„How I hope heaven will be“ schrieb Grace Dent, Restaurant-Kritikerin des englischen Guardian, über das im März 2019 von Carlo Scotto eröffnete Restaurant Xier.
Ganz so euphorisch bin ich nach meinem Besuch im Restaurant in Marylebone in London noch nicht. Doch das Konzept ist spannend und Potential ist vorhanden; den Rest wird die Zeit zeigen.
Betritt man das Restaurant, so geht man zunächst im Erdgeschoss durch das zugehörige, more casual XR Restaurant, um dann im 1. Stock in das elegantere, ambitionierte Xier zu kommen.
Angeboten wird dort ein 10 Gang Menü (auch in vegetarischer Variante) um GBP 90; mit Wine und Cocktail Pairing um GBP 175.
Das Canapé, ein zum Start im Trockeneis-Nebel gebrachte Tarte mit Edamame, Minze und etwas wie Burrata war zweifelsohne Instagram-tauglich, doch leider langweilig und salzarm abgeschmeckt. (6/10)
Hauchdünn aufgeschnitten dann die Garnele wie auch der Crudo, der Yuzu gibt einen Tick Säure, roter Kaviar und die Erdbeeren ergänzen wunderbar. Klein aber wow – das ganze ist geschmacklich sehr ansprechend und von den Texturen abwechslungsreich. (8/10)
Der geräucherte Lachs brilliert dann mit aussergewöhnlicher Qualität, die fruchtigen Aromen der Gariguette-Erdbeere und der Schmelz der Foie Gras sind eine überraschend starke Kombination dazu! (8+/10)
Europa trifft Asien: Die europäschen Gnocchi mit Nussbutter sind fluffig und wohlschmeckend, die asiatische Kombu Tee aus Algen mit einem Tick an Schärfe passt hervorragend dazu. Negativ erwähnt sei der Orange Wein aus der Wein- und Cocktail-Begleitung, er wirkt (scheinbar gewollt) muffig und recht bitter. (7+/10)
Als Cleanser dann ein Granita Gin & Tonic mit einem Basilikumsorbet, serviert in einer halbierten, gefrorenen Apfelschale. Extrem kalt ist das Granita, auch geschmacklich bleibt dann wenig da; auch das Basilikum-Sorbet ist viel zu kühl/hart. Schon erfrischend, das Ganze, doch mehr Show als Geschmack. (6/10)
Ansprechend der Black Cod, welcher in einer Karamell-Miso zubereitet und mit einem pochierten Pfirsich, Ente und einem Kresseöl begleitet wird. (7/10)
Enttäuschend dagegen die Rotbarbe: Diese wirkt recht trocken und geschmacklich auch nicht herausragend auf mich, die Creme von der verbrannten Aubergine wirkt eindimensional abgeschmeckt. (6/10)
Das auf mich zu fest wirkende Fleisch des Filets wurde ansprechend mit Auberginenpüree und Kirschen kombiniert. (7/10)
Butterzart und geschmacklich stark die laut Service die medium-rare zubereitete Taube; die Beilagen halten nicht ganz auf diesem Niveau mit. (7+/10)
Vor dem Dessert dann noch ein minimalistischer Käsegang. (6/10)
The Sweet Tooth ist eine Serie an kleinen Desserts, welche dann am Tisch aufgebaut werden – alle durchaus ansprechend. (6+/10)
Restaurant Xier in London (UK)
Die Küche im Xier ist ambitioniert und farbenfroh, die meist kleinen Gerichte des 10 Gang Menüs von Carlo Scotto sind filigran; manche davon berauschend, manche in der technischen Umsetzung und von den Zutaten noch nicht ganz perfekt wirkend.
Das Ambiente gibt sich entspannt, der Service unkompliziert, und doch wirkt das alles noch deutlich verkrampfter als etwa im Hide Above. Ich bin gespannt, wie sich das Restaurant entwickeln wird!
Bewertung Essen (?): | 6+ / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 3 – wenn es sich ergibt wieder |
Guide Michelin: | – |
Gault Millau: | – |
Gusto: | – |
Küchenchef: | Carlo Scotto |
Adresse: | 13-14 Thayer St, Marylebone UK – London W1U 3JR |
Telefon: | +44-20-7486 3222 |
Web: | xierlondon.com |
Kosten: |
10 Gang Menü GBP 90 (inkl. Wine/Cocktal Pairing GBP 175) |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |
Ein schöner Bericht – ich werde bei Gelegenheit auch einmal hingehen.
Übrigens: Ein „10 Gang Menü“ gibt es nicht, wohl aber ein 10-Gänge-Menü. Und was meinen Sie mit „um 90 GBP“? Variiert der Preis um 90 GBP herum?
Vielen Dank für das nette Feedback und das Interesse!
Bez. dem oft diskutierten Gang vs. Gänge Punkt: Sprache entwickelt sich dynamisch und leider nicht immer logisch. Der Duden erlaubt beibe Varianten (zB ‚Drei-Gang-Menü‘ oder ‚3-Gänge-Menü‘; siehe https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Profi-Tipps-fur-den-alltaglichen-Sprachgebrauch); aber zB auch Variationen wie ‚Dreigängemenü‘ (https://www.duden.de/rechtschreibung/Dreigangmenue). In der gehobenen Gastronomie scheint mir die Verwendung von ‚Gang‘ die gebräuchlichere geworden zu sein.
Point taken bez. „um“, vielen Dank.