Flämische Landpartie
Antwerpen, Brügge und Gent, das waren die jüngsten Aufenthalte im Rahmen unserer Sternereise Flandern/NRW. Bezaubernde Städte, alte Fachwerkshäuser, der verführerische Duft der Chocolatiers, entspannte Stimmung an den Kanälen.
Doch jetzt geht es von Gent hinaus aufs Land. Nicht weit, das Ziel unserer Landpartie liegt etwa 25 Minuten von Gent entfernt. In Kruitishoutern liegt das Restaurant Hof van Cleve, einer der drei in Belgien vom Guide Michelin mit 3 Sternen ausgezeichneten Restaurants.
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Unser Navigationssystem führt uns über die Autobahn, über Hauptstrassen, über Nebenstrassen. Das Land wird immer flacher, der Mais immer höher, die Kühe immer grösser. Je weiter wir fahren, umso weniger schicke Häuser zwischen den Feldern, umso mehr Landwirtschaft.
Nach einem Zwischenstopp in unserem Quartier für diese Nacht (Lesen Sie mehr: Provenzalische Idylle in Flandern) erreichen wir gegen 19:30 das Restaurant. In einem ehemaligen Bauernhof betreibt Peter Goossens hier eines der wenigen belgischen 3-Sterne-Restaurants.
Gelernt hat der 50-jährige Peter Goosens unter anderem in grossen Pariser Häusern. 1987 hat er im Hof van Cleeve angeheuert, das Restaurant 5 Jahre später übernommen. 1998 war er der jüngste Chef in Belgien mit 2 Michelin-Sternen, seit 2005 hat das Restaurant 3 Sterne.
Unser Dinner im Restaurant Hof van Cleve in Kruishouterm
Schick renoviert ist der Bauernhof, elegant ist die Einfahrt, nobel sind die dort geparkten Karossen. Wir nehmen zunächst auf der Terrasse Platz – die Temperaturen an diesem Abend sind zwar frisch, doch noch wärmt die Sonne.
Wir entscheiden uns bei einem Glas Champagner für das 7-gängige „Freshness of Nature“ Menü. Und schon werden die ersten Snacks aufgetragen.
Snacks to start with
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Combava: mint grapefruit – ein Schälchen mit einem Shot von der Kaffir-Limette, Minze und Grapefruit – eröffnet den Reigen; uns gefällt die erfrischende Mischung mit Säure und einem Hauch Bitterkeit.
Der Taschenkrebs geht bei Softh Shell Crab: lime, vadouvan eine vorzügliche Geschmackskombination mit der Limone und dem Vadouvan-Gewürzmischung ein.
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Die Kunst, geschmackliche Sensationen auf kleinem Raum zu präsentieren, demonstriert die Küche von Peter Goosens auch bei den nächsten beiden Snacks.
Wagyu: sesam, parmesan kombiniert eine Rolle von perfektem rohem Fleisch vom Wagyu-Rind mit Sesamsamen, Sesamöl und Parmesan und hinterlässt einen wunderbar runden Geschmack in unserem Mund.
Sodann wird eine festfleischige, intensive Makrele mit kleinen Apfelstückchen, Sorbet von grünem Apfel und einem Avocado-Tupfer zu einem grossartigen Snack vereint (Mackerel: avocado, green apple)
[row][column size=“1/2″][/column] [column size=“1/2″][/column][/row]Erneut zum Schwärmen bringt uns die Hühnerleber mit einem Krustentier-Gelee, kleingewürfelten Schalotten und einem Cracker (Chicken Liver: shalllot, shellfisch).
Zum Abschluss folgt ein Sea Salad, in wunderbar mollig-rundem Dashi-Sud befinden sich Algen, Muscheln und kleine Shrimps. Das riecht nach Meer, das schmeckt nach See – toll! (Dashi: sesam, sea salad)
Eine wirklich beeindruckend Demonstration wunderbar moderer Gerichte, denken wir, als wir von der Terrasse in das Restaurant wechseln! (10/10)
Scottish Salmon ‚Label Rouge‘: Miso, ginger, lettuce
Entspannt-gediegen ist die Atmosphäre im Restaurant, und auch das Beobachten der Nachbartische ist abwechslungsreich: Vom älteren amerikanischen Ehepaar bis zum sonnengebräunten Mittel-Fünfziger in Begleitung zweier Damen mit sehr kurzen Röcken und sehr teuren Handtaschen…
Der erste Gang schliesst nahezu nahtlos an die eindrucksvollen Snacks ein. Ausgezeichnet ist der marinierte Lachs, asiatisch angehaucht die Kombination mit Miso und Ingwer, spannend das Sojaeis und der leicht herbe Feta-Schaum.
In einem zweiten Tellerchen erhalten wir eine Sommerrolle mit, welche gleichfalls voll überzeugt, (9/10)
Lobster ‚Oosterschelde‘: Sea aster, watercress, dune asparagus
Der Hauptdarsteller des nächsten Ganges ist Hummer aus Oosterschelde, einem Meeresarm in der nahen niederländischen Provinz Zeeland.
Von der Konsistenz kann uns dieser nicht 100-prozentig überzeugen, doch die Kombination mit Auster, Wasserkresse, hauchdünn aufgeschnittenem weissem Dünen-Spargel und einer wunderbaren am Tisch angegossenen Estragon-Mousseline ist stark. (8/10)
Line-caught Seabass: Fennel, bellota, bouillabaisse
Safrangelb strahlt uns nun eine köstliche Bouillabaisse mit geangeltem Wolfsbarsch an. Köstlich ist der Fisch, fein sind die Muscheln. Der Fenchel fällt durch ein zu viel an Faserigkeit etwas aus dem harmonischen Bild, der Bellota-Schinken gibt dafür eine schöne Aromatik. In Summe rund, harmonisch und technisch präzise, wenn auch ohne den außergewöhnlichen Wow-Effekt. (8/10)
Eel ‚Grevelingen‘: Mimolette, suckling pig, young cauliflower
Im nächsten Gang kombiniert die Küche auf zwei Arten zubereiteten Aal aus der nahen Grevelinger Meeresbucht mit zarten jungem Schweinefleisch mit intensivem Geschmack.
In Kombination mit Blumenkohl und einer Sauce aus grünen Kräutern zeigt dieser Gang, dass auch Zutaten abseits der traditionellen Luxusprodukte und aus lokaler Landwirtschaft und Fischerei die Basis für sehr wohlschmeckende Gerichte ergeben! (8/10)
Selected Beef: Pea, bone marrow, cévennes onion
Der Einstieg zum Hauptgang ist eine intensive, verführerisch duftende Consommé mit Knochenmark, darauf ein Cracker mit Bellota-Schinken.
Danach dürfen wir aus einigen von einem Künstler gestalteten, in Design und Farbe unterschiedlichen Messern jenes wählen, welches uns zum Fleischgang am meisten zusagt.
Das Fleisch, sowohl rosa gebraten wie auch geschmort, ist intensiv im Geschmack und fester in der Konsistenz. Dazu gibt es Kartoffel, Zwiebel, Erbsen und einen schönen Jus. Ein guter, sehr klassisch angelegter Gang. (7/10)
Käse
Vor dem Dessert geniessen wir dann noch eine kleine Käse-Auswahl.
Pre-Dessert
Strawberry ‚Gariguette’: Lemon, verbena, hammam tea
Das erste „richtige“ Dessert ist dann der Erdbeere gewidmet: Das intensive, unverfälschte Aroma der Gariguette-Erdbeere zieht uns in seinen Bann, das Zitroneneis und der Tee-Schaum mit Minze ergänzen gut. (7/10)
Chocolat ‚Boa Sentenca‘ 65%: Morello, beetroot, pistachio
Schokoladig-fruchtig ist dann das zweite Dessert: Die Kombination von Schokolade (Eis, Creme, …), Himbeeren, Pistazien, Kirschen und Kirschsaft ist produktfokussiert und ergibt ein schönes Zusammenspiel, über den Einsatz von roter Beete in einem solchen Dessert kann man allerdings geteilter Meinung sein (doch das ist pure Geschmackssache) (8/10)
Chocolate and sweets
Zum Kaffee geniessen wir dann noch ein kleines Stück Zitronenkuchen. Um mit vollem Magen zufrieden die Heimfahrt in Angriff zu nehmen.
[tabs title=“Tabs Group Title“ active=1 event=“click“] [tab title=“Rating“]Unser Küchenreise-Rating
Die Küche von Peter Goosenshat zwei Gesichter:
Da ist das Avantgardistische – moderner angelegte Teller, welche mit den Geschmackssinnen virtuos spielen, präzise umgesetzt sind und uns begeistert haben.
Und da ist das Klassischere – Gerichte, welche oft weniger komplex und sehr klassisch geprägt sind und die ausgezeichnete Qualität der Produkte in den Vordergrund stellen, doch das „Wow“-Erlebnis vermissen lassen, welches wir in 3-Sterne Restaurants so gerne finden.
In Kombination hätten wir uns einen Tick mehr erwartet, denken wir zum Abschluss unserer „flämischen Landpartie“.
Das Restaurant im alten, renovierten Bauernhof positioniert sich exklusiv, die Limousinen vor der Türe teuer und die Preise im Restaurant sind auch entsprechend gehoben.
4 – Gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)
Wie bewerten andere?
Der Guide Michelin verleiht dem Restaurant Hof van Cleve in Kruitshoutem drei Michelin-Sterne. Der Gault Millau bewertet die Küche von Peter Goossens mit 19.5 Punkten.
[/tab][tab title=“Blogroll“]Blogroll – was schreiben andere?
- Hof van Cleve (This guy’s food blog, 2014, Englisch)
- Hof van Cleve (Belgian Taste Buds, 2014, Englisch)
- Lokal und weltweit (Das Filet, 2013)
- Am Hof des Meisters (Sternefresser, 2012)
- Hof van Cleve (ElizabethOnFood, 2012, Englisch)
Das Finanzielle
Die Kosten für zweimal das grosse Menü (mit einmal Käse), vorab Champagner, eine volle und eine verkürzte Weinbegleitung, Wasser und Kaffee betrugen doch gehobene EUR 749,-
[/tab][tab title=“Adresse“]Die Adresse
Riemegernstraat 1
BE-9770 Kruishoutern
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