Ein paar Minuten nach zwölf
Du kannst das La Vie natürlich an einem Freitag-Abend besuchen, für ein ausgiebiges Dinner. Du kannst auch Mittwoch für einen Lunch mit Kunden vorbeikommen. Eh alles gut und eine tolle Sache.
Wir empfehlen Dir jedoch, das Restaurant am am Samstag anzusteuern. Und zwar ein paar Minuten nach zwölf.
Nicht preussisch genau Punkt zwölf, selbst wenn Osnabrück zwei Mal ein Teil von Preussen war. Schliesslich willst Du ja heute entspannt eine grossartige Zeit verbringen, und da ist sekundengenaue Pünktlichkeit schlichtweg übertrieben.
Unser Lunch im Restaurant La Vie in Osnabrück (D)
Die nächsten Stunden sind nun Dir und Deinem Essen gewidmet. Wahrscheinlich warst Du vorher schon mittendrin im Einkaufstrubel der bezaubernden Stadt Osnabrück, jetzt wirst Du die Hektik nur noch durch die hohen Fenster der mondänen Villa von Deinem Tisch beobachten.
Wähle zum Einstieg doch ein Glas Champagner, das hilft erfahrungsgemäss beim Studium der Karte. Du wirst nicht bessere Entscheidungen treffen, doch zufriedener mit diesen sein! Wobei es eigentlich ganz unmöglich ist, im La Vie schlechte Entscheidungen zu treffen.
Grüsse aus der Küche
Bald wird der erste Gruss aus der Küche Deinen Tisch erreichen.
Bei uns war dies ein hauchdünner Kartoffelchip mit Kräutercreme, Blüten und Kohlrabi-Eis. Mit dem Löffel haben wir den Chip zerbrochen und den Mix der kräutigen Aromen, der leichten Bitterkeit der Blüten und des erfrischenden Eises sehr genossen!
Alte Küchenweisheit – das Brot ist füllt den Magen der Gäste. Dann lieber Vorsicht, es erwarten Dich noch einige köstliche Gänge. Ach, wäre das Brot im La Vie doch nur nicht so fein.
Den Reigen der Grüsse schliesst dann eine Gazpacho mit roter Beete, Wildlachs und Tofu ab. Die Schale wirkt schon optisch sehr kunstvoll – die grünen Tupfen sind übrigens Pistazienöl. Das haben wir beim sehr freundlichen Service erfragt.
Wie es uns geschmeckt hat? Der Wildlachs war grossartig. Wir starten hiermit ein Plädoyer für die Rückkehr des Lachses in die Sterneküche! Schliesst Du Dich uns an?
Die leichte Schärfe des Süppchens gab dem Gericht eine sehr schöne Note, und das ganze war eine runde und tolle Kombination! (Grüsse: 8+/10)
Loup de Mer – mariniert:, Blumenkohl, Quinoa, Zitrone
Der mariniertem Loup de Mer wird Dich an die salzige Brandung der Nordsee erinnern, so ist es uns zumindest ergangen.
Unter dem Fisch erfrischendes Quinoa, dazu Blumenkohl, Gurke, die leichte Schärfe des Rettichs, Zitrone, jodiger Kaviar. Verschiedene Temperaturen, Konsistenzen. Nimm einen Löffel von hier, einen von da. Unterschiedliche Geschmäcker kommen und gehen wie die Wellen.
Keine Extreme, doch schön abwechslungsreich und damit spannend. Wir lieben es, das Meer zu beobachten, und wir würden es lieben, von einem solchen Teller stundenlang zu essen! (9+/10)
Die Algenfoccacia dazu? Klar, auch diese erinnert an das Meer. Uns war sie ein wenig zu kalt, zu fest, zu salzig. Aber das ist Geschmackssache.
Aal – geräuchert & gegrillt; Korinthen, Mandelcreme, Eigelb
Nun wirst Du Dich freuen, dass auch Fische wie der Aal wieder ihren Weg in die Top-Gastronomie gefunden haben. Sie verdienen das – wir erhalten zwei Stücke, einmal geräuchert und einmal gegrillt. Das feste und fettreiche Fleisch schmeckt saftig, intensiv und weist eine schöne rauchige Note auf.
Das harmoniert toll mit der Mandelcreme, den grünen Mandeln und den Korinthen; separat gibt es zum Vorab trinken einen Dotter vom Wachtelei in warmer Brühe. (9/10)
Wir wollen Dir nicht vorenthalten, dass es im La Vie auch eine schöne Terrasse im 1. Stock gibt, welche Du etwa zur warmen Jahreszeit für einen Apero nutzen kannst.
Oder auch gemütliche Sitzecken und eine umfangreiche Auswahl von Zigarren.
Taubenbrust – rosa; Corn, Korn
Doch weiter zum ersten Fleischgang. Jetzt könnte Dich etwa eine rosa gebratene Taubenbrust erwarten,. Uns ist es zumindest so ergangen.
Verschmähe sie nicht – diese Taube war einfach Klasse! Zart, eine leichte Wildnote ohne jede Penetranz, perfekt zubereitet. Dazu gibt es „Corn“ und „Korn“ – Mais in verschiedenen Zubereitungsarten wie auch Getreide auf der Taube.
Wow ist auch der „falsche“ Maiskolben auf einem kleinen, separaten Gefäss, welcher aus Taubenleber mit weisser Schokolade gemacht ist. (9+/10)
Müsli
Bei Müsli denkst Du vielleicht eher an den morgen als an den jetzt schon angebrochenen frühen Nachmittag. Doch lass Dich nicht in die Irre führen!
Was die Küche von Thomas Bühner hier auf den Tisch bringt, passt perfekt als kleines und wohlschmeckendes Intermezzo vor dem Hauptgang. Die Milch / der Schaum ist, wenn wir uns nicht irren, mit Petersilienwurzeln und Hafer zubereitet.
Die Einlagen – etwa Mais, Erbsen, Karotten, Sellerie, gehackte Pekanüsse – wurden im Trockenschrank dehydriert („Air Dry“ nennt man das auf Neudeutsch) und schmecken dadurch noch intensiver als gefriergetrocknete Zutaten. Wirklich sehr spannend, so unser Eindruck! (8+/10)
Rehbockrücken; Topinambur, Kirsche
Nun bist Du „schon“ beim Hauptgang angelangt. Aber Du hast es ja nicht eilig heute an diesem lazy Saturday Afternoon. Einzig Dein Magen ist schon etwas voller und die Einkaufstaschen der draussen vorbeilaufenden Osnabrücker schon schwerer.
Wir haben nun ein Reh genossen, perfekt in Substanz und Geschmack und so gar nichts von dieser leicht lebrigen Note, welche Sous Vide zubereitete Rehe auch in Sternerestaurants immer wieder mal haben. Wie schön!
Das ganze hat perfekt mit dem Topinambour (als Creme und getrocknet) und der Säure und Süsse gebenden Kirsche harmoniert. Wir denken, das würde Dir auch gefallen! (9/10)
„Fluffy Duck“
Nun ist es Zeit für Süsses. Das Quietschentchen, welches Dich nun anlacht, ist essbar (und schwimmt auf einem Cocktail aus Mango und Eierlikör) und nennt sich offiziell „Fluffy Duck“. (8+/10)
Inspiriert hat Chef-Pattissier René Frank dazu eine 16,5 Meter hohe Quietschente im Hafen von Hong Kong, eine Kunstinstallation des Niederländers Florentijn Hofman. Falls Du jetzt nach Hong Kong fahren willst: Die Ente schwimmt nicht mehr im Hafen. Aber es gibt jede Menge tolle Restaurants in der Stadt. Lies doch einfach unser Hong Kong Special!
Rhabarber – confiert – roh; Zitronencème, Estragon, Tapioka
Eine Süssigkeit ist selten genug, und das Entchen war ja auch nur das Vor-Dessert. Ein würdiger Abschluss eines tollen Menüs ist dann etwa Rhabarber (confiert und roh), eine Zitronencreme und Estragon. Wir geniessen die verschiedenen Rhabarberzubereitungen, den schönen Zitrusgeschmack, die lebendige Säure, die abwechslungsreiche Texturen! (8+/10)
Einzig die Tapioka-Perlen musst Du lieben oder Du wirst sie hassen. So wie wir. Den grossen kulinarischen Wert dieser Bubble-Tea-Zutaten haben wir nie so ganz verstanden. Aber, wie schon gesagt, Geschmäcker sind verschieden. Liebst Du sie denn nun eigentlich oder hasst Du sie? (8+/10)
Petit Fours
Nun wirst Du in Deinen Essen & Geniessen Rhythmus verfallen sein. Doch jetzt gilt es hart zu sein und allfällige Tränen zu unterdrücken: Dein Lunch neigt sich dem Ende zu.
Ein paar Süsse Kleinigkeiten werden Dir jedoch den Abschied versüssen! Unter anderem aus dem sicherlich bald schon legendären „Kaugummiautomaten“!
Na, war das nicht ein schöner „Lazy Saturday Afternoon“?
Unser Küchenreise-Rating
Die Gerichte von Thomas Bühner, Patissier René Frank und Team wirken schon optisch wie kleine Kunstwerke; geschmacklich sind sie eine grossartige Kombination verschiedener Bestandteile und Zutaten allerbester Qualität. |
Die Küche spielt mit Aromen und Texturen, mal reduzierter, mal opulenter; immer jedoch im richtigen Rahmen bleibend. Die Klarheit der Aromen und die Kreativität der Gerichte hat uns sehr gut gefallen!
Das La Vie ist eine wunderbare Kombination aus elegantem Rahmen und unkomplizierter Lässigkeit. Letztere besonders am Samstag Mittag!
Restaurant La Vie, Osnabrück (D)
Bewertung Essen (?): | 9 / 10 |
Küchenreise-Rating (?): | 5 – unbedingt wieder |
Guide Michelin: | *** |
Gault Millau: | 19 / 20 |
Gusto: | 10 Pfannen |
Küchenchef: | Thomas Bühner |
Adresse: | Krahnstrasse 1-2 D-49074 Osnabrück |
Telefon: | +49-541 331 150 |
Web: | http://restaurant-lavie.de |
Kosten (Rechnung): | 275 EUR (2 Personen) |
Angekündigter Besuch (?): | Nein |
Einladung (?): | Nein |
Extras (?): | Nein |
Alle Bewertungen beziehen sich auf den Zeitpunkt des Besuches. Unsere Wertungen reflektieren einzig unsere persönliche Meinung. |
Blogroll: Was schreiben andere?
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Gourmax (2014) | La Vie |
Gourmet Unterwegs (2014) | La Vie |
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Sternefresser (2013) | Das Leben geht weiter |
ElizabethOnFood (2011) | La Vie |
Wir haben das Glück, in Osnabrück zu wohnen. Und sind regelmässig am Sa mittag im La Vie. Können alles hier geschriebene nur bestätigen!
Danke für das Feedback, Tim, und noch viele genussvolle Samstage im La Vie!
Die ist ja süß, die Fluffy Duck!!! War die essbar?
Na klar war die essbar, Silke! Wir sagen nur – Mango… um mehr zu erfahren, musst Du schon selber hin gehen!
Danke für den tollen Bericht! Hab so ein ähnliches Menü gegessen. Mein Lieblingsgang ganz klar der Aal!
Danke für das Feedback, Carla; und der Aal hat uns auch vorzüglich geschmeckt!
Laut Homepage des LaVie umfasst der Lunch 4 Gänge. Ich zähle hier aber ein paar mehr (ohne fluffy duck). Wisst ihr wie es dazu kommt?
Hallo Jens, wir sind sicher, dass wir die anderen Gänge nicht nur geträumt haben 😉 sie sind ja auch in Wort und Bild beschrieben.. Zu beachten ist, dass etwa Müsli kein „richtiger“ Gang ist, früher wäre das wohl ein Sorbet gewesen… Planst Du einen Besuch im La Vie?
Vielen Dank für die Antwort. Ich war nur neugierig, da ich selbst ohne Amuse, Pre-Dessert und Müsli 5 Gänge zähle. Aber beschweren wird sich da wohl niemand
Ich plane unbedingt einen Besuch, bin dabei auch auf das momentane Aktionsmenü „In 7 Gängen“(laut Homepage) gestoßen, dass aber scheinbar dem Lunch gleicht. Deshalb war ich neugierig.
Wie auch immer, ich freue mich schon sehr drauf.
Wir wünschen entspanntes geniessen, Jens! Und würeden uns über einen Kommentar freuen, wie esdenn war!