Weinbar with a Twist

Eine Weinbar, ein Weinbistro ist das Weinsinn. Die überdurchschnittliche Küche und unkomplizierte Atmosphäre geben den zusätzlichen „twist“ und heben das Restaurant von vergleichbaren Angeboten ab.

Bericht publiziert im Juli 2012. Das Restaurant erhielt im Nov. 2012 den ersten Michelin Stern sowie 15 Gault Millau Punkte.

Stellen Sie sich ein kleines Bistro vor: Hell die Räume, warme Farben, die Beleuchtung setzt schöne Akzente. Unkompliziert der Rahmen, Holztische ohne weisse Tischtücher, liebevoll zusammengetragene Einrichtungsstücke – ob vom Designer oder vom Flohmarkt.

Links hinten das Lachen einer Gruppe an einem grossen Tisch, rechts vorne ein verliebtes Pärchen, an einem anderen Tisch jemand aus der Nachbarschaft mit Hunger und Lust auf ein gutes Glas Wein.

Und alle geniessen ausgezeichnetes Essen, wählen aus einer umfassenden und spannenden Weinkarte. Und das ganze noch zu ansprechenden Preisen.

Gibt’s nicht? Schon gar nicht in Frankfurt? Besuchen Sie doch mal das Weinsinn im Westend, vielleicht kommt es Ihrer Vorstellung ja nahe!

Die übersichtliche Karte bietet neben in Summe knapp 10 Vorspeisen, Zwischengängen, Hauptgängen und Desserts auch ein 3- bis 5-gängiges Weinsinn Menü (EUR 46 bis 62) an. Dieses besteht grösstenteils aus tagesaktuellen Gerichten abseits der Standardkarte  – eine gute Gelegenheit, die Küche kennenzulernen. Das Menü war an diesem Abend auch unsere Wahl.

Unser Abendessen im Restaurant Weinsinn in Frankfurt

0. Grüsse aus der Küche

Der Einstieg – ein gerösteter Brot-Chip, darauf eine Paprikacreme und ein Stückchen Serrano-Schinken – stimmt auf den Abend ein.

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Die darauf folgende Tasse mit Cous-Cous, einer Garnele, Spargel und Spargelschaum macht Lust auf mehr.

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1. Wildlachs – Schmand – Gurke

Nun der erste Gang des Menüs mit den Schwerpunkten Lachs und Gurke. Wie hat Weinsinn Chef André Rickert diese klassische Kombination interpretiert? Auf dem Teller angeordnet fand sich Wildlachs (als Würfel, als Tatar) und Gurke (z.B. als Gurkeneis, aber auch als feine Scheibe vom Essiggürckchen). Schmand gab dem ganzen eine geschmackliche Verbindung, feine Radischenscheiben eine nicht nur optisch ansprechende Ergänzung. Ein toller Start in das Menü!

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2. Kartoffelcannelloni – Spargel – San Daniele

Das (am Bild unter den anderen Zutaten versteckte) Kartoffel-Cannelloni gross und wohlschkeckend. Dazu Karotte,  weisser und grüner Spargel (alles schön ‚knackig‘) und wiederum Schinken (diesmal San Daniele) – eine sehr gute frühsommerliche Komposition.

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3. Weisser Helibutt – Blumenkohl – Grüner Spargel – Curry

Fisch ist anspruchsvoll. Frisch muss er sein, von guter Qualität. Den optimalen Garpunkt gilt es zu erwischen – zu lange unter dem Salamander oder zu weit der Weg zum Tisch, und schon kann aus wunderbar glasig leicht übergart werden. Unser Heilbutt hat all die angeführten Kriterien erfüllt – perfekt auf den Punkt! Schön knackig und eine gute Ergänzung der Blumenkohl, der Currysud gab dem ganzen eine angenehme leichte Schärfe. Unser Lieblingsgericht an diesem Abend!

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4. Zwischengang: Rhababer-Ingwer Sorbet

Als Zwischengang wurde uns ein Sorbet aus Rhabarber und Ingwer gereicht, die Geschmäcker dezent und gut harmonierend.

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5. Perlhuhn – Pilze – Apfel – Hollunder

Perfekte Garpunkte sind eine Wissenschaft und eine Kunst noch dazu. Auch beim Hauptgang brilliert hier die Küche – das Perlhuhn war wunderbar zart und saftig, die Haut intensiv und geschmacksreich. Dazu gute Pilze, Kartoffelpüree, Pumpernickelbrösel und eine tolle Sauce. Ein Genuss!

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6. Schokolade  – Erdbeere

Intensiv das Schokoladesoufflee, wohl mundend die Erdbeere: Ein guter Abschluss des Menüs.

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7. Kaffee, Petit Fours

Zum Abschluss noch ein Espresso aus wunderbaren alten Meinl Tassen (welche über einen Flohmarkt ihren Weg ins Weinsinn gefunden haben) sowie eine kleine Süssigkeit.

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Das Finanzielle:

Ein mal 4, einmal 5 Gänge, vorab Champagner, ein Reichestal Spätburgunder „RR“ von Küstler, Wasser und Kaffee für in Summe sehr angemessene EUR 210.

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Unser Küchenreise Rating:

Ein Restaurant ohne Sterne und bisher konsequent ignoriert vom Gault Millau. Aus unserer Sicht damit klar unterbewertet. Einzig der Gusto Führer vergibt 7 Pfannen. Ende 2012 ist das Weinsinn endlich auf breiterer Basis von den Gourmetführern eingestuft worden. Und dann gleich 1 Michelin Stern und 15 Gault Millau Punkte (neben den 7

Nach einem etwas durchzogeneren Besuch im vergangenen Herbst (ohne Bericht) haben wir diesmal wieder einen tollen Abend erlebt: Von Atmosphäre, Essen und Weinangebot. Wichtig – das Weinsinn sieht sich als eine Art Bistrot: Erwarten Sie sich keine weissen Tischdecken, kein Hering Porzellan (wenn auch ein Stück von anderem Anbieter dem Hering Design sehr nahe kommt), keine Ansammlung von Luxusprodukten auf dem Teller.

Dafür ein gelungenes Beispiel, wie man Sternegastronomie für ein „Bistrot“ adaptiert – anspruchsvoll noch immer die Küche, doch attraktiv die Preise und unkompliziert der Rahmen. Eine „wine bar with a twist“ sozusagen. Wir kommen unbedingt wieder mal vorbei. Ach ja, und manchmal sind es Restaurants wie diese, welche dem Besucher die Scheu vor der Spitzengastronomie nehmen. Was wir gut finden.

5 – Unbedingt wieder (1 – nie wieder, 2 – wenn’s die Umstände erfordern, 3 – wenn es sich ergibt, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)

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Restaurant Weinsinn

Fürstenbergerstrasse 179
D-60322 Frankfurt am Main

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