Ganz schön klassisch

Im Buch „Die vergessene Welt“ beschreibt der schottische Autor Athur Conan Doyle von der abenteuerlichen Entdeckungsreise des Professsor Challenger zu einer südamerikanischen Hochebene, auf welcher abgeschlossen vom Rest der Welt prähistorische Tiere überlebten.

Die Expedition gelingt trotz vielfältiger Verwicklungen mit Flugsauriern und Affenmenschen, trotz erbitterter Streitereien im Team; und der Fund von Diamanten erlaubt es den Zurückkehrenden gar, den gewonnenen Wohlstand zu geniessen.

Auch der Kaiserstuhl nahe Freiburg im Breisgau wirkt wie eine versteckte, vergessene Welt. Schon oft sind wir die A5 entlang gefahren, haben das kleine Mittelgebirge aus der Ferne gesehen. Nun haben wir uns wie Professor Challenger zu einer Expedition entschlossen.

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Unser Weg führt uns immer höher, an den Rand des Vulkans. Ja, der Kaiserstuhl war einst ein Vulkan. Als wir den höchsten Punkt überschritten haben, erwartet uns eine pittoreske Welt – in das Lössgestein wurden eine Vielzahl von Terrassen geschaffen, welche zum Grossteil dem Weinbau dienen.

Und mitten im Zentrum des Vulkans – Vogtsburg. Und der Schwarze Adler von Franz Keller.

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Die Weine von Franz Keller sind weithin bekannt und oft gepriesen. Im Stammhaus der Familie befindet sich das Restaurant, welches seit 1969 vom Guide Michelin durchgängig mit einem Stern bewertet wurde. Wir sind heute Spontan-Gäste für einen Lunch, werden freundlich empfangen und erhalten glücklicherweise den wahrscheinlich letzten freien Tisch im gutbesuchten Speiselokal.

Unser Lunch im Restaurant Schwarzer Adler in Vogtsburg am Kaiserstuhl

Die Karte im Schwarzen Adler bietet neben einem Menü ein breites a la Carte-Angebot. Ob Gänseleber, Froschschenkel, Bretonischer Hummer oder – die Hausspezialität – getrüffelte Poularde für 2 Personen, der Schwerpunkt liegt klar auf der klassisch-französischen Küche.

Absolut beeindruckend ist die Weinkarte. Franz Keller ist nicht nur Weinproduzent, sondern auch Sammler von exquisiten Weinen etwa aus Frankreich.

Wir bedauern es, angesichts des famosen Angebotes und der beeindruckenden Jahrgangstiefe nur zu einem Glas aus dem Offenausschank greifen zu können; unser Auto steht vor der Türe und die Reise ist noch lange.

Gruss aus der Küche

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Zum Einstieg grüsst die Küche mit einer frühlingshaften Lachs-Gamba-Terrine mit Bärlauchgemüse. (6/10)

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Danach werden uns Brot und Butter gereicht..

Tatar vom Vorderwälder Kalbsfilet mit Portweingélee und Wachtelspiegelei

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Nun kommen die Vorspeisen an unseren Tisch. Da ist einerseits ein Kalbstatar, serviert auf einer Scheibe Gänseleber, darauf Kartoffelstroh, gelber Kaviar und ein Wachteilei, und umgeben von Portweingelee. Ein ansprechender Einstieg! (7/10)

Gebratene Gänseleber auf Birnen- und Apfelragout mit Balsamicoglasur

 

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Sehr klassisch und auf das wesentlichste reduziert ist die gebratene Gänseleber, welche auf einem Birnen-/Apfelragout serviert und einer Balsamicoglasur begleitet wird.

Das schmeckt klassisch-gut, ist handwerklich sauber ausgeführt und von der Produktqualität überzeugend, lässt aber Komplexität oder gar Modernität vermissen und kann sich auch schwer von ähnlichen Gerichten anderer Restaurants abheben; und scheint mit EUR 38 auch preislich nicht ganz günstig. (6/10).

Getrüffelte Poularde aus dem Ofen

Ach, das waren noch Zeiten im letzten Jahrtausend! Gerichte für zwei Personen, Gerichte dargeboten in zwei Services. Am Tisch wurde tranchiert, filetiert oder gar flambiert.

Zum Hauptgang haben wir uns für die getrüffelte Poularde aus dem Ofen entschieden; sie ist auch (mit länger Wartezeit) in der Meersalzkruste oder (gegen Vorbestellung)

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Und nach bester Tradition wird uns dann das Geflügel zunächst präsentiert, dann wird es fachkundig filetiert und uns in zwei Gängen serviert.

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Die Poularde ist zart und ansprechend, die dazu gereichte getrüffelte Sauce intensiv und süffig. Doch die lieblosen „80er Jahre Beilagen“ – Frühlingsgemüse und Kartoffelkugeln – enttäuschen.

Ja, früher war dies in der gehobenen Gastronomie üblich, doch in diesem Punkt sind wir froh, das letzte Jahrtausend zurückgelassen zu haben. (6/10)

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Petit Fours

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Zum Abschluss bestellen wir einen Espresso, auch dieser erinnert uns leider an die 80er Jahre des vergangenen Jahrtausends und kann uns nicht begeistern. Sehr ansprechend dafür die gereichten Petit Fours.

Und geniessen dann bei der Weiterfahrt noch die wunderbare „vergessene Welt“ des Kaiserstuhles.

 

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Unser Küchenreise-Rating

Der seit 1969 durchgängig mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Schwarze Adler hat uns einen Ausflug in eine „vergessene Welt“ gewährt. Französisch-badische Hochküche, gewiss hier und da modernisiert, doch auf den Stärken der Kulinarik des späten 20. Jahrhundert gebaut.

Uns lässt das etwas ratlos zurück. Die moderne Küche hat sich weiterentwickelt, und das ist gut so. Für den einen oder anderen mag der Schwarze Alder ein wunderbares versinken in den gelernten und geliebten Geschmäckern früherer Jahre sein.

Auch wir haben unser Mittagessen genossen. Ja, die Küche verdient Beachtung, doch sie ist zu sehr klassisch. Einen Umweg würden wir dafür nicht in Kauf nehmen.

3 – Wenn es sich ergibt wieder 

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

Wie bewerten andere?

Der Guide Michelin bewertet den Schwarzer Adler in Vogtsburg mit einem Stern. Im Gault Milllau erhält das Restaurant 17 Punkte, der Gusto vergibt acht Pfannen.

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Das Finanzielle

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Für unseren Lunch für 2 Personen mit Vor- und Hauptspeise, je einem Glas Wein, Wasser und Kaffee haben wir EUR 189 bezahlt.

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Restaurant Schwarzer Adler

Badbergstrasse 23

D-79235 Vogtsburg

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