Zutaten (nicht mehr ganz sicher, was…)
Diese Speise ist in verschiedenen Medien schon höchst euphorisch, aber auch höchst kritisch beurteilt worden; und hat sie vorzüglich geschmeckt. Die lange Entwicklungszeit (irgenwo stand mal 1.5 Jahre Experimentierphase) hat sich gelohnt.
Im Hintergrund, am Teller rechts hinten, die alternative Hauptspeise, ein Riinderfilet mit roter Beete und Trüffel; sehr gute Fleischqualität, schöne Kombination mit der Roten Beete und den Trüffelaromen, wenn auch von der Komplexität nicht mit der Peking Ente vergleichbar.
4.a Rohmilch Gouda, Rum Rosinen & Minzuna
Desserts in der in Europa gekochten asiatischen Küche sind immer ein heikles Thema. Herr und Frau Europäer wünschen sich nun mal ein Dessert, und am besten – alle Experimentierfreude bei den Gägnen vorher ignorierend – soll es wie „zu Hause“ schmecken. Manchmal ergibt das gar absonderliche Kreationen.
Nicht im Raue, wir fanden Käse und Dessert sehr ansprechend und asiatisch inspiriert. Zunächst zum Käse: Ein gut gereifter Rohmlich-Gouda, dazu Rum Rosinen und Minzuan ( japanischer Salat – die grünen Blätter). Einfach und ein schöner Abschluss.
4.b Ercolini Birne, Schokolade & Kreuzkümmel
Alternativ als Dessert: Eine gar köstliche und geschmacksintensive kleine Ercolini-Birne, gefüllt mit Schokoladencreme, im Birnensud mit Kreuzkümmel Dazu ein gelungenes Schokoladeneis mit Birnenspänen. Ebenfalls ein guter Abschluss.
5. Wildkirschen, Mandelcreme und Basilikum
Als eine Art „asiatische Patisserie“ dann noch mit Mandelcreme gefüllte Wildkrischen mit Basilikum. Gut, aber nciht zu Euphoriestürmen hinreissend.
Das Finanzielle:
Zwei mal 4 Gänge (mit Aufschlag für die Peking Ente) mit Wasser, 2 Glas des empfohlenen Weines sowie Kaffee für wohlfeile EUR 140. So macht Sterneküche Spass!
Unser Küchenreise-Rating:
Alles in allem der perfekte Lunch für einen heissen Sommertag, leicht und erfrischend, voll Abwechslung und inspirierend; und das ganze in sehr angenehmer und unkomplizierter Atmospähre. Berlin, wir kommen wieder; Raue, wir kommen wieder, keine Frage!
5 – Unbedingt wieder
(1 – nie wieder, 2 – wenn’s die Umstände erfordern, 3 – wenn es sich ergibt, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Restaurant Tim Raue
Rudi-Dutschke-Strasse 26
D-10969 Berlin